250 Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrer*innen waren am 17.2 in die Zentralbibliothek gekommen, um den Tag der Muttersprache am 21.2 zu feiern. An zahlreichen Informationsständen stellten Migrant*innenvereine ihre Arbeit und ihre Wünsche vor. Über 20 Beiträge aus den Schulen, zum Teil als Video, zeigten die sprachliche und kulturelle Vielfalt an Hamburgs Schulen.
Die Schirmherrin Prof. U. Neumann und Katja Krömer von der UNESCO würdigten in ihren Reden den Tag der Muttersprache, wiesen auf den Erhalt der Sprachenvielfalt hin und warben für eine Intensivierung der mehrsprachigen Erziehung an Hamburger Schulen.
Mit dem Beitrag von LAMBDA haben wir in Form eines kleinen Quiz mit Zahlen auf den Herkunftssprachlichen Unterricht (HSU) in Hamburg aufmerksam gemacht!
Hier sind unsere wichtigsten Argumente und Zahlen zum HSU:
Das Erlernen der Mutter- bzw. Vatersprache in Wort und Schrift für alle Kinder und Jugendlichen ist von großer Bedeutung. Die Anerkennung und Förderung der Muttersprache ist entscheidend für einen erfolgreichen weiteren Spracherwerb. Wenn Kinder eine solide Basis in ihrer Muttersprache entwickeln, sind sie besser auf das Erlernen weiterer Sprachen vorbereitet und können ein breiteres Spektrum an sprachlichen Fähigkeiten entwickeln.
Deshalb muss die Anerkennung und Förderung der Herkunftssprachen in Hamburg einen noch höheren Stellenwert erhalten.
In Hamburg werden fast 200 Sprachen gesprochen, die Kinder und Jugendlichen in den Hamburger Schulen sprechen ca. 100 Sprachen. In der Grundschule werden die Schüler*innen in 12 Herkunftssprachen unterrichtet:
Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Chinesisch, Farsi, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch, Türkisch, Ukrainisch - zum Abitur werden jedoch nur 8 Herkunftssprachen zugelassen.
Als Fremdsprache wird Französisch unterrichtet. So wurden beim Raten der Sprachen von den Schüler*innen im Saal ihre Sprachen aufgerufen und sie mussten enttäuscht feststellen, dass sie nicht dabei waren. Albanisch, Bosnisch, Twi, Dari, Kurdisch, Paschtu und viele andere Sprachen werden nicht zum Abitur zugelassen.
Die GEW fordert, dass alle Sprachen zum Abitur zugelassen werden. Als ersten Schritt alle 12 Sprachen, die auch in der Grundschule unterrichtet werden!
Von den 260 000 Schüler*innen an allgemeinbildenden Schulen haben 130 000 Kinder und Jugendliche eine Migrationsgeschichte, aber nur 6 000 Schüler*innen nehmen am HSU teil, der in ca. 400 Lerngruppen an 90 Schulen organisiert ist.
Von den insgesamt ca. 21 000 Lehrer*innen haben nur knapp vier Prozent eine Migrationsgeschichte. Das sind ca. 800 Lehrer*innen.
Hamburg hat sich auf den Weg gemacht, die Vielfalt der Sprachen im schulischen Lernen abzubilden. Aber es gibt noch viel zu tun. Es müssen noch viel mehr Sprachen in der Schule angeboten werden. Denn jede Sprache ist eine Bereicherung und verdient es, geehrt zu werden, denn 53 % der Schüler*innen wachsen zwei- oder mehrsprachig auf!
Diese sprachlichen und kulturellen Ressourcen sind individuelle und gesamtgesellschaftliche Potenziale und tragen zur Buntheit der Schulen bei! Die Anerkennung sprachlicher Vielfalt und individueller Mehrsprachigkeit ist daher ein Gewinn für unsere Gesellschaft.
Alle Sprachen sind gleichberechtigt!
Als GEW fordern wir, dass alle Sprachen in der Schule ihren Platz haben, und dass mehr Lehrkräfte für den herkunftssprachlichen Unterricht ausgebildet werden. Auch für Lehrkräfte, die aus anderen Ländern zu uns kommen, muss der Zugang zum Schuldienst erleichtert werden.
Die GEW setzt sich seit vielen Jahren für die Förderung der Mehrsprachigkeit in der frühkindlichen und schulischen Bildung ein. Kolleg*innen mit und ohne Migrationsgeschichte ziehen gemeinsam an einem Strang, um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu verbessern. Gemeinsam setzen wir uns für den Ausbau der Sprach-Kitas und des Herkunftssprachlichen Unterrichts (HSU) in staatlicher Verantwortung ein. Wir fordern durchgängige Sprachbildung für alle und einen Rechtsanspruch auf Anerkennung der Familiensprachen bei Schulabschlüssen, um Diskriminierung abzubauen und Chancengleichheit zu verwirklichen.
Karin Haas und Bilge Yörenc, LAMBDA (Landesausschuss für Migration, Bleiberecht, Diversity und Antirassismus in der GEW LV Hamburg)