Am 20. Februar 2024 wird im Hamburger Münzviertel, direkt hinter dem Hamburger Hauptbahnhof, eine Straße den Namen „Recha-Lübke-Damm“ erhalten. Sie wirkte seit 1901 an der Mädchenschule in der Rosenallee 11 im Münzviertel am Hauptbahnhof.
„Dass in Hamburg nun zwei Straßen nach zwei in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten jüdischen Lehrerinnen benannt werden, ist ein richtiger Schritt. Wie aktuell die Vergangenheit sein kann, hat das jüngste Treffen von Nazis der Identitären Bewegung mit AfD-Politikern und CDU-Mitgliedern der Werteunion in Brandenburg gezeigt. Sie diskutierten über Abschiebungen von Flüchtlingen und „nicht assimilierte" Deutsche - Rassismus pur. Es ist gut, dass die Mehrheit seit Wochen dagegen aufsteht“, sagt Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg.
Recha Lübke war seit 1901 an der Mädchenschule tätig. 1934 wurde sie vom damaligen Schulsenator Karl Witt (DNVP) aus dem Schuldienst entlassen. Die DNVP bildete zusammen mit der NSDAP den Hamburger Senat, da die Nazis 1933 allein keine Mehrheit erreicht hatten.
Nach ihrer Entlassung engagierte sich Recha Lübke in den Einrichtungen des Israelitischen Humanitären Frauenvereins in der Innocentiastraße 19/21. Sie bezeichnete sich selbst als "Vize" des Heims. 1939 hatte sie einen Ausreiseantrag nach Palästina gestellt, was mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht mehr möglich war. Als das Heim im Februar 1942 von den Nazis geschlossen wurde, war sie für die ordnungsgemäße Übergabe des Hauses verantwortlich.
Anfang 1942 musste Recha Lübke ihre Wohnung in der Isestraße 21 verlassen und wurde gezwungen, in ein sogenanntes Judenhaus im Kleinen Schäferkamp 32 zu ziehen. Am 19. Juli 1942 wurde sie über die Sammelstelle in der Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt/Terezin bei Prag deportiert. Am 19. Oktober 1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Vor der heutigen Ganztagsgrundschule erinnert eine Gedenktafel an die über 1.500 Deportierten vom Juli 1942. Der stellvertretende GEW-Vorsitzende Bodo Haß hatte im vergangenen Jahr Blumen an der Gedenktafel niedergelegt und auf einer Veranstaltung zum Jahrestag der Deportation gesprochen.
Vor der ehemaligen Schule in der Rosenallee 11 erinnert ein Stolperstein an sie und an die jüdische Lehrerin Bella Spanier, die ebenfalls 1933 ihre Arbeit verlor und 1941 deportiert und ermordet wurde. Für sie wird es im Münzviertel künftig den neu entstehenden Bella-Spanier-Weg geben.
Beide Straßenbenennungen finden am Dienstag, den 20. Februar 2024 um 10 Uhr öffentlich statt. Der Högerdamm wird nach Recha Lübke umbenannt. Fritz Höger war Mitarchitekt des Chilehauses und anderer Bauten und schon früh Mitglied der NSDAP. Nach 1936 war er am Berufsverbot für jüdische Architekten in Hamburg beteiligt.
Um 17 Uhr findet in der ehemaligen Schule Rosenallee 11 eine Gedenkveranstaltung für Recha und Bella statt. Der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer, wird die Veranstaltung eröffnen.
Der künftige Recha-Lübke-Damm und der Bella-Spanier-Weg sind nur wenige hundert Meter von der ehemaligen Schule entfernt.