Die GEW unterstützt die Stellungnahme der Betriebsgruppe GEW & friends am LIA (Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Abteilung Ausbildung)
Betriebsgruppe GEW & friends am LIA zur Lage in der Lehrkräfteausbildung
Sehr geehrter Herr Senator,
die Infektionszahlen in den Schulen steigen in den letzten Wochen dramatisch. Immer wieder schließen coronabedingt Klassen oder sogar ganze Schulen. Gerade jetzt hat die Ida Ehre Schule nach einem Massentest den Präsenzunterricht für zwei Wochen ausgesetzt. Es ist naheliegend, dass sich bei Testungen an anderen Schulen ein ähnliches Bild ergeben würde.
Die Behauptung, dass Schulen ein sicherer Ort seien, ist nicht mehr haltbar.
Davon ist auch die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte am Landesinstitut betroffen. Die jungen Kolleg_innen müssen große Lerngruppen in zum Teil viel zu kleinen Räumen unterrichten. Das Einhalten von Abständen ist weder im Klassenraum noch in anderen Bereichen der Schule möglich.
Auch die Seminarleitungen befinden sich bei den Unterrichtsbesuchen in genau diesen potenziellen Infektionsherden. Die Abstände sind aufgrund der Enge oft viel zu klein. Zudem besuchen die Seminarleitungen viele verschiedene Schulen und erteilen oft zusätzlich selbst Unterricht an ihrer eigenen Schule – unter denselben inakzeptablen und gesundheitsgefährdenden Bedingungen.
Bei Schließungen ganzer Schulen fallen für die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst wertvolle Ausbildungszeiten im Präsenzunterricht weg. Immer wieder müssen Hospitationstermine und – für die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst noch viel belastender – Prüfungen coronabedingt verschoben werden. Die wichtigsten gemeinsamen Unterrichtsbesuche und -besprechungen sind deutlich reduziert. Seminarsitzungen als Videokonferenzen sind in der Qualität nicht mit Präsenzseminaren zu vergleichen.
Die Qualität der Ausbildung ist massiv bedroht!
· Wir wollen, dass die Schulen geöffnet bleiben.
· Wir wollen, dass die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst weiterhin eine gute Ausbildung bekommen.
· Wir wollen, dass alle an der Ausbildung Beteiligten gesund durch diese schwere Zeit kommen.
Um das zu gewährleisten ist es notwendig, das Risiko einer Infektion im auf allen Ebenen so wichtigen Bildungsbereich zu senken.
Wir fordern daher eindringlich, den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zu folgen und den Unterricht in verkleinerten Lerngruppen zuzulassen.
Dazu sind flexible und situationsangepasste Konzepte, wie sie in diesen Tagen an vielen Schulen erfolgreich entwickelt werden, anzuwenden. Aus guten Gründen soll dabei die Präsenzzeit der Schülerinnen und Schüler in den Schulen möglichst hoch sein. Es darf jedoch nicht zu einer weiteren Arbeitsbelastung der Kolleg_innen vor Ort kommen, die schon jetzt am Limit arbeiten.
Herr Senator, das kostet Geld für zusätzliches Personal, für zusätzliche Räume, für zusätzliche Ausstattung!
Herr Senator, hören Sie auf diejenigen, die die Situation Tag für Tag in direktem Kontakt erleben!
Für eine gute und gesunde Ausbildung!
Betriebsgruppe GEW & friends am LIA (Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Abteilung Ausbildung)