Die Schulbehörde hat 400 Euro pro Klassenraum zusätzlich mobilisiert, die von den Schulen in den Gesundheitsschutz investiert werden können. Es können auch Gelder zusammengelegt und so beispielsweise für besonders schwierige Räume Luftreinigungsgeräte angeschafft werden.
Zusätzliche Mittel für den technischen Gesundheitsschutz sind aus Sicht der GEW erst einmal ein guter Ansatz. 400 Euro werden in der Praxis allerdings oft viel zu wenig sein, und es ist auch nicht einzusehen, warum die BSB die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten nicht generell vorsehen und stattdessen die Schüler*nnen lieber bei zunehmend kalten Temperaturen in Wintermänteln und Decken im Klassenraum sitzen haben will.
Die BSB nennt als Beispiele, was von den 400 Euro gekauft werden könnte, CO2 Ampeln und Plexiglasscheiben. Das lohnt einen genaueren Blick.
CO2-Ampeln helfen in der aktuellen Situation beim Infektionsschutz (vgl. bspw. https://www.umwelt-campus.de/forschung/projekte/iot-werkstatt/ideen-zur-corona-krise ). Es gibt Fertigprodukte, die häufig teuer und in ihrem Nutzen einzig auf die Messung von Kohlendioxid beschränkt sind. Es gibt aber auch CO2-Ampeln, die (bspw. wenn diese Corona-Lage irgendwann einmal beendet ist) auch noch für viele andere Anwendungen benutzt werden können. Z.B. kann damit eine Wetterstation für den Unterricht gebaut werden oder ein Pflanzenwächter, der dazu auffordert Pflanzen in der Klasse zu gießen wenn die Erde nicht mehr feucht genug ist. Auch eine Lärmampel und noch unzählige weitere Messgeräte und Sensorik - die allesamt zeitgemäß die Veröffentlichung ihrer Messdaten auf beliebigen Webseiten ermöglichen - können leicht selbst gebaut (und wo gewünscht auch selbst programmiert) werden. Diese Ampeln würden den Schulen also lt. Aussage sämtlicher relevanter Bundesbehörden sowohl in der aktuellen Situation beim Infektionsschutz sehr helfen (intelligente Messung statt zeitliche Steuerung ist essentiell für eine Nutzerakzeptanz bei Lüftungsmaßnahmen insb. in der kalten Jahreszeit: vgl. https://www.hs-niederrhein.de/fileadmin/dateien/Institute_und_Kompetenzzentren/A.U.G.E/REGENA.pdf ) und darüber hinaus in der Zukunft auch spannende Möglichkeiten für digital gestützten Unterricht eröffnen, ganz ohne zusätzliche Ausgaben aus dem Schulbudget.
Plexiglaswände dagegen werden von keiner einzigen Bundesbehörde für den Schutz vor Aerosol-Infektionen empfohlen (vgl. https://www.dbs-ev.de/fileadmin/dokumente/News/dbs_Servicepaket_Infektionsschutz_UPDATE_17-06-2020.pdf (dort unter Merkblatt 4) bzw: https://www.rnd.de/politik/rki-chef-wieler-corona-tests-werden-immer-niedrigschwelliger-durchgefuhrt-LM3TDKIGFBB2JPI4JOOF3JKY7Q.html)
Diese Wände stellen nach Abklingen der aktuellen Pandemie-Lage darüber hinaus nur noch Plastikmüll dar.
Also: Augen auf beim Einkauf, damit der Einsatz der Infektionsschutzgelder im Sinne des Infektionsschutzes und der Bildung für nachhaltige Entwicklung erfolgen kann!
Jan Voß / Dirk Mescher
Foto: © Sebastian Bernhard / pixelio.de