Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt fest, dass bei der Diskussion über eine mögliche Öffnung der Schulen und Kitas „auf Sicht gefahren“ werden müsse – mit Blick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie und die Einschätzung der Situation durch medizinische Experten. Grundsätzlich hält die Bildungsgewerkschaft eine schrittweise Öffnung der Einrichtungen für möglich. „Einen Kaltstart von Null auf Hundert nach den Osterferien darf es nicht geben. Damit die Arbeit in Schulen und Kitas wieder Stück für Stück in Gang kommen kann, muss ein Bündel von Bedingungen erfüllt sein: Dabei spielt der Gesundheitsschutz der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler die zentrale Rolle“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. Wie eine Öffnung erfolgen könne, hängt auch von den Gegebenheiten vor Ort ab.
„Es ist höchste Zeit, dass Politik, Behörden und Träger das Thema Hygiene zur Chefsache machen. Sie müssen die hygienischen Verhältnisse an den Einrichtungen nachhaltig verbessern und für einen effektiven Infektionsschutz sorgen. Das darf nicht am Geld scheitern“, unterstrich Tepe. „Dazu gehört auch, dass die für den Infektionsschutz notwendigen Sicherheitsabstände gewährleistet werden können. Pädagoginnen und Pädagogen, die zu den Risikogruppen gehören, dürfen nicht in den Einrichtungen arbeiten. Auch Lernende mit Vorerkrankungen müssen geschützt werden.“ Bei der Umsetzung der Maßnahmen brauchten die Schulleitungen umfassende Unterstützung und Beratung.
Die GEW-Vorsitzende machte deutlich, was das konkret bedeute: Schulen und Kitas müssten regelmäßig grundständig gereinigt, Toiletten teils saniert werden. Zudem würden Flüssigseife, warmes Wasser, Einmalhandtücher und Desinfektionsmittel sowie Atemmasken und von Fall zu Fall Schutzbekleidung benötigt.
Mit Blick auf das Abitur sowie andere Abschlussprüfungen und die Notengebung sagte Tepe: „Es muss möglich sein, Abschlüsse und Noten auf Grundlage der bereits in diesem Schuljahr erbrachten Leistungen zu vergeben – plus eines Corona-Bonus‘. Heißt: Im Zweifel soll die Bewertung zugunsten des Schülers ausfallen. Die Prüfungen jetzt auf Teufel komm raus durchzuziehen, bringt Ungerechtigkeiten mit sich und trägt dem Gesundheitsschutz und einem Gleichbehandlungsgebot der Schülerinnen und Schüler nicht Rechnung. Entscheidend ist, dass die Schülerinnen und Schüler keine Nachteile haben und die Schulzeit sich nicht verlängert.“ Eine Ausnahmesituation wie die Corona-Krise verlange besondere Regelungen und Flexibilität. Tepe erläuterte, dass beispielsweise der Großteil der Punkte, die in die Abiturnote einfließen, bereits in den Kursen in der Oberstufe erworben worden seien. Diese könnten auch allein Grundlage für die Abinote sein. Jetzt auf Prüfungen zu bestehen, schaffe keine Chancengleichheit. Im Gegenteil: Die jungen Menschen, die aktuell ihre Prüfungen machen sollen, stehen wegen der Corona-Krise unter starkem psychischen Druck. Zudem ist die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen von Bundesland zu Bundesland, von Schule zu Schule sehr unterschiedlich.
„Für alle Entscheidungen von der Notengebung über die Abschlüsse bis hin zur Schulöffnung gilt: Es muss eine Verständigung in der Kultusministerkonferenz (KMK) darüber geben, dass die Regelungen einvernehmlich vereinbart werden, bundesweit gelten und von allen Ländern anerkannt werden. Für die Erarbeitung tragfähiger Lösungen bietet die GEW der KMK und den Kultusministern ihre Kooperation und Unterstützung an“, betonte Tepe.
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