Schon in den 1990iger Jahren gab es innerhalb der GEW Diskussionen um ein alternatives Arbeitszeitmodell. Wir haben mit dem damaligen Vorsitzenden der GEW Hamburg, Hans-Peter de Lorent a.k.a. delo über diese seinerzeit von ihm unterstützte Idee eines Arbeitszeitmodells gesprochen.
Noch vor der Einführung dessen, was wir seit 20 Jahren als Hamburger Lehrerarbeitszeitmodell (AZM) oder auch Lehrerarbeitszeitverordnung (LAZVO) kennen, hast du dich schon Mitte der 90er Jahre als Vorsitzender der GEW Hamburg für ein Arbeitszeitmodell für Lehrer*innen eingesetzt. Was waren damals deine Beweggründe?
Hans-Peter de Lorent (delo): Da gab es viele Gründe. Die Vorgeschichte ist, dass wir als Vorsitzende der Hamburger GEW seit 1988 viele Kampfmaßnahmen initiiert haben. Ich bin 1988 stellvertretender Vorsitzender und auch Pressesprecher gewesen und wir hatten damals eine Arbeitsniederlegung in der Unterrichtszeit organisiert, mit der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung und Neueinstellungen von Lehrkräften. Die Beteiligung an dieser Aktion war sehr hoch und sie wurde von der Öffentlichkeit deutlich wahrgenommen. Auch in der Folgezeit – 1990 bin ich Vorsitzender der GEW geworden – haben wir einige öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt. Wir hatten große Demonstrationen mit Kundgebungen auf dem Rathausmarkt, dank einer sehr klugen Bündnispolitik mit der Hamburger Schüler*innenkammer und mit den Elternorganisationen konnten wir zum Teil 40.000 Leute mobilisieren. Das Problem war nun aber, dass dies dennoch nicht für eine wirkliche Verbesserung der Situation sorgte, also kaum konkrete Auswirkungen hatte. Wir konnten uns zwar freuen, eine große öffentliche Resonanz zu haben, in der Hamburger Presse und sogar in der Tagesschau oder in den Tagesthemen präsent zu sein, aber faktisch wurde unsere Forderung von der Politik nicht aufgenommen. Das Problem ist, dass sich eine Kampfkraft abnutzt, wenn es nicht zu konkreten Erfolgen kommt. Es gab zu dieser Zeit eine beachtliche Gruppe von politisierten Mitgliedern in der GEW, die immer bereit waren, für sinnvolle Sachen auf die Straße zu gehen, aber es gab auch nicht wenige, die sagten: »Okay, warum soll ich da jedes Mal mitlaufen und auch noch in Kauf nehmen, diszipliniert zu werden für Aktionen, die während der Arbeitszeit sind, wenn es dann zu keinen Ergebnissen führt!« Daher war es aus meiner Sicht notwendig, darüber nachzudenken, wie man nun weiter vorgehen kann. Das ist der eine Teil der Geschichte.
Und der andere Teil? […]
Das vollständige Interview findet sich in der aktuellen Ausgabe der hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2023, S. 25 f.).
Illustration: Andrea von Redecker.