Die GEW unterstützt die vom Hamburger Bündnis gegen Rechts organisierte Kundgebung gegen völkische Schülerburschenschaften am Samstag den 6. Juli. Anlass ist das bundesweite Treffen des Allgemeinen Pennäler Rings (APR) an diesem Wochenende in Hamburg.
Aufruf des Hamburger Bündnis gegen Rechts
Gegen das bundesweite Treffen völkischer Schülerburschenschaften in Hamburg
Am Samstag den 6. Juli soll in Hamburg das jährliche, bundesweite Treffen des Allgemeinen Pennäler Rings (APR), einem Zusammenschluss extrem rechter Schülerburschenschaften stattfinden. Verantwortlich für das Treffen ist die Naziverbindung Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg; Ort des Treffens die einschlägig bekannte Hamburger Burschenschaft Germania. Dagegen machen wir mobil!
Erst im April war die Chattia aufgefallen, als sie gegen eine weitere Kieler Schülerverbindung aus dem APR ein blutiges Säbel-Duell austrug und dazu auch der NPD-Kandidat Björn Neumann erschien, der vor dem Haus einen Presse-Fotografen tätlich angriff. Nun lädt die Chattia, mangels eigenen Haus, in die Räume der befreundeten Germania aus der Sierichstraße. Wieder wird eine Säbelmensur auf den nackten Oberkörper erwogen, ein Zweikampf zu dem die Pennalien auch Minderjährige antreten lassen können. Vor allem soll bei dem „23. Pennälertag“ aber die bundesweite Arbeit des APR koordiniert werden.
Der APR – völkisch, elitär, männerbündisch und offen für Neonazis
Momentan gehören dem APR 13 Schülerburschenschaften hauptsächlich aus Norddeutschland an. Diese bezeichnen sich selbst als „national-freiheitliche und wehrhafte Pennalkorporationen“ und bekennen sich zum burschenschaftlichen Prinzip. Gegründet wurde der APR 1990 von ursprünglich fünf Schülerburschenschaften. Darunter die Pennalen Burschenverbindung Teutonia Hamburgia, über die der Hamburger Verfassungsschutz in einem geheimen Bericht 1993 schrieb, es handele sich bei der Teutonia um eine „eindeutig rechtsextremistische Verbindung“, der „auch ausschließlich Rechtsextremisten angehören.“ Die Hamburger Teutonen veranstalteten damals mit anderen Burschenschaftern und Neonazis aus dem Umfeld von Christian Worch und Thomas Wulff Wehrsportübungen in der Lüneburger Heide.
Als quasi programmatische Grundlage veröffentlichte der APR 2005 ein „Geleitheft der konservativen Jugend - Identitätssuche, Pflichterfüllung und Rebellion“. Der schwülstige Text strotzt nur so vom Bekenntnis zu Männerbund, Elite, Führertum und völkischem Nationalismus. „Jugend unseres Volkes!…Erhebe dich aus den Trümmern unserer Zeit, befreie dich von allem, was dich peinigt – breite deine Flügel über unser ew‘ges Vaterland und benetze sie mit deinem Schweiß und Blute … ignoriere die Schwätzer und achte deine Führer!“ heißt es dort. Gepriesen wird dort auch das wohl bekannteste Lied des Jungvolks in der Hitler-Jugend (HJ) „Auf hebt unsre Fahnen“, in dem Werte besungen werden, welche als Vorbild für die Pennäler gelten sollen. Sogar aus Hitlers Rede 1935 vor 50.0000 HJ-Angehörigen wird, allerdings leicht abgeändert, zitiert. „Zäh wie Leder – schnell wie die Windhunde – hart wir Kruppstahl“, so müsse auch die heutige „konservative“ Jugend laut APR-Heft sein.
Die pennale Mensur
Bei den meisten Schülerburschenschaften (Pennalien) des APR müssen die jungen Mitglieder eine Mensur nach der „Linzer Pauk- und Ehrenordnung von 1958“ (LPO) schlagen. Die ritualisierten Körperverletzungen werden nicht wie bei den studentischen Verbindungen auf den Kopf geschlagen, sondern mit stumpfem Säbeln auf den nackten Oberkörper. Die entstehenden Riss- und Quetschwunden bleiben so anschließend unter der Kleidung verborgen, denn Schülermensuren waren früher oftmals verboten. In der LPO ist auch geregelt, wer überhaupt die Säbelduelle austragen darf, Schüler „die das 14. Lebensjahr vollendet haben, sowie alle Personen, welchen der ‚Allgemeine Ehrenkodex’ die Waffenehre zuspricht,“ es „gelten die Bestimmungen des Waidhofner Abkommens.“ Mit dem Waidhofner Abkommen wurde Ende des 19. Jahr-hunderts beschlossen, „dem Juden auf keine Waffe mehr Genugtuung zu geben, da er deren unwürdig ist!“ Bei den Pennalien ist der radikale Antisemitismus, den die Verbindungen vom Wilhelminismus bis zum Nationalsozialismus propagierten, bis heute virulent.
Die Organisatoren Chattia Friedberg
Die diesjährigen Hamburger Ausrichter des APR-Tages sind mit der neofaschistischen Szene bestens vernetzt. In der jüngsten Vergangenheit gab es häufige Doppelmitgliedschaften mit der NPD. Gleich zwei Hamburger Chatten verloren wegen ihrer neonazistischen Aktivitäten ihren Job als Lehrer bzw. Filial-Leiter einer Bank. Letzterer hatte 2008 einen braunen Bestseller namens „Blutzeugen“, über gefallene NS-Kämpfer in der Weimarer Republik veröffentlicht. Bei Treffen, zu denen die Chattia einlud, kamen auch schon ehemalige SS-Soldaten, Aktivisten der Kameradschaftsszene und 2007 mit Klaus Kaping ein verurteilter Holocaustleugner. Ein inzwischen aus der Szene ausgestiegener Chatte war 2010 für den Ordnerdienst der Hamburger NPD aktiv. Mitglieder der Chattia waren in den letzten Jahren häufiger im Vorstand des APR vertreten, sei es als Sprecher oder Kassenwart. Laut eigenen Angaben wurden 2012 „die Veranstaltungen … teilweise weniger besucht, … aber viele Reisen und Besuche in Deutschland durchgeführt.“ Man trifft sich entweder bei befreundeten Burschenschaften, in Hinterzimmern von Kneipen oder bei Chatten zuhause.
Identitäre Bewegung von (Schüler-) Burschenschaftern mitbegründet
Die ursprünglich aus Frankreich stammende Identitäre Bewegung wurde in Deutschland maßgeblich von Burschenschaftern mit aufgebaut und erfreut sich gerade großer Beliebtheit in der rechten Szene. Die Identitären, Wahlspruch „100 % Identitär, 0 % Rassismus “, wollen ihren völkischen Nationalismus mit kulturalistischer Verpackung als harmlos verkaufen. Einer der treibenden Köpfe ist Felix Menzel von der Pennalen Burschenschaft Theodor Körner, bis 2007 APR-Vorsitzender. Er will in Dresden am 1. Juli ein Identitäres Zentrum mit mehreren Räumen eröffnen. Anfang Oktober 2012, bevor die Identitäre Bewegung Deutschland (IBD) gegründet wurde und ihren ersten Internetauftritt hatte, präsentierte die Hamburger Burschenschaft Germania auf ihrer Facebookseite eine „Kriegserklärung“ (Eigenbezeichnung) der „Generation Identitaire“ dem großen französischem Vorbild. Die Videobotschaft, welche die Germanen als „großartig“ empfohlen, wurde bald von youtube für Deutschland gesperrt.
Einen Tag nach der „Kriegserklärung“ durch die Germanen wurden die Identitären in Deutschland gegründet. Alles nur Zufall? Die Identitären fielen in Hamburg vor allem durch Störaktionen wie im Museum für Völkerkunde und einer antirassistischen Kundgebung im Stadtteil Horn auf. Die Aktionen und die Internetpräsenz der Hamburger Identitären, finden auch bei Mitgliedern aus hiesigen Verbindungen Zuspruch. So z.B. bei einem Aktivisten der sich Schränker Edé nennt. Maik A., so der richtige Name, war 2012 Kassenwart der neofaschistischen PB Chattia. Und so schließen sich die Kreise aus völkischen Pennälern, rechten Akademikern, reaktionären Konservativen, neurechten Ideologen und aktionsorientierten Identitären. Ein Teil dieses Spektrums wird Anfang Juli in Hamburg beim Pennäler-Tag zusammen kommen.