Das Museum im Millerntor als Lernort, 06. 11.– 30. 11. 2017
Heutzutage ist der FC St. Pauli für sein Engagement gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung bekannt, das sowohl vom Verein als auch seinem Umfeld ausgeht. Allerdings war dies nicht immer so. Während des Nationalsozialismus gab es auch beim FC St. Pauli Mitläufertum und Anpassung. In einer der ersten Ausstellungen in den Räumen des FC St. Pauli-Museums wird die Geschichte des Vereins in dieser Zeit dargestellt.
Dies ist nicht nur eine Ausstellung über die Vergangenheit. Zwar beziehen sich wesentliche Teile auf historische Ereignisse, die 80 und mehr Jahre zurückliegen. Doch sind diese Ereignisse Teile von Mustern, die erneut auftreten können und zum Teil bereits wieder aufgetreten sind. Ein Blick in die USA oder die Türkei, aber auch vor unsere eigene Haustür in Deutschland erinnert daran, dass Demokratie mit all ihren Handlungsoptionen keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein gesellschaftlich erkämpfter und letztlich fragiler Zustand, der gewonnen, aber auch verloren werden kann. Dabei ist dieser Demokratiegewinn oder -verlust nicht das Ergebnis einzelner Entscheidungen oder Ereignisse – er ist stets das Ergebnis eines Prozesses. Eines Prozesses mit vielen Beteiligten, der durch die Handlungen und Nichthandlungen dieser Beteiligten schleichend geformt wird. Ist der Demokratieverlust erst einmal eingetreten und wurde pluralistisch-parlamentarische Rechtsstaatlichkeit durch totalitäre Verhältnisse ersetzt, bestehen zwar weiterhin Handlungsspielräume für alle Mitglieder der Gesellschaft. Diese jedoch sind stark beschränkt und zum Teil mit lebensgefährlichen Konsequenzen behaftet.
Ein wichtiges Ziel der Ausstellung „Der FC St. Pauli im ‚Dritten Reich‘ “ ist es, den Freiheitsverlust und den Zusammenbruch der Rechtsstaatlichkeit in einer totalitären Gesellschaft am Beispiel eines der bekanntesten Fußballvereine Deutschlands darzustellen – und somit die Gefahr dieses Freiheitsverlustes auch in der Gegenwart transparent zu machen. Dazu wird in der Ausstellung schlaglichtartig der Charakter und Werdegang des FC St. Pauli zum antifaschistisch geprägten Fußballverein gezeigt. Zur Zeit des Nationalsozialismus war der FC St. Pauli ein Verein, der sich entschied, mitzulaufen und sich an die politischen Verhältnisse anzupassen – ein Handeln, das mit dem heutigen Bild des FC St. Pauli nur bedingt vereinbar ist oder sogar im radikalen Gegensatz steht.
War die Entscheidung zur Anpassung richtig? Welche Handlungsoptionen, welche gedachten und tatsächlichen Zwänge gab es? Diese Fragen sollen nicht abstrakt, sondern am Beispiel konkreter Lebenswege behandelt werden. Welche Möglichkeiten hatten einzelnen Personen, ihr Leben im „Dritten Reich“ zu gestalten? Welche Konsequenzen hatten ihre Handlungen für den Verein, für sich selbst, für ihre Mitmenschen?
Weitere Infos finden sich im Anhang.
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„FC St. Pauli im ‚Dritten Reich‘ – die Ausstellung“ | 469.78 KB |