Europäische Zentralbank - Eröffnungszauber

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Die Blockupy-Proteste am 18. März in Frankfurt waren kraftvoll und vielfältig. Aber die mediale Berichterstattung spielte den Wenigen in die Hände, die zum Krawall machen gekommen waren

Die sensationsheischenden Meldungen und moralinsauren Relexe sind so bekannt wie ermüdend: Von einem ungeahnten Ausmaß der Gewalt, wie es Frankfurt noch nie erlebt habe, war auf allen Sendern die Rede – eine im Lichte der Häuserkämpfe der 1970er Jahre und der Auseinandersetzungen um die Startbahn West in den 1980er Jahren ziemlich abwegige These. Medienvertreter_innen und Politiker_innen, welche die, bis dato stets friedlichen, Blockupy-Proteste gegen die in Europa herrschende Krisenpolitik in den zurückliegenden Jahren entweder ignoriert oder nur als mögliches Sicherheitsrisiko wahrgenommen hatten, empörten sich nun darüber, dass die inhaltliche Debatte um die Rolle der EZB durch die Ausschreitungen an den Rand gedrängt werde. Dabei wurde angesichts der in Endlosschleifen wiederholten Bilder von lodernden Polizeifahrzeugen und Tränengasschwaden natürlich sofort ein „Brennpunkt“ zur besten Sendezeit eingerichtet. Sogar eine aktuelle Stunde des Bundestages wurde anberaumt, um das Entsetzen über die angeblich neue Qualität der Gewalt als politische Waffe gegen die Partei DIE LINKE, die (wie auch gewerkschaftliche Initiativen) zu den Protesten mit aufgerufen hatte, zu wenden.

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MAX LILL
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