Viele Bundesländer reagieren auf die gestiegenen Infektionszahlen und haben sofortige Schulschließungen angeordnet. In Hamburg wird die Präsenzpflicht der Schüler*innen vom 16.12.20 bis zum 10.1.2021 aufgehoben. Die Eltern können entscheiden, ob ihre Kinder in die Schule gehen oder nicht. Die Schulpflicht bleibt bestehen. Zudem ordnet die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) in Hamburg an, dass im Unterricht der Abstand von 1,5m eingehalten werden soll, dazu dürfen nicht mehr als 12 Schüler*innen in einer Lerngruppe sein. Alle Lerngruppen, ob zu Hause, oder in der Schule sollen quantitativ den vollen Stoff bzw. Stundenplan absolvieren. Eine Einschränkung könne es bei der Qualität geben, formuliert Landesschulrat Altenburg-Hack heute in einem Brief an die Schulleitungen. Die konkreten Umsetzungen dieser Anweisung liege bei den Schulen.
„Ein weiteres Mal entzieht sich die BSB ihrer Verantwortung! Statt ganz klar die Schulschließung vom 16.12.20 bis zum 10.1.2021 anzuordnen und eine vernünftige Notbetreuung für die Tage außerhalb der Ferien anzubieten und damit tatsächlich das Infektionsrisiko zu minimieren, legt die Behörde den Eltern die Verantwortung über die Entscheidung des Schulbesuchs ihrer Kinder auf und lässt die Schulen allein. Die Lehrkräfte sollen zur gleichen Zeit Schülerinnen und Schüler zu Hause und in der Schule in halbierten Klassen unterrichten, und dabei für alle den vollen Stundenplan durchziehen. Das ist nicht nur eine Überlastung der Lehrkräfte, die am Ende dieses Jahres unter Corona-Bedingungen schlicht weg fix und fertig sind. Nein, es ist mit der vorhandenen Anzahl der Lehrkräfte schon rein rechnerisch nicht möglich diese Vorgaben umzusetzen. Senator Rabe und Landesschulrat Altenburg-Hack haben ihren eigenen Mathematikunterricht wohl vergessen, sonst würde ihnen aufgehen, dass dies nicht funktionieren kann!“, kritisiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
Wie es auch anders gehen kann, kann man im Nachbarbundesland Schleswig-Holstein sehen. Dort wurde ab Mittwoch der Distanzunterricht für alle angesagt und Bildungsministerin Prien appellierte an die Eltern, überall dort wo es möglich ist, die Kinder bereits heute und auch morgen schon zu Hause zu lassen.
„Es müssen deutliche Signale auch von der Schulbehörde ausgesendet werden, dass wir alle an einem Strang ziehen müssen und in den nächsten Wochen möglichst wenige Kontakte haben sollten. Das kann uns jetzt helfen, das Infektionsgeschehen wieder in den Griff zu bekommen. Statt den Schulen weitere nicht zu bewältigende Aufgaben aufzubürden, muss endlich eine mittel- und langfristige Strategie für die Weiterführung des benötigten Unterrichts für die nächsten Monate auf den Tisch! Hierbei muss der Fokus sowohl auf dem Kindeswohl als auch auf dem Wohl der Beschäftigten liegen. Dass nun endlich auch in der Behördenspitze angekommen ist, dass Abstand halten dazu gehört, ist ein erster Schritt. Nun müssen die Weichen für den Wechselunterricht auch über den 10. Januar hinaus gestellt werden. Es darf nicht sein, dass Anfang Januar wieder nur kurzfristige Maßnahmen ergriffen werden, die weitere Belastungen für alle an Schule Beteiligten mit sich bringen. Unsere Vorschläge haben wir in einem Eckpunktepapier zusammengefasst und wir sind bereit, mit der Behörde und den Schulgemeinschaften an Lösungen zu arbeiten“, erklärt Bensinger-Stolze abschließend.
Das Eckpunktepapier der GEW Hamburg findet sich unter https://www.gew-hamburg.de/themen/schule/schule-unter-corona-bedingungen-eckpunktepapier
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