Als „schwierigen Abschluss in schwieriger Corona-Zeit“ hat die GEW Hamburg das Ergebnis der Tarifverhandlungen bezeichnet. „Viele Beschäftigte haben genau so wie wir mehr erwartet. Die Arbeitgeber waren aber leider nicht dazu bereit, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung in der Corona-Krise gerecht zu werden“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg, Bodo Haß, am Montag nach dem Ende der Verhandlungen. „Zusätzlich zu den Gehaltserhöhungen haben die Gewerkschaften die Hauptforderung der Arbeitgeber abgewehrt, durch Zerstückelung von Arbeitsabläufen eine schlechtere Eingruppierung vieler Beschäftigter durchzusetzen und damit Geld zu sparen. Das ist ein Erfolg, weil damit der Einsturz einer der Säulen der Tarifarchitektur verhindert worden ist.“
„Dieser Abschluss kann nicht zufriedenstellen. Er ist der besonderen Situation der Pandemie geschuldet. Während die Gewerkschaften sich hier verantwortungsbewusst verhalten haben und weitere Streiks in dieser brisanten Infektionslage vermeiden wollten, haben die Arbeitgeber die Lage schamlos ausgenutzt und damit kein gutes Signal an die Beschäftigten gesendet, die gerade wieder ihre Gesundheit riskieren, um den öffentlichen Dienst am Laufen und die Schulen offen zu halten.
Die Änderung der Definition des Arbeitsvorgangs konnte verhindert werden. Diese Abwehrschlacht hat die GEW teuer bezahlt. Die Arbeitgeber machten alle strukturellen Forderungen, wie z.B. Verbesserungen in der Eingruppierung der Lehrkräfte oder die stufengleiche Höhergruppierung davon abhängig. Somit bleibt nur ein linearer Abschluss, der in Zeiten hoher Inflation nicht zufrieden stellen kann und eine – zugegebenermaßen – erfreulich hohe Coronaprämie für alle Beschäftigten als Tarifergebnis. Da es in der Eingruppierung der schulischen Therapeuten und der Vorschulklassenleitungen in Potsdam nicht voranging, hat die GEW Hamburg bereits Kontakt zum Hamburger Arbeitgeber aufgenommen und deutlich gemacht, dass in der Hansestadt dringend eine Lösung für diese Berufsgruppen gefunden werden muss. Hierüber will man nun wohlwollend beraten“, kommentiert Birgit Rettmer, Tarifexpertin der GEW Hamburg.
Info:
Die Kernpunkte des Tarifabschlusses:
- Corona-Sonderzahlung in Höhe von 1.300 Euro bis März 2022, steuer- und sozialabgabenfrei
- 2,8 Prozent mehr Gehalt ab dem 1. Dezember 2022
- Gesprächszusage über Beschäftigungsbedingungen für studentische Hilfskräfte
- Höhere Zulagen für während der Corona-Pandemie besonders belastete Beschäftigtengruppen im Gesundheitsbereich
- Vertragslaufzeit: 24 Monate
Der Tarifabschluss 2021 gilt für rund 1,2 Millionen Angestellte im öffentlichen Dienst der Länder. Die Gewerkschaften verlangen, dass das Tarifergebnis zeit- und wirkungsgleich auf die Bezüge der rund 1,3 Millionen Beamtinnen und Beamten sowie die rund eine Million Versorgungsempfängerinnen und -empfänger übertragen wird.
Ver.di hat gegenüber der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) die Verhandlungsführerschaft für die DGB-Gewerkschaften GEW, GdP und IG BAU sowie die dbb tarifunion.
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