Unter dem Namen „GEW Stark vor Ort“ hat die GEW Hamburg im Sommer 2014 ein Projekt zur (Wieder-)Gründung von Betriebsgruppen und zur Findung von Vertrauensleuten im Schulbereich gestartet. Das Projekt wurde auf zwei Jahre angelegt und umfasste die Schuljahre 2014/15 und 2015/16. Bei diesem Projekt ging es darum, an ausgewählten Schulen durch im Vorfeld gewonnene Projektaktive Gespräche mit unseren Mitgliedern zu führen, um ‚heiße Themen‘ herauszufinden und Aktivitäten anzustoßen. Ziel ist, lebendige gewerkschaftliche Strukturen vor Ort zu schaffen.
Projektverlauf
Zur Bekanntmachung des Projektes haben wir im Juni 2014 eine Infomail an alle Mitglieder der schulischen Fachgruppen versandt und angeboten, zu den Fachgruppentreffen zu kommen, um dort das Projekt vorzustellen und bestenfalls auch Aktive zu finden. Bei diesen Treffen ging es auch um eine Abfrage: Wo ist Bedarf, welche Schule möchte sich am Projekt beteiligen? Aus den Fachgruppen Gymnasien, Berufliche Schulen und Stadtteilschulen haben sich bis zum Beginn des Jahres 2015 Aktive gefunden, die das Projekt durchführten und sich regelmäßig zu einem Austausch trafen.
Das Verfahren sah wie folgt aus: Zuerst haben wir orientiert an Betriebelisten gemeinsam Schulen ausgewählt, danach hat die/der jeweilige Aktive Kontakt zu unseren KollegInnen vor Ort aufgenommen und nach den Problemen vor Ort gefragt, verbunden mit der Frage nach einem Treffen der Betriebsgruppe. Zu solchen Treffen ist die/der Projektaktive hingegangen, oder hat ein Treffen initialisiert. Bei den Treffen ging es darum herauszufinden, welche Themen vor Ort so heiß sind, dass sich Aktivitäten entwickeln lassen. Mittlerweile sind unsere Projektaktiven an verschiedenen Schulen aktiv.
Rudolf Riep – Stark vor Ort an den Gymnasien
An seiner eigenen Schule hat Rudolf beobachtet, dass vielen Kolleginnen und Kollegen nicht klar ist, dass der Personalrat eine klare rechtliche Stellung im Dienstverhältnis hat und kein politisches Mandat besitzt. Wenn er auch die Pflicht hat, die Reste demokratischer Mitgestaltung einzufordern, bedarf es doch der gewerkschaftlichen Arbeit vor Ort, diese Mitgestaltung mit Inhalten zu füllen. Um das zu erreichen hat Rudolf versucht, an den Gymnasien Klosterschule, Hamm und dem Helmut-Schmidt-Gymnasium die GEW-Mitglieder zu eigener Aktivität anzuregen. Hierzu hat er Telefonate geführt und Treffen vorbereitet, auf dem die Betriebsgruppen einen Neustart wagen konnten.
Ein weiterer Schwerpunkt von Rudolfs Arbeit lag bei den sogenannten 23+-Schulen. Auf Initiative der GEW-Mitglieder im Personalrat der Nelson-Mandela-Schule wurden die Personalräte der betroffenen Schulen eingeladen. In den Beratungen wurde schnell deutlich, dass die Verwendung der zugewiesenen Ressourcen ein gemeinsames Handeln sinnvoll macht. Das Ergebnis ist ein Forderungspapier, das den Kollegien in den Schulen auf Personalversammlungen oder Konferenzen zur Beschlussfassung vorgelegt wurde. 585 Kolleginnen und Kollegen stellten sich hinter die Forderungen. Ein Dialog mit der Behörde ist seitdem im Gange, worüber in der letzten hlz berichtet wurde.
Rudolfs Zwischenfazit lautet: „Ich halte das Projekt für dringend notwendig, habe aber den Zeitbedarf bis zu einem konkreten Treffen völlig unterschätzt. Im eigenen System fällt nicht auf, wie das Schuljahr zerstückelt ist und wie viele Hindernisse es bei der Vereinbarung eines zusätzlichen Termins gibt. Um die gewerkschaftliche Organisierung vor Ort zu stärken werde ich weiterhin versuchen, an ausgewählten Schulen die GEW-Mitglieder zur eigenen Aktivität anzuregen.“
Claudia Thiel – Stark vor Ort an den Stadtteilschulen
Bei einem Vortreffen mit einem GEW-Aktiven an der ersten von Claudia unterstützten Stadtteilschule wurde die Lage an der Schule eruiert mit dem Fazit: Damit eine Betriebsgruppe laufen kann, müssen die Leute wissen, warum es sie in Abgrenzung zum Personalrat geben sollte. Es folgte ein weiteres Vortreffen mit einem größeren Kreis, um die „Brennpunkte“ an der Schule auszuloten. An dieses schloss sich ein erstes offizielles Betriebsgruppen-Treffen an, das von Claudia inklusive eines Vortrages „Warum eine BG trotz PR?!“ durchgeführt wurde. Aufgrund der vielen Werbung (Telefon, E-Mail, persönliche Ansprache) kamen viele Leute.
Im weiteren Verlauf kam es zu Erfolgen der Organisierung: So hat die Betriebsgruppe einen Antrag auf der Lehrerkonferenz durchgebracht, dass auf der Pädagogischen Jahreskonferenz eine AG zum Thema verlässliche Arbeitsentlastung zu den Hochzeiten stattfinden kann. Diese AG hat dann sehr gute Ergebnisse erarbeitet, die jetzt so an der Schule gelten (sollen).
An der zweiten ausgewählten Schule gab es einige Aktive, aber einen großen Frust über die gefühlte Machtlosigkeit. Dennoch konnte Claudia die Kolleginnen und Kollegen überzeugen, dass Betriebsgruppenarbeit sinnvoll und nötig ist. Es wurden neue Vertrauensleute gewählt und die neue Betriebsgruppe trifft sich anlassbezogen. Mittlerweile trifft sich die Betriebsgruppe an Konferenztagen und immer so aktuell, dass sie bei Lehrerkonferenzen aktiv „eingreifen“ kann.
Claudias Zwischenfazit lautet: „Der große zeitliche Aufwand für die Stark vor Ort Arbeit lohnt sich, weil wieder mehr Leute auf dem Schirm haben, wie wichtig das eigene Engagement ist, und dass der PR nicht alles für sie richtet. Wer jetzt findet ‚Das hört sich gut an!‘, der kann sich gern an mich wenden! Ich würde mich dann mit dir zusammensetzen und besprechen, wie wir an eurer Schule dafür sorgen können, dass die Mitwirkung über eure Betriebsgruppe (wieder) ins Leben gerufen wird.“
Stark vor Ort an den beruflichen Schulen und den Grundschulen
Der aktive Kollege aus dem beruflichen Bereich musste sich leider Ende 2015 aus dem Projekt zurückziehen, ohne dass wir bisher eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger gewinnen konnten. Für den Grundschulbereich konnten wir bisher leider niemanden gewinnen, trotz häufigerer Nachfragen und Bewerbung.
Fazit und Ausblick
Im Rahmen des Projektes gelang es, Betriebsgruppen (wieder) zu beleben, Vertrauensleute zu gewinnen sowie, Aktivitäten „vor Ort“ anzustoßen. Der gewählte Ansatz erwies sich als so erfolgreich, dass das Landesvorstand beschlossen hat, auch nach dem Projektende mit den gewonnenen Projektaktiven als AnsprechpartnerInnen für die einzelnen Schulkapitel weiterzuarbeiten.
Claudia Thiel, Rudolf Riep, Fredrik Dehnerdt
Wenn ihr Fragen habt oder am Projekt interessiert seid, meldet euch gerne unter StarkVorOrt@gew-hamburg.de, nehmt Kontakt mit den Aktiven, euren FachgruppensprecherInnen oder auch uns Vorsitzenden auf, oder kommt zum nächsten Treffen eurer Fachgruppe.
Claudia Thiel – Stark vor Ort an den Stadtteilschulen (thiel@gew-hamburg.de)
Rudolf Riep – Stark vor Ort an den Gymnasien (riep@gew-hamburg.de)