The bazar is open

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Alle Annahmen zur Krise werden unter Unsicherheit getroffen – es darf spekuliert werden

Ben Bernenky, US-amerikanischer Zentralbankchef, muss ein waschechter Vertreter seines Landes sein. „Am liebsten“, sagt er, „würde ich Geld vom Hubschrauber aus gleichmäßig übers Land verteilen.“ So kann wohl nur ein Angehöriger dieser anpackenden, immer noch von hoffnungsfroher Aufbruchstimmung geprägten ‚Neuen Welt‘ reden. Und auch politisch scheint man plötzlich anders miteinander umzugehen. Die Gräben zwischen Republikanern und Demokraten scheinen wie zugeschüttet. Man ist sich einig, dass nun – will man nicht das Ganze aufs Spiel setzen – geklotzt werden muss. Das kollektive Gedächtnis, wie es die Deutschen mit sich rumtragen, geprägt von Inflation, Deflation und verloren geglaubtem Krieg, bremst wohl hierzulande dagegen mächtig den Tatendrang. Anders ist es kaum zu verstehen, dass man in der größten Krise des Kapitalismus ein derartig schmalbrüstiges Konjunkturprogramm auflegt. 50 Milliarden, gestreckt über zwei Jahre, von denen viele Aufgaben ohnehin schon ganz oben auf der politischen Agenda standen, werden angesichts der Dimension, in der die Wirtschaft einzubrechen droht, einen kaum wahrnehmbaren kompensatorischen Effekt haben.

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Joachim Geffers
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