Die Verhandlungsrunde über den Tarifvertrag der Länder wirft ihren Schatten voraus. Ende 2023 werden Gewerkschaften und Bundesländer über den Tarifvertrag verhandeln. In den letzten Jahren war dies immer begleitet von Protestaktionen und Warnstreiks. Damit ist auch dieses Mal zu rechnen. Da uns die Meinung unserer Mitglieder wichtig ist, haben wir eine kleine Umfrage durchgeführt, was unsere Hamburger Kolleg*innen von dieser Runde erwarten. Diese Ergebnisse fließen ein in die Forderungsdiskussionen in Hamburg und auf der Bundesebene.
Rücklauf ist gut, kann aber besser werden
Jedes fünfte GEW-Hamburg-Mitglied aus dem Organisationsbereich der Tarifbeschäftigten im TV-L hat sich an der Umfrage beteiligt. Gut 2/3 der Teilnehmenden sind weiblich. In absoluten Zahlen am stärksten war die Beteiligung der schulischen Lehrkräfte, aber auch die anderen Beschäftigten an den Schulen (VSK-Leitungen, Sozialpädagog*innen, Erzieher*innen und Ergo- bzw. Physiotherapeut*innen) sind gut vertreten. Auch wissenschaftlich Beschäftigte und Studierende haben mitgemacht.
Abb.: Teilnehmende: 312 (199 w, 111 m, 2 sonstige)
Prozentuale Lohnforderung muss zweistellig sein
Ein deutliches Bild ergibt die Frage nach der prozentualen Lohnforderung. Ein knappes Zehntel votiert für eine Forderung unter 9 Prozent, je ca. ein Drittel entfallen auf die Forderungen 9-11, 12-14 bzw. 15 oder mehr Prozent. Somit ist eindeutig, dass sich die Forderung zwischen 10-15 Prozent bewegen muss, um den Wünschen unserer Mitglieder gerecht zu werden.
Weitere wichtige Themen
Wir haben acht Themen vorgegeben, bis zu drei Antworten waren pro Teilnahme möglich. Gleichauf auf Platz 1 mit jeweils 163 Stimmen ist die Forderung nach stufengleicher Höhergruppierung und die Forderung nach besserer Anerkennung von Berufserfahrung bei Einstellung und Arbeitgeberwechsel. Auf den Plätzen drei und vier folgen die Forderungen nach einer sozialen Komponente (Sockelbetrag, 119 Stimmen) und nach einer verbesserten Entgeltordnung für Lehrkräfte (110 Stimmen). Auch zusätzliche freie Tage (96 Stimmen) und gleiche Bezahlung für schulische Ergo- und Physiotherapeut*innen und Erzieher*innen in schwieriger Tätigkeit (93 Stimmen) ist den Abstimmenden wichtig.
Abb.: Frage: Welche Themen sind dir darüber hinaus wichtig in der Tarifrunde? Bitte wähle maximal 3 Punkte aus
Hohe Beteiligungsbereitschaft für Aktivitäten
Erfreulich ist das Ergebnis auf die Frage, ob die Kolleg*innen bereit sind, sich zur Durchsetzung unserer Forderungen an Aktivitäten während der Tarifrunde zu beteiligen. Nur sechs lehnen das für sich ab, 237 sind dabei, 72 sind noch unsicher. Dieses Ergebnis ist sicherlich nicht auf alle Tarifbeschäftigten übertragbar, da an der Umfrage in der Tendenz eher Menschen teilnahmen, die eh aktiv sind. Zu beachten ist die hohe Zahl an Unsicheren. Dies zeigt, dass wir deutlich machen müssen, dass Tarifaktivitäten rechtlich abgesichert sind und niemandem durch (Streik)Aktivitäten Nachteile entstehen dürfen. Eine weitere Frage war die nach der Art der Beteiligung, wobei auch Mehrfachnennungen möglich waren. 251 Personen gaben an, an Warnstreiks teilzunehmen zu wollen, 218 erklären sich bereit, Kolleg*innen zu informieren und zur Teilnahme an Aktionen zu motivieren. 31 Personen würden sogar ein Zitat, Bild, oder ein kleines Video für die Online-Kampagne der GEW Hamburg beisteuern (was den Autor dieses Artikels, der zugleich Onlineredakteur ist, freut).
„Nicht nachlassen!“
In einem offenen Feld wurde abschließend gefragt, welches Thema sonst noch wichtig bzw. was der GEW sonst noch zu sagen ist. Wegen der auch inhaltlichen Vielfalt der Antworten ist eine Rangliste nicht möglich, jedoch lassen sich drei Bereiche identifizieren: Angesprochen wurden tarifrelevante Themen wie „gleiche Bezahlung für alle schulischen Angestellten“, „Altersentlastung“, „Inflationsausgleich von 3000€“, „Laufzeit maximal 24 Monate“, aber auch, dass der „letzte Abschluss kein Erfolg“ war. Angesprochen wurden auch nicht tarifrelevante Themen wie „gleiche Bezahlung für angestellte und verbeamtete Kolleg*innen“ (das ist natürlich ein Tarifthema, bedingt aber vorab eine politische Diskussion innerhalb der GEW) oder auch eine „Fachaufsicht fürs PTF“. Ein dritter Bereich der Antworten umfasst Lob für unsere GEWerkschaftliche Arbeit – wir sollen „nicht nachlassen“ in unserem Bemühen, bessere Arbeitsbedungenen zu erstreiten. Das werden wir mit eurer Hilfe!
Tarifkonferenz mit Bundesbeteiligung
Am 11. September fand eine Infoveranstaltung und Forderungsdiskussion in der GEW Hamburg statt. Gut 30 Kolleg*innen waren anwesend. Daniel Merbitz, Leiter des Bereichs Tarif- und Beamtenpolitik der GEW Bund, war anwesend, führte in die Rahmenbedingungen ein, gab einen Rück- und einen Ausblick und plauderte ein wenig „aus dem Nähkästchen“. Im Anschluss stellte Fredrik Dehnerdt die Umfrage vor und Birgit Rettmer, Tarifreferentin der GEW Hamburg, führte in die Forderungsdiskussion ein. Der vorgelegte Forderungsentwurf wurde diskutiert und abgestimmt und fließt nun in die Forderungsdiskussionen auf Bundesebene ein.
Text und Bild: Fredrik Dehnerdt, Pressesprecher und Internetredakteur der GEW Hamburg.