---mit Rede von Bine Bielefeldt, angestellte Lehrerin--
Im zähen Ringen in der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder wird der Ton schärfer. „Die Arbeitgeber sollten sich Potsdam zweimal überlegen, ob sie sich weiter einer Aufwertung des öffentlichen Dienstes verweigern wollen“, hieß es.
Neben zwei Großkundgebungen in Berlin und Düsseldorf haben am Dienstag auch in vielen anderen Bundesländern insgesamt Tausende Tarifbeschäftigte für eine bessere und vor allem gerechtere Bezahlung im öffentlichen Dienst demonstriert. Warnstreiks gab es unter anderem in Heidelberg. Mannheim, Erlangen, München, Regensburg, Mainz und Saarbrücken.
„Die Arbeitgeber sollten sich am Donnerstag in Potsdam zweimal überlegen, ob sie sich weiter einer Aufwertung des öffentlichen Dienstes verweigern wollen. Alle Kolleginnen und Kollegen brauchen ein starkes Lohnplus“, forderte Christel Pörsch von der GEW Nordbaden auf der Kundgebung in Heidelberg. „Wir werden im März weiter streiken, wenn die Arbeitgeber jetzt nicht reagieren.“
In Mainz kritisierte der Landesvorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz, Klaus-Peter Hammer: „Wer über Milliarden Haushaltsüberschüsse verfügt, in vielen Bereichen einen Fachkräftemangel beklagt und den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst der Länder gleichzeitig ein Tarifangebot verweigert, der handelt scheinheilig und verantwortungslos.“
In Saarbrücken machte die saarländische GEW-Chefin Birgit Jenni in ihrer Rede auf die prekäre Situation von befristeten Beschäftigten im Landesdienst, etwa an den Hochschulen, aufmerksam. Diese könnten keinerlei berufliche und persönliche Zukunftsplanung vornehmen, monierte sie.
Vor dem Finanzministerium in München verliehen Tarifbeschäftigte aus Schulen und Hochschulen des Landes mit einer „Blockade der Blockierer“ ihren Forderungen Nachdruck.
Nach zwei bisher ergebnislosen Verhandlungsrunden, bei denen die Arbeitgeber kein Angebot vorlegten, geht es am Donnerstag in die dritte Runde. Die GEW fordert gemeinsam mit den anderen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes unter anderem 6 Prozent, mindestens aber 200 Euro mehr monatlich.
Foto: GEW Hamburg / Marlis Tepe auf der Kundgebung am 25.2.2019 in Hamburg
Rede von Bine Bielefeldt, angestellte Lehrerin
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,
wir sind hier heute zusammen gekommen, um gemeinsam für eine bessere Entlohnung unserer Arbeit zu kämpfen. Wir kämpfen um die Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit, denn geschenkt bekommen wir nichts. Wir müssen immer wieder auf die Straße gehen, um denen „da oben“ zu zeigen, dass wir es wert sind. Wir leisten gute Arbeit und möchten auch, dass dieses honoriert wird.
Mein Name ist Bine Bielefeldt. Ich bin angestellte Lehrerin an einer Grundschule in Hamburg Mümmelmannsberg!
Wer setzt denn alle Reformen um, die sich die „da oben“ ausdenken?
Wir bekommen die Inklusion aufgedrückt, wer setzt sie um? WIR!
Wer kämpft für eine bessere Bildung unserer Kinder? WIR!
Ich bin der Meinung ohne Bildung kann keine richtige Integration stattfinden. Wann wird das endlich anerkannt und auch dementsprechend bezahlt?
In Hamburg gibt es die Mathe Offensive! Wer setzt sie um? Wir!
Bald kommt der Digitalpakt. Wer wird ihn umsetzen? Wir!
Bei der wachsenden und sehr heterogenen Schülerschaft wird es allerdings immer schwieriger. So arbeiten wir in multiprofessionellen Teams, um voneinander zu lernen, um miteinander alles in den Griff zu bekommen, aber was haben wir davon?
Wir werden ungleich bezahlt. Natürlich gibt es Unterschiede in der Ausbildung, ob ich ein mehrjähriges Studium absolviert habe oder eine mehrjährige Ausbildung, aber wo liegt der Unterschied zwischen den Beamtinnen und Beamten und den Angestellten? Man sollte doch meinen, gleiches Geld für gleiche Arbeit, aber weit gefehlt.
Die Paralleltabelle ist mehr als überfällig!! Ein Beamter, eine Beamtin, die mit A12 besoldet ist, sollte einem oder einer Angestellten mit EG 12 gegenüberstehen, aber dem ist nicht so. Der/die Angestellte bekommt nur E11!!
Am besten wäre es eh, wenn alle Lehrkräfte, egal welcher Schulform mit A13 bzw. E13 entlohnt werden würden. Also JA 13 für alle!!!!
Dasselbe gilt für die ErzieherInnen, ohne die, die Schule von heute gar nicht möglich wäre. Die einen werden schlechter und zwar nach TVL bezahlt und andere, die die gleiche Arbeit leisten besser, nämlich nach TVÖD! Der TVL sollte endlich dem TVÖD angepasst werden.
Die Anforderungen an unsere Berufe sind enorm gestiegen, das Gehalt leider nicht. Die lächerlichen 2,xx% vom letzten Mal wurden von der Inflation aufgefressen. Die Lebenshaltungskosten, Mieten etc. alles ist gestiegen, aber nicht das Gehalt.
Viele KollegInnen an Schulen gehen freiwillig in Teilzeit! Viele sicherlich, um Familie und Beruf vernünftig zu vereinbaren, aber viele, vor allem ältere KollegInnen, arbeiten in Teilzeit, weil sie dem Stress nicht mehr standhalten können. Bevor sie gesundheitliche Probleme bekommen, ziehen sie freiwillig die Reißleine und reduzieren ihre Arbeitszeit, doch das geht auf ihr Einkommen, zu Lasten ihrer Altersversorgung!
Ich versuche gute Arbeit zu leisten, engagiere mich in der Gewerkschaft und hoffe auf Anerkennung! Denn ist es nicht so, dass gute Arbeit auch gut entlohnt wird?
Leider nicht in Hamburg und nicht im öffentlichen Dienst!
Und dabei brauchen wir gute Kräfte!! Wir brauchen dringend gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Wir brauchen dringend gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher und auch Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen.
Ja, vor allem wäre auch ein männlicher Nachwuchs, insbesondere im Primarbereich wünschenswert und diese Wertschätzung und gute Bezahlung, um gute Leute an Schule zu bekommen sollte sich im Tarifabschluss auch widerspiegeln!
Doch davon ist zurzeit nichts zu hören, zu sehen, zu spüren. Die Wertschätzung unserer Arbeit fehlt!! Von Arbeitgeberseite wurde noch nicht einmal ein Angebot gemacht. Das ist wirklich beschämend!
Natürlich kostet das alles Geld, aber das Geld ist da!!
Am letzten Mittwoch, als wir das erste Mal gestreikt haben, begannen die Nachrichten im Hamburg Journal um 18 Uhr mit folgenden Worten (ich zitiere): „Hamburg kann mit Steuermehreinnahmen in Höhe von einer Milliarde Euro rechnen, das hat die Finanzbehörde bekannt gegeben!“
Also das Geld ist da. Verteilt es richtig!!
Sorgt dafür, dass es sich wieder lohnt den LehrerInnenberuf zu ergreifen! Der Fachkräftemangel ist auch bei uns in Hamburg angekommen.
Darum lasst uns heute für 6% mehr Lohn eintreten!!! Wir fordern die Erhöhung der Tabellenentgelte um 6 Prozent, mindestens aber um 200 Euro.
Gleiche Arbeit muss auch gleich gut bezahlt werden. Und zwar überall im öffentlichen Dienst!
Deshalb liebe KollegInnen müssen wir laut und sichtbar sein. Die dritte Verhandlungsrunde beginnt in Potsdam am 28.Februar und sie wird alles andere als einfach. Wir müssen die Arbeitgeber zu Zugeständnissen bewegen. Motiviert eure KollegInnen, Lasst uns gemeinsam für einen guten Abschluss kämpfen. Ohne öffentlichen Druck passiert nichts!!
Unsere Arbeit ist mehr Wert und zwar mindestens 6% mehr!
Gute Arbeit muss sich lohnen und Qualität hat ihren Preis. Wenn die Arbeitgeber möchten, dass wir weiterhin motiviert sind und qualifizierte Arbeit leisten, dürfen Sie mit den Löhnen nicht geizen. Darum jetzt, jetzt 6% mehr für alle!
Vielen Dank!