Bei unserem Warnstreik am 24.11 redete u.a. Kerstin Mögle, Vorschulklassen-Lehrkraft:
Hallo - liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wie ihr wisst, bin ich Vorschullehrkraft in der Grundschule in Altona – dort, wo wir uns in der letzten Woche getroffen haben. Viele von Euch waren ja dabei!
Und heute sind wir wieder hier. Denn leider das ist nötig!!
Wir müssen auch heute wieder unsere Spuren setzen…!
Die Arbeitgeber haben bisher kein noch so kleines Signal dafür gegeben, dass sie unser Anliegen wenigstens zur Kenntnis nehmen – geschweige denn, dass sich irgendetwas bewegt.
Wie oft müssen wir wohl noch deutlich und lautstark auf unsere Situation aufmerksam machen, bis wir mal vom Arbeitgeber wahrgenommen werden?
Diese Ignoranz, mit der unser Arbeitgeber – die BSB – unser Anliegen auf angemessene Bezahlung seit Jahren einfach übergeht und die Verantwortung dafür ablehnt, macht mich extrem wütend!
Mit welchem Recht lehnen die Arbeitgeber jegliche Diskussion ab…?
Mit dem gleichen Recht,
…mit dem selbstverständlich die Arbeit immer weiter verdichtet wird?
…die Arbeitsbedingungen zunehmend erschwert werden?
…die Personaldecke immer dünner gestrickt wird?
Wo sind wir denn? Was sind das für Anmaßungen...!!
Das ist doch ein Skandal!!!
Unsere Minimalforderung von 5% mehr Lohn, entspricht ja fast der Inflationsrate….
…dass darüber überhaupt noch gesprochen werden muss, ist ja schon eine Unverschämtheit.
Und das nach anderthalb Jahren extremer Erschwerung durch die Pandemie – bei der ja scheinbar kein Ende in Sicht ist…
Sollen wir das etwa als Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit verstehen…??
Wie ihr wisst, ist immerhin ist der Sozial- und Erziehungsdienst ist in die günstigere S-Tabelle überführt worden – und die Grundschullehrkräfte werden endlich auch in die A13 eingruppiert…
Dazu beglückwünschen wir die Kolleg;innen und freuen uns mit.
Aber: die Vorschullehrkräfte werden immer konsequent übergangen…!!!
Wir sind immer noch in der E9!
Und wir werden immer noch regelhaft mit einer Zwangsteilzeit von 85% eingestellt!
Nur durch Übernahme von Sonderaufgaben – und dem guten Willen der vorgesetzten Schulleitung – ist es eventuell möglich, auf 100% aufzustocken.
So etwas gibt es nur in diesem kleinen Exot:innen-Bereich von 500 Vorschullehrkräften.
Ja – wir sind wenige. Knapp 500 Vorschulklassen gibt es in Hamburg.
Und es gibt uns NUR in Hamburg.
Denn die Vorschule in dieser Form, wie hier bei uns in Hamburg, ist einmalig in der Republik – und sie ist ein Erfolgsmodell! Das weiß auch die Behörde für Schule und Berufsbildung, denn auch Herr Rabe schmückt sich damit gerne bei passender Gelegenheit.
Seit 52 Jahren gibt es Vorschulklassen in Hamburg und es werden jedes Jahr mehr Klassen. 9.800 Kinder sind in diesem Schuljahr in Vorschulklassen. Dass das so gut läuft und ein solcher Erfolg ist, ist zum größten Teil unser aller Verdienst, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Eltern wählen dieses Schuljahr der 0ten Klasse vor der offiziellen Einschulung in die erste Klasse sehr gerne für ihre Kinder, weil sie wissen, welch gute Arbeit dort geleistet wird und welche gute Grundlage ihre Kinder für eine gelungene Schullaufbahn hier erhalten. Außerdem ist das Vorschuljahr für Kinder, die noch eine Basisförderung als Grundlage für den gelungenen Start in die erste Klasse brauchen, z.B. weil sie die deutsche Sprache noch ausbauen müssen, eine große Hilfe.
Deshalb weisen wir Vorschullehrkräfte seit Jahren darauf hin, dass unsere Tätigkeit neben einer sehr hohen Verantwortung, auch ein anspruchsvolles, hochwertiges Studium voraussetzt! Und eine Unmenge an Aufgaben und Anforderungen enthält, für die es sehr viele Fähigkeiten und Fertigkeiten, Kenntnisse und Methoden und einen dicken Sack voll Geduld, Einsatz und Kraft braucht!
Und ohne jetzt wieder (wie schon in den letzten Streikreden) detailliert aufzuzählen, was alles zu unserem Arbeitsalltag gehört und was wir täglich wuppen – ist das ja wohl Grund genug, die Tätigkeit endlich auf eine vollständige 100% Stelle aufzuwerten und in eine Entgeltgruppe E11 einzugruppieren, die im Tarifgefüge mehr als plausibel ist.
Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, bleibt es dabei:
Vorschule setzt Spuren - und fordert:
- ein Ende der Zwangsteilzeit
- endlich die E11 für alle Vorschul- LEHRKRÄFTE!
Vielen Dank.
Foto: Fredrik Dehnerdt