Nach der Ankündigung weiterer Warnstreiks durch die Gewerkschaften haben Hunderte Beschäftigte umgehend erneut die Arbeit niedergelegt.
Mehr als 700 Beschäftigte in kommunalen Kitas und Horten sind am Donnerstag dem Streikaufruf der Gewerkschaften GEW und ver.di gefolgt und haben sich in Dresden und Leipzig zu Kundgebungen versammelt. Auch in Hessen streikten mehrere Hundert Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, die für den Bund oder die Kommunen arbeiten: Sie forderten auf dem Willy-Brandt-Platz in Offenbach mehr Gehalt und freie Zeit von den Arbeitgebern.
Der Vorsitzende der GEW-Sachsen, Burkhard Naumann, kritisierte das nach wie vor fehlende Angebot der Arbeitgeber als mangelnde Wertschätzung für die Beschäftigten und betonte: „Mit unseren Warnstreiks zeigen wir, dass wir uns diese Ignoranz nicht länger gefallen lassen. In den nächsten Wochen werden wir die Warnstreiks sachsenweit ausweiten. Spätestens zur dritten Verhandlungsrunde Mitte März erwarten wir endlich ein Einlenken der Arbeitgeber.”
In den Tarifverhandlungen mit dem Bund und den Kommunen fordern die Gewerkschaften kräftige Gehaltserhöhungen für die Beschäftigten sowie wirksame Maßnahmen zur Entlastung:• 8 Prozent mehr Gehalt – mindestens 350 Euro
• höhere Zuschläge für Überstunden und besondere Arbeitszeiten
• drei zusätzliche freie Tage pro Jahr
• ein „Meine-Zeit-Konto“, in dem die Beschäftigten Entgelterhöhungen und Zuschläge ansparen können, um sie zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder für zusätzliche freie Tage beziehungsweise längere Freistellungsphasen zu nutzen
• einen weiteren freien Tag pro Jahr für Mitglieder
• eine Wiederaktivierung der Regelungen zur Altersteilzeit
Alle Infos zur Tarifrunde: Profis brauchen mehr!
Damit der öffentliche Dienst attraktiv bleibt, müssen die Gehälter rauf und die Arbeitsbedingungen stimmen. Die Beschäftigten haben immer noch an der Belastung durch die hohe Inflation zu knabbern. Gerade im Sozial- und Erziehungsdienst gibt es bundesweit einen großen Fachkräftemangel. Um für junge Fachkräfte attraktiv zu sein, brauchen wir dringend wirksame Entlastung, damit die Kolleginnen und Kollegen gesund bis zur Rente arbeiten können.
Der hessische GEW-Chef Thilo Hartmann sagte am Donnerstag in Offenbach: „Trotz des guten Abschlusses 2023 liegen die Reallöhne bei 4,5 bis 5 Prozent unter dem Niveau von 2020. Um diese Lücke zu schließen, braucht es einen guten Abschluss.“ Durch die vielen nicht besetzten Stellen würden die arbeitenden Kolleg*innen stark unter Druck gesetzt. „Dabei sind sie es, die unsere Gesellschaft am Laufen halten. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes haben deshalb eine bessere Bezahlung und mehr freie Zeit verdient.“
Einen ganztägigen Warnstreik gab es auch in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt.
Zwei ergebnislose Verhandlungsrunden
In der Tarifrunde wird für rund 2,5 Millionen Tarif-Beschäftigte verhandelt, die im öffentlichen Dienst beim Bund und in den Kommunen arbeiten. In der GEW gilt das beispielsweise für Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen sowie Sozialpädagog*innen.
Verhandlungsauftakt war am 24. Januar 2025 in Berlin. Die zweite Runde fand am 17./18. Februar in Potsdam statt, die dritte und möglicherweise entscheidende Runde ist vom 14. bis 16. März angesetzt, ebenfalls in Potsdam.
Noch ein Hinweis für uns Hamburger*innen:
Im Organisationsbereich der GEW-Hamburg geht es in der Tarifrunde insbesondere um die Kolleg*innen, die unter den TV AVH fallen, also z.B. bei der Elbkinder Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH, der Hamburger Kind Bildung und Betreuung gGmbH., Ballin-Stiftung e.V., Kitas des ASB und dem Studierendenwerk Hamburg AöR. Bedenkt bitte, dass Hamburg eine eigene Variante TVöD hat, den Tarifvertrag AV-H (Tarifvertrag für die Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg e.V.). Die Ergebnisse der Tarifrunde TVöD werden deshalb in eigenen Tarifverhandlungen mit der Arbeitsrechtlichen Vereinigung nachverhandelt. Für euer Engagement im Arbeitskampf spielt dies keine Rolle.
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