Heute starten weit über 1.000 Teilnehmer*innen in die 6-monatige Erfassung der Hamburger Lehrkräftearbeitszeitstudie.
Innerhalb der letzten drei Monate haben sich mehr als 200 Multiplikator*innen von über 100 Gymnasien und Stadtteilschulen auf der Studienplattform registriert. Sie wurden in der Methodik und im Umgang mit dem Zeiterfassungstool der Hamburger Lehrkräftearbeitszeitstudie geschult. Sie betreuen vor Ort weit über 1.000 Lehrkräfte, die sich inzwischen zur Teilnahme angemeldet haben.
Die nun beginnende sechsmonatige Erhebungsphase der Studie, die von der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen unter Leitung von Dr. Frank Mußmann durchgeführt wird, umfasst auch eine Studie zur Lehrerbelastung. Die GEW unterstützt die Studie während ihrer Laufzeit unter anderem mit der Kampagne "Zeit für echte Zeit! Die Notwendigkeit, die Arbeitszeit der Lehrkräfte zu überprüfen und an die Realität anzupassen, hatte die GEW bereits seit Jahren gegenüber der Schulbehörde und der Politik angemahnt. Deshalb packt die GEW Hamburg - wie schon bei der Arbeits- und Belastungsstudie für Hamburger Schulleitungen - jetzt selbst mit an und unterstützt diese wissenschaftliche Untersuchung!
Es wird Zeit für echte Arbeitszeit!
Vertrauensarbeitszeit in der Schule ist erfassbar
Eine Expert*innengruppe der GEW hat gemeinsam mit Frank Mußmann, dem Leiter der Studie, 28 Tätigkeitskategorien von Lehrkräften identifiziert. Anhand dieser Kategorien tragen die Teilnehmenden in den kommenden Monaten täglich ihre tatsächlichen Arbeitszeiten in ein webbasiertes Zeiterfassungstool ein, das von der Kooperationsstelle der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Befragungsinstitut UZ-Bonn erstellt wurde. So werden Soll- und Ist-Zeiten vergleichbar. „Immer neue Aufgaben haben in den vergangenen Jahrzehnten die Vertrauensarbeitszeit an den Schulen immer weiter ausgehöhlt und ein vernünftiges Arbeiten unmöglich gemacht“, ärgert sich Torben Willander, langjähriger GEW-Experte für Lehrerarbeitszeit: „Es war an der Zeit, die tatsächlichen Arbeitszeiten zu erfassen.“
„Wir brauchen regelmäßige Belastungsstudien!“
Erste Ergebnisse liegen bereits vor
Bereits vorangegangene Studien zur Lehrkräftearbeitszeit haben gezeigt, dass die Kolleg*innen vor Ort von Beginn an einen individuellen Mehrwert von der Zeiterfassung haben werden. „Der erste AHA-Effekt ist meist, dass auch Wegezeiten oder das Lesen von schulischen Mails und Informationen der Verwaltung zur Arbeitszeit gezählt werden. Auch die Frage, ob die gefühlte Belastung tatsächlich von der Arbeitszeit abhängt, lässt sich bei der eigenen Zeiterfassung gut verfolgen. So erhalten die Lehrkräfte eine neue Sicht und Bewertung ihrer eigenen Tätigkeit“, betont Frank Mußmann.
GEW und Studienleitung sind sehr optimistisch
„Wir sind begeistert von dem hohen Engagement der Kolleg*innen vor Ort“, führt Yvonne Heimbüchel, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg, aus. Sie leitet das Projektteam der GEW-Kampagne, das wie die Studie selbst von Ehrenamtlichen getragen wird. „Dass wir jetzt mit einer so soliden Beteiligung starten können, ist schon ein Erfolg für die Lehrkräfte an Hamburgs Schulen und stimmt optimistisch für die wissenschaftliche Absicherung der Ergebnisse“, so Mußmann.
Zeichen der Zeit und Signal an die Politik
„Die hohe Beteiligung ist auch ein Zeichen für das, was die GEW schon lange weiß und auch im Bürgerschaftswahlkampf im nächsten Jahr wieder einbringen wird. Eine Überprüfung und endlich Anpassung der Lehrerarbeitszeitverordnung ist überfällig“, so Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg.
Denn der Arbeitsalltag an Hamburgs Schulen ist zunehmend geprägt von hohem Zeitdruck, Personalmangel, unzureichender räumlicher und zeitlicher Ausstattung, neuen Arbeitsformen und -techniken sowie immer mehr zusätzlichen Aufgaben ohne angemessenen Zeitausgleich. „Viel zu viele Kolleg*innen weichen unfreiwillig in Teilzeitarbeit aus, um den Belastungen und dem immensen Arbeitsumfang gerecht zu werden. Im vergangenen Jahr lag die Teilzeitquote bei Lehrkräften in Hamburg bei 56 Prozent. Nirgendwo sonst in Deutschland ist sie höher! Hamburg muss gesunde und motivierende Arbeitsbedingungen schaffen, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen“, fordert Yvonne Heimbüchel.
Gute Gründe Mitglied zu werden
Foto: Karl-Heinz Laube by pixelio.de
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