Hamburger Appell: Staatlich verantwortete Weiterbildung vor dem Abgrund -
die Politik muss dringend handeln!
Unser Ziel: Nachhaltige Verbesserung der Lage der Lehrenden und der Träger der staatlich verantworteten Weiterbildung, insbesondere der BAMF-finanzierten Sprach- und Integrationskurse für Migrant*innen und Geflüchtete
Aktuelle Situation: gesellschafts- und bildungspolitisch skandalöse Beschäftigungsbedingungen für die fast 20.000 Lehrenden in den Sprach- und Integrationskursen:
Bedingungen der Lehrenden:
Prekär Honorar-Beschäftigte erhalten 42,23 € pro Unterrichtsstunde (netto gut 20 €), zahlen ihre gesamten Sozialversicherungsbeiträge selbst, haben kein Einkommen im Krankheitsfall, tragen das volle unternehmerische Risiko – oder
Prekär Angestellte haben meist nur befristete Verträge, arbeiten häufig 40 oder mehr Unterrichtsstunden pro Woche bei Vollzeit, haben keine bezahlte Vor- und Nachbereitungszeit für den Unterricht, d.h. reale Arbeitszeiten von bis zu 60 Zeitstunden pro Woche, treiben Raubbau an ihrer Gesundheit / Bruttogehalt: oft nicht über 3000 €
Als Folge der Pandemie hat sich die Lage sowohl der Lehrenden als auch vieler Weiterbildungsbetriebe noch einmal drastisch verschärft. Viele Lehrende sind überschuldet und in Existenznot geraten.
Lehrkräftemangel: Es beginnt eine verstärkte Abwanderung von hochqualifizierten Lehrkräften aus dem Gesamtprogramm Sprache- und dem Erwachsenenbildungsbereich in andere Wirtschaftsbereiche – und das bei gleichzeitig massiver Steigerung der Zuwanderung nach Deutschland.
Das ist ein selbstgemachter Fachkräftemangel, der zur Folge hat, dass die notwendige Befähigung der aktuell Eingewanderten für den Arbeitsmarkt nicht in dem dringend nötigen Umfang erfolgen kann. Mit weitreichenden negativen volkswirtschaftliche Folgen.
Handeln jetzt: Die politischen Entscheidungsträger sind daher aufgefordert, massiv in eine bessere Finanzierung der staatlich verantworte Weiterbildung zu investieren.
Hierzu gehören eine deutliche Verbesserung der Bezüge der Lehrenden und eine verbindliche Obergrenze der wöchentlich zu leistenden Unterrichtsstunden.
Wir fordern deshalb von der Bundesregierung:
Eine gesetzliche Verbesserung der Bedingungen in der staatlich verantworteten Weiterbildung mit:
1. Bundestariftreuegesetz (nur noch Träger mit Tarifverträgen bekommen Mittel aus der öffentlichen Hand)
–mit einem von den Gewerkschaften und dem Unternehmensverband verhandelten Branchentarifvertrag orientiert am TVöD / Wettbewerb der Träger erfolgt über Qualität, nicht über den Preis
2. Deutlich längerfristige Finanzierungsstrukturen für die Träger - unbefristete Festanstellungen der Lehrenden für Regelaufgaben
3. max. 25 UE (Unterrichtseinheiten zu 45 min) pro Woche bei Vollzeitstelle als verbindliche Vorgabe
4. 71,70 € Honorar pro UE bei allen staatlich finanzierten Erwachsenenbildungsangeboten
5. Träger werden befähigt, Weiterbildung der Lehrenden und kollegialen Austausch zu finanzieren
6. Innovations-Anschubfinanzierung für nachhaltige digitale Weiterentwicklung der Lehre
7. Durchführung einer Integrationskonferenz Weiterbildung mit den zuständigen Ministerien, der Wissenschaft, Vertretern der Träger, der Verbände und der Beschäftigten. Ziel: Zukunftspakt Weiterbildung
GEW Landesverband Hamburg
Der Hamburger Appell wird auch von verdi Hamburg und dem DGB Hamburg unterstützt. Vielen Dank!
Im Anhang findet sich der "Hamburger Appell" als pdf-Datei sowie ein Hintergrundinfo zur Lage in der Weiterbildung.
PS: jetzt in die Gewerkschaft eintreten und den Kampf der GEW für bessere Arbeitsbedingungen in der Weiterbildung unterstützen!
Anhang | Größe |
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hamburger_appell_gute_weiterbildung_aktuell_2023.pdf | 744.34 KB |
gew-handout_zur_lage_der_weiterbildung.pdf | 214.94 KB |