Bei unserem Warnstreik am 18.11 redete u.a. Kerstin Mögle, Vorschul-Lehrkraft an einer Hamburger Schule:
Hallo Kolleg*innen!
Und besonders: Liebe Vorschulkolleg*innen!
Wieder ist es nötig, einen Warnstreik zu machen! Und hier sind wir!!!
Auch heute setzen wir wieder unsere Spuren…!
Wie beim letzten Warnstreik vor zwei Wochen – deutlich und laut!
Oder sogar: NOCH LAUTER!
Denn zumindest ich bin stink-sauer!
Es ist ja wohl das Allerletzte, was die Arbeitgeber-Vertreter in der Tarifkommission gesagt haben: Es soll nur über die lineare Gehaltserhöhung gesprochen werden – und über kein anderes Thema…. Außer: der Arbeitsvorgang wird zum Thema gemacht….
Das ist Dreistigkeit – eine Anmaßung – eine Unverschämtheit – das ist ein SKANDAL!!
Wir Vorschullehrkräfte weisen seit Jahren darauf hin, dass unsere Tätigkeit – neben einer sehr hohen Verantwortung – auch eine Unmenge an Aufgaben und Anforderungen enthält, für die jede*r von uns einen riesigen Strauß von Fähigkeiten und Fertigkeiten, von Kenntnissen und Methoden und von Geduld, Einsatz und Kraft benötigt!
Dass wir das alles haben, stellen wir täglich unter Beweis!
- Jede*r von uns hat ein vollwertiges Studium absolviert – in dem wir auch in Bereichen ausgebildet wurden, die im Lehrer*innen-Studium gar nicht oder nur sehr am Rande vorkommen. Wir können nicht nur alle Themen von Schule, wir sind in Gesprächsführung ausgebildet, in Beratung und Gruppenarbeit und wir haben Leitung gelernt!
- Jede*r von uns leistet täglich einen Unterrichtstag von 8:00 bis 13:00 Uhr. Allein verantwortlich für Gestaltung und Umsetzung mit einer Gruppe von bis zu 25 fünfjährigen Vorschulkindern.
- Jede*r von uns kann und leistet Integration und Inklusion – in immer heterogener werdenden Klassen.
- Viele von uns bleiben bis 16:00 Uhr am Nachmittag für die additive Sprachförderung – damit unsere Arbeit damit dann auch als 100% Stelle gelten kann.
- Jede*r von uns ist nicht nur Klassenlehrer*in, Fachlehrer*in in allen Fächern, Sozialpädagog*in, Sprachlehrkraft und Förderlehrkraft in einer Person – sondern oft genug auch noch Mutter- oder Familien-Ersatz, Krankenpfleger*in und Fels in der Brandung für die Kinder.
Die Auflistung unserer Tätigkeiten ist nicht nur in dem – wirklich schon beeindruckend dicken – ‚Bildungsprogramm für Vorschulklassen‘ unvollständig…
Sondern auch in der Lehrerarbeitszeitverordnung – nach der unsere Tätigkeit berechnet und mit 1,3 WAZ pro Unterrichtsstunde berechnet wird…
Diesen herausfordernden Beruf, der für die allermeisten von uns eine wirkliche Berufung ist, endlich angemessen zu vergüten – das ist unsere zentrale Forderung!
Selbstverständlich erwarten wir, dass das in dieser Tarifrunde zur Kenntnis genommen wird!
Wie kann es sein, dass wir seit Jahren immer wieder auf uns und unsere Situation aufmerksam machen und von allen Seiten ignoriert werden…?!
Hier in der hamburgischen Schulbehörde fühlt man sich nicht zuständig und verweist auf die Tarifrunde…
Und in der Tarifkommission wird unser Anliegen von den Arbeitgebern einfach vom Tisch gewischt…??!
Wie kann es sein, dass erkannt wurde, dass es nötig ist, den Sozial- und Erziehungsdienst in die deutlich bessere S-Tabelle zu überführen…
...und dass es angemessen ist, die Grundschullehrkräfte endlich auch in die A13 einzugruppieren…
...aber uns Vorschullehrkräfte immer zu ignorieren…???!!!
In der Pandemie – die nun schon seit fast zwei Jahren anhält – waren auch wir „systemrelevant“. Jeden Tag haben wir nicht nur den Kontakt zu den Kindern zu Hause aufrechterhalten, sondern auch Arbeitsmaterialien erstellt und online-Unterricht veranstaltet, Padlets gestaltet und Materialpäckchen an die Haustüren der Kinder gebracht. Außerdem haben wir in der Schule die Kinder unterrichtet, die nicht zu Hause bleiben konnten…
Dabei sind wir bis an unsere Kraftgrenzen gegangen – und darüber hinaus!
Als der erste Unterricht wieder in Präsenz abgehalten werden konnte, war das für alle Klassen in Halbgruppen im Wechselunterricht – nur in den Vorschulklassen war wieder die ganze Klassenstärke vorgesehen…
Wenn sich jetzt die Arbeitgeber darauf zurückziehen wollen, dass die Pandemie ja so viel Geld gekostet hat, dass wir nur über eine lineare Erhöhung des Lohnes unterhalb der Inflationsrate sprechen können, ist das ein Schlag in’s Gesicht und zeigt deutlich, dass keinerlei Wertschätzung und Anerkennung von der Arbeitgeberseite zu erwarten ist!
Das lassen wir uns nicht weiter gefallen!!!
Dafür stehen wir heute hier!
Und dafür werden wir auch in Zukunft immer weiter aufstehen!
Um deutlich unseren Anspruch auf Höhergruppierung einzufordern!
Für ein Ende der Zwangsteilzeit!
Und eine Eingruppierung in die E11!!
Vielen Dank.