Am 10.10 fand im Curiohaus der GEW ein Fachtag „Arbeits- und Gesundheitsschutz an Schulen“ statt, an dem gut 70 Kolleginnen und Kollegen teilnahmen. In mehreren Diskussionsrunden und Workshops ging es darum, die Situation an den Schulen zu analysieren und einzuordnen und Strategien für besseren Gesundheitsschutz zu entwickeln. Darüber hinaus wurden Impulse gegeben, in der gewerkschaftlichen Aktion für besseren Gesundheitsschutz an Schulen voran zu kommen.
Die GEW-Vorsitzende Anja Bensinger-Stolze sagte in ihrem Impulsbeitrag für den Fachtag:
„Ich freue mich, dass wir mit dieser Tagung, aber auch mit unserer Broschüre „Das GEW Care Paket“, so viel Interesse wecken konnten – und gleichzeitig ist es natürlich auch ein bedenklicher Hinweis darauf, dass im Bereich des Gesundheitsschutz an Hamburger Schulen noch einiges zu tun ist.
Gesundheit, gesundes Leben, gesund bleiben bis zum Pensions- und Rentenalter, das möchten wir und fordern es auch ein. Die GEW geht außerdem davon aus, dass eine gute Schule und das pädagogische Engagement nur dann zum Wohl der Schülerinnen und Schüler gelingen kann, wenn die Beschäftigten nicht Gefahr laufen müssen im Schulbetrieb zu erkranken.
Wie sieht aber die Realität in der Arbeitswelt und insbesondere in der Schule für das pädagogische Personal aus? Nicht ganz so gut. Eine Zahl, die die Behörde selbst ermittelt hat, nämlich die Zunahme seit 2003 der Fehltage von Lehrkräften aus Krankheitsgründen von 4,7% auf 6% im Schuljahr 2015/16 lässt aufhorchen.
An dieser Stelle möchte ich deutlich machen, dass wir als Gewerkschaft immer einen engen Zusammenhang zwischen Gesundheit, Arbeitsbelastung und Arbeitszeit sehen. Das Thema Arbeitszeit bewegt uns an Hamburger Schulen seit der Einführung der Lehrerarbeitsverordnung noch einmal besonders stark. Seit Einführung der Lehrerarbeitszeitverordnung haben die Kolleg*innen im Durchschnitt zwei Unterrichtsstunden mehr in ihrem Stundenplan und damit wurden real 1400 Stellen eingespart. Seit 2003 gibt es außerdem eine Reihe von zusätzlichen Aufgaben an den Schulen. Die von der Behörde eingesetzte Behlerkommission kommt 2008 auf über 40 Aufgaben die hinzugekommen sind; der Gesamtpersonalrat kam damals bereits auf über 50 Aufgaben oben drauf. Eine versprochene Aufgabenkritik – also was wird stattdessen weggestrichen – hat niemals ernsthaft stattgefunden. Allein diese Tatsachen führen zu einer stärkeren Arbeitsbelastung. Zu diesem Thema gibt es eine Reihe von Umfragen und Studien. Auch als GEW Hamburg haben wir dazu die Kolleg*innen befragt. Über 50% der Befragten fühlen sich stark oder gar zu stark durch die Arbeit belastet. Über 55% der Hamburger Lehrkräfte arbeiten in Teilzeit. In unserer Umfrage wurde als Hauptgrund die Belastung in einer Vollzeitstelle genannt.
Die Belastungen der Kolleg*innen – Lehrkräfte und pädagogisch-therapeutisches Fachpersonal - betreffen nicht nur die physische Gesundheit, sondern als „Beziehungsarbeiter*innen“ sehr stark die psychische Gesundheit. Mittlerweile haben in den verschiedensten Berufen und Sparten Erkrankungen der Psyche zugenommen und wir stehen damit nicht mehr allein.
Gewerkschaftlich ist es wichtig weiterhin für bessere Arbeitsbedingungen und einer Arbeitszeitverkürzung zu kämpfen, aber auch direkt vor Ort gilt es aktiv zu werden. In den Schulen können Beschäftigte eine Gefährdungsbeurteilung einfordern, denen natürlich auch entsprechende Maßnahmen folgen müssen. Sowohl bei der Durchführung einer solchen Gefährdungsbeurteilung hat Hamburg noch einiges nachzuholen und die Schulen müssen entsprechend ausgestattet werden, um Maßnahmen zur Abhilfe auch vornehmen zu können. Ebenso müssen diese Ergebnisse der einzelnen Beurteilungen an den Schulen zusammengeführt und evtl. grundlegende Problemlagen, die sich über alle Schulen zeigen, angegangen werden.
Durch den großen Anteil von Arbeit, den wir als Pädagog*innen als Vertrauensarbeitszeit ableisten, haben wir bereits Erfahrung mit der Entgrenzung der Arbeit, der Invasion des Beruflichen in das Private. Dies verstärkt sich durch die zunehmende Digitalisierung: „Arbeit 4.0“ und „permanente Erreichbarkeit“ sind dabei die Stichwörter. Eine neue, noch verstärkter durchdigitalisierte Arbeitswelt, mit neuen noch nicht zu Ende definierten Bedingungen, kommt auf uns zu. Wir müssen alle unsere Kräfte einsetzen, um die Bedingungen unserer Arbeit und damit die Bedingungen unserer Gesunderhaltung auszugestalten.
Foto: GEW
Aus diesem Grund bin ich sehr gespannt, welche Ergebnisse wir am Ende des Tages aus den einzelnen WS und insgesamt für die weiteren gewerkschaftlichen Strategien mitnehmen können.
In diesem Sinne wünsche ich uns einen ertragreichen Fachtag!“
Das „GEW-Care Paket“ ist über die Geschäftsstelle erhältlich.
Im Anhang sind in Kürze verschiedene Beiträge zu finden.