Seit diesem Montag sollen die Vorschulkinder verpflichtend getestet werden. Allerdings wurden den Vorschulen bislang keine Tests zur Verfügung gestellt, die Vorschulkinder entsprechend ihrer motorischen Fähigkeiten selbständig nutzen können. Sie sollen unter Anleitung der Vorschulklassenleitungen dieselben Tests wie die Grundschulkinder durchführen. Soweit die Theorie vom grünen Tisch.
Die Realität sieht so aus, dass Vorschul-Lehrkräfte sehr vielen Kindern bei der Durchführung der Testung helfen müssen. Die Kleinen können beispielsweise die Packungen nicht öffnen, verschütten Testflüssigkeit, ihnen fallen die Stäbchen aus der Hand und sehr häufig bekommen sie die Deckel nicht auf die Röhrchen gesteckt. Die Vorschullehrkräfte fassen pro Testtag mindestens 5-7 in Nutzung befindliche Tests/Röhrchen an. Zudem müssen ständig Tests wiederholt werden, weil die Kinder an der Herausforderung des Selbsttestens scheitern. Da sie viel von der Testflüssigkeit verschütten, muss nach der Testung die gesamte verunreinigte Fläche desinfiziert werden. Das alles ist, vor allem für die Vorschullehrkräfte, ein hygienisch nicht haltbarer Zustand, und braucht dazu extrem viel Zeit. Alles in allem dauert die Testung in einer Vorschulklasse mindesten 20 Minuten, oft länger, wenn Tests wiederholt werden müssen. Jetzt wird die Frequenz der Testungen erhöht und das führt unter diesen Bedingungen zu enormen Stress.
Die GEW begrüßt die Testungen in den Vorschulklassen prinzipiell. Allerdings müssen die von der Behörde zur Verfügung gestellten Selbsttests eine altersgerechte Anwendung ermöglichen. Wenn 4-6 Jährige Kinder diese Tests nicht zuverlässig selbständig durchführen können, sollte die Testung den Eltern überlassen werden.
„Die Vorschulkolleginnen und -kollegen sind entsetzt, dass die Behörde in der Pandemie wieder eine Verordnung für die Vorschulklassen erlässt, die den Entwicklungsstand der Kinder komplett außen vor lässt. Die unterschiedlichen Regelungen zur Maskenpflicht für Vorschulkinder an Kitas und Schulen tragen sehr zum Unmut und zur Verwirrung der Eltern und Pädagog*innen bei. Indem die Schulbehörde erst die Medien informiert hat und erst danach die Schulen, hat sie wenig Fingerspitzengefühl für die Situation ihrer Beschäftigten gezeigt. Die Vorschul-Lehrkräfte sind in den letzten Monaten besonders betroffen durch sich widersprechende Vorgaben von Seiten der Behörde. Die Kolleginnen und Kollegen sind nicht nur schlecht bezahlt sondern werden langsam auch verschlissen. Nun werden sie dazu noch gefährdet durch die schwer zumutbaren hygienischen Zustände wegen der nicht altersgerechten Selbsttests. Die GEW fordert die Schulbehörde auf, sich schnellstmöglich für Lollitests oder eine andere Lösung für die Testung in Vorschulklassen an Grundschulen einzusetzen“, kritisiert Sven Quiring, der Vorsitzende der GEW Hamburg.
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