Arbeitsentlastung - Das ist nicht genug

TeilnehmerInnen auf einer Aktionsberatung sind
enttäuscht und fordern Entlastung für alle

Überraschend viele junge Kolleginnen (diesmal ohne großes I) hatten den Weg ins Curio-Haus nicht gescheut, um über die ‚Gaben‘ unseres Senators in Sachen Arbeitszeitentlastung zu reden. Alle Teilnehmenden waren einer Meinung, dass dies nicht alles gewesen sein kann, auch wenn es anerkannter Maßen für Teilgruppen etwas entlastende Effekte geben mag. Die Schilderungen über den Arbeitsalltag waren dramatisch. Von 30 Stunden Unterricht war da die Rede. Man fühle sich verheizt, so der Tenor Vieler. Die vor einiger Zeit einmal ausgehandelte maximale Obergrenze an Unterrichtsstunden scheint vergessen zu sein; ähnlich die Klassenfrequenzen, die an vielen Schulen fast regelmäßig überschritten werden.

Die jetzt versprochenen Entlastungen verdampften schnell auf dem heißen Stein, wenn nicht etwas Grundsätzliches passieren wird, so die Auffassung vieler Anwesender. Und grundsätzlich heißt: Unterrichtsstunden runter! Alles andere sei Kosmetik. Es sei doch bekannt, dass es mit der Schaffung des Arbeitszeitmodells (genauer: der jetzt gültigen Arbeitszeitverordnung) seinerzeit nicht nur um mehr ‚Gerechtigkeit‘ durch die Einführung der Faktorisierung gegangen sei, sondern letztlich um eine Verbilligung der Unterrichtsversorgung. Habe man schon vergessen, dass es sich also hauptsächlich um eine Sparmaßnahme, wieder einmal unter dem Deckmantel einer ‚Reform‘, gehandelt habe? Dies müsse wieder mehr in das Bewusstsein der KollegInnen rücken, waren die Beteiligten überzeugt. Jenseits der kostenneutralen Entlastungen, wie sie jetzt geschaffen worden seien, die – und auch das war Thema – die Interessen der SchülerInnen berührten – müsse es endlich eine echte Arbeitszeitreduzierung für alle KollegInnen geben. Entlastungen, die aber nicht auf Kosten der SchülerInnen gehen dürften. Denn die jetzt Zugestandenen gingen im Zweifelsfall auf Kosten der SchülerInnen. Der Wegfall des zweiten Lernentwicklungsgesprächs, so eine Teilnehmerin, sei zugleich ein Tritt gegen so manche Reformkräfte an den Schulen und auch der Wegfall der verplichtenden zweiten Klassenarbeit sei zwiespältig, nehme man damit doch so manchen SchülerInnen die Chance auf Verbesserung der Note. Dass der Wegfall eines Präsenztages nun beschlossen sei, mag als Entlastung gelten, man müsse allerdings berücksichtigen, dass die Arbeiten, die an diesen Tagen anfielen, oftmals trotzdem gemacht werden müssten.

Schuldenbremse hin oder her, mit Sachzwängen speise man uns seit Jahren ab. Fakt sei, dass die KollegInnen heute deutlich mehr unterrichteten als vor Einführung des AZM. Angesichts der wachsenden Aufgaben, sei es, mit einer immer schwieriger werdenden SchülerInnenklientel fertig zu werden oder auch den Anforderungen der Inklusion gerecht zu werden, verlange dies nach eindeutigen Antworten. So sei in allen Bereichen die Notwendigkeit der Abstimmung unter KollegInnen, der Kooperation also, unvermeidbar. Das AZM sei darauf aber so gut wie gar nicht ausgerichtet. Stundenentlastung, damit dies vernünftig gemacht werden könne, solle die zentrale Forderung sein, so eine Teilnehmerin.

Trotzdem, meinte Wolfgang Brandt vom Gesamtpersonalrat, sei es vernünftig, an dem Thema Aufgabenkritik dranzubleiben. Unsinnige Tätigkeiten und alte Zöpfe, von denen man sich trennen müsse, gebe es noch eine Menge.

Die Ergebnisse der Veranstaltung am 29.10. sollen dann auf dem Gewerkschaftstag am 5.11. diskutiert werden. Hoffen wir auf eine kämpferische Stimmung. Die hlz wird in ihrer nächsten Ausgabe ausführlich hierüber berichten.

Joachim Geffers