Anlässlich der Stolpersteinsetzung für den NS-Regimegegner Walter Krützfeldt (geb. 1903, Strafsoldat von Februar 1943 bis April 1945) lädt die GEW Hamburg ein zu einer Feierstunde am 21. März 2018 um 16.00 Uhr.
Rednerinnen und Redner:
Fredrik Dehnerdt, 2. Vorsitzender der GEW Hamburg
Karin Brunier, Tochter und Zeitzeugin
Peter Hess, Hamburger Vertreter von Gunter Demnig
Der Leiter der Gedenkstätte, Herr Pfohlmann, stellt die Ausstellungsräume dankenswerterweise für anschließende Gespräche bei einer Tasse Kaffee zur Verfügung.
Mittwoch, 21. März 2018, 16.00 Uhr / Gedenkstätte Ernst Thälmann, Tarpenbekstr. 66, 20251 Hamburg
Der Flyer findet sich im Anhang.
„Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Walter Krützfeld war politischer Gegner der NS-Herrschaft. Von 1942 an zwang ihn das Regime als Strafsoldat in das “Bewährungs“-Bataillon 999. Ihr Sammelort war die Eimsbütteler Kaserne an der Bundesstraße. Von dort aus wurden sie in vier Massentransporten über den Hannoverschen Bahnhof zunächst zum Ausbildungslager “Heuberg“ in Württemberg-Baden deportiert. Ihre späteren Bestimmungsorte waren die gefährlichsten Einsätze an der Front. Nur wenige von ihnen haben überlebt.
Die GEW fordert, die Deportierten des “Bewährungs“-Bataillons 999 in Hamburg in die offizielle Gedenkeinrichtung am Lohseplatz, Vorplatz des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs in der Hafencity, aufzunehmen“, kommentiert Fredrik Dehnerdt, stellv. Vorsitzender der GEW Hamburg.
Hintergrund: Kurzfassung des politischen Lebenslaufs von Walter Krützfeldt
Walter Krützfeldt, geboren am 18. August 1903 in Altona, war von Beruf Maschinenschlosser. Im Jahre 1920 trat er in die KPD ein. Am 23. Oktober 1923 beteiligte er sich in Hamburg („Hamburger Aufstand“) an einer kommunistischen Erhebung, die breit angelegt war und die krisengeschüttelte Weimarer Republik zu Fall bringen sollte. Die Staatsmacht zeigte sich überlegen; die Partei brach ab, um sinnlose Opfer zu vermeiden. Danach trat Walter Krützfeldt bis 1928 politisch nicht mehr hervor.
Ab 1928 arbeitete er am Aufbau der KPD in Eimsbüttel mit. Am 12. Dezember 1933 wurde er, der damals untergetaucht war, verraten; er wurde verhaftet, gefoltert und zunächst im Konzentrationslager Fuhlsbüttel eingesperrt, bevor er dem Haftrichter vorgeführt wurde. Die Anklage lautete „Vorbereitung zum Hochverrat“. Am 8. November 1934 wurde er zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus in Fuhlsbüttel verurteilt, wo er unter Anrechnung der Haftzeit bis 8. August 1936 blieb, immer in Einzelhaft.
Am 3. Februar 1943 wurde er, nach den großen Kriegsverlusten besonders an der russischen Front, als 999er Strafsoldat eingezogen, nachdem er als “bedingt wehrwürdig“ erklärt worden war. Sammelstelle war der Hannoversche Bahnhof auf dem Gelände des heutigen Lohseplatzes, von dem aus etwa 2000 Hamburger Strafsoldaten zunächst zu einer kurzen Ausbildung auf den Heuberg (Baden-Württemberg) oder nach Baumholder (Rheinland-Pfalz) und danach nach Afrika, Russland oder Griechenland gebracht wurden. Unter den Strafsoldaten waren Hunderte aus politischen Gründen Verurteilte. Walter Krützfeldt kam zunächst auf den Heuberg, dann an die Südostflanke auf die griechische Insel Lemnos in der nördlichen Ägäis.
Anfang 1945 war Walter Krützfeldt mit seiner Einheit auf dem Rückzug in Sarajewo, wo er an Flecktyphus und anschließend an Gelbsucht erkrankte. Am 7. April bekam er Genesungsurlaub; er befand sich damals in Bruck an der Mur (Steiermark). Nach dem Krieg lebte er mit seiner Familie wieder in Hamburg. Mit seinem biografischen Hintergrund war es für ihn nicht leicht, sich in das Arbeitsleben der Adenauerzeit einzupassen. Er blieb Mitglied der KPD bis zu deren Verbot im Jahre 1956. Am 15. Oktober 1984 starb er in Barmbek.
Walter Krützfeldt gehört zu den politisch Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes, die noch auf ihre Rehabilitierung warten.
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