Die GEW unterstützt den Offenen Brief zur vorweihnachtlichen Corona-Situation der GEW-Betriebsgruppe an der Grund- und Stadtteilschule Eppendorf.
Offener Brief zur vorweihnachtlichen Corona-Situation der GEW-Betriebsgruppe an der Grund- und Stadtteilschule Eppendorf
Sehr geehrter Herr Senator Rabe,
so wird der Lockdown in die Hose gehen! Bitte keine „Blupps“, sondern einen „Wumms“!
Wir freuen uns über Ihr Engagement für das System Schule, im Rahmen dessen Sie wiederholt in der Öffentlichkeit betont haben, sich vor allem für die Belange unserer Schülerinnen und Schüler und insbesondere für die sozial Benachteiligten unter diesen einzusetzen. Uns Lehrerinnen und Lehrern ist dies ebenfalls wichtig und daher wünschen wir mehr Ergebnisse und einen „Wumms“ von Ihnen statt warmer Worte. Zeigen Sie uns, was Sie können!
Nicht erfreut sind wir von Folgendem:
1. Nach Ihrer vollmundigen Ankündigung in den Medien, alle Hamburger Lehrerinnen und Lehrer mit 450.000 FFP2-Masken auszustatten, haben wir nun die Bescherung erhalten: Anstelle von Masken, die den FFP2-Standard einhalten und einen verlässlichen Gesundheitsschutz nach den geltenden Arbeitsschutzbestimmungen bieten, wurden an uns Produkte verteilt, die diesen Sicherheitsstandard nicht erreichen. Weiterhin eignen sich die gelieferten Masken bedauerlicherweise für Menschen in Sprechberufen nicht zum ganztägigen Tragen. Sportliche Kollegen etwa, die den von Ihnen zur Verfügung gestellten Maskentyp ganztägig zu tragen wagen, klagen über Kurzatmigkeit nach dem Treppensteigen. Ob dies an ungenügender Sauerstoffzufuhr oder eventuellen Giftstoffen in den Masken liegt, wissen wir nicht. Wissen Sie als unser fürsorgepflichtiger Dienstherr dies und können Sie uns garantieren, dass das dauerhafte Tragen dieser Masken gesundheitlich unbedenklich ist? Berücksichtigen Sie bei Ihrer Antwort gern, dass an unserer Schule pro Mitarbeiter 8 Einwegmasken für fünf Schulwochen bis Weihnachten zur Verfügung gestellt werden konnten. Nach unserer Rechnung reichen diese Einwegmasken nur für maximal für 8 Tage!
2. Weiterhin preisen Sie seit Längerem Fortschritte in der Digitalisierung der Schulen und die Einführung einer neuen Lernplattform LMS an. Aber wo bleibt der „Wumms“ in Corona-Zeiten? Von uns unbestritten wurde bei der Einführung der LMS-Plattform durch Ihre Behörde und das LI die mit dem Personalrat der Schulen kurz davor getroffene Vereinbarung zur Einführung dieser Plattform missachtet. Weder wurde von Ihnen betont, dass die Einführung der digitalen Lernplattform LMS an Schulen nur auf freiwilliger Basis versuchsweise geschehen kann, noch, dass wenn dies geschehen würde, keine Kollegin und kein Kollege zur Benutzung dieser Lernplattform verpflichtet ist, da die Nutzung nur auf freiwilliger Basis versuchsweise erfolgen darf.
Warum ist Ihren Mitarbeiter*innen dieser Lapsus in der Information der Schulen unterlaufen? Sie haben damit für viel Aufregung und Verwirrung in den Schulen gesorgt. Wollen Sie uns so beim konzentrierten Arbeiten unterstützen?
Gern sind viele von uns bereit, neue Möglichkeiten des digitalen Arbeitens umzusetzen! Aber wir erwarten dafür eine angemessene Ausstattung mit Hardware, Software, Fortbildungsangeboten und Zeitressourcen, um unseren Schülerinnen und Schülern hochwertige Angebote des digitalen Lernens anbieten zu können. Wir sind flexibel und leistungsbereit, wenn uns die Möglichkeiten gegeben werden. Doch der „Wumms“ von Ihnen kommt nicht. Stattdessen erhalten wir von Ihrer Seite nur einen medialen „Blupp“, ein Tröpfchen auf dem heißen Stein, der, kaum dass er den Boden berührt, schon in der Hitze des Alltags verdunstet ist.
Warum kann nicht, ebenso wie es in Krisenzeiten möglich ist, einen Corona-Impfstoff in wenigen Monaten zu erzeugen, ebenso in wenigen Monaten die Digitalisierung der Schulen so umgesetzt werden, dass wir unseren Schülerinnen und Schülern hochwertige Angebote präsentieren können?
Wo sind die vor Monaten versprochenen Dienstlaptops, mit denen wir das anstehende Home-Schooling realisieren könnten? Warum schaffen Sie nicht kurzfristig innerhalb des Arbeitszeitmodells für Lehrkräfte Zeitressourcen, damit wir uns fortbilden und hochwertige Lernangebote entwickeln können? Warum nötigen Sie uns durch das Missachten fehlender Arbeitszeitressourcen zum fortgesetzten Dilettieren? Es geht schließlich um unsere Kinder! Unsere Bundesregierung erkannte früh, dass wir den Herausforderungen der Corona-Pandemie nur durch einen Wumms gerecht werden können – warum bleibt es bei Ihnen bei einem Blupp?
3. Wie Sie in Ihren Verkündungen zur LMS-Lernplattform wiederholt geäußert haben, liegt Ihnen der Datenschutz sehr am Herzen. Uns Lehrkräften geht es ebenso. Allerdings besteht der Unterschieddarin, dass Sie uns eine digitale Ausstattung vorenthalten, mit der wir dessen Anforderungen im Alltag gerecht werden können. Ohne private Endgeräte (Smartphones, Tabletts, Laptops und Rechner) kommt heute keiner von uns in der schulischen Arbeit aus. Sie wissen das und fordern dieses Nichteinhalten der Datenschutzbestimmungen sogar von uns, wenn sie Lehrerinnen und Lehrer zum Arbeiten im Homeoffice „verdonnern“. Sie wissen, dass dies angesichts der fehlenden Ausstattung mit „Dienstgeräten“ ohne Verstöße gegen die Datenschutzbestimmungen nicht möglich ist. Warum bringen Sie uns Mitarbeiter Ihrer Behörde in diese Situation? Ist das Ihr Verständnis von Fürsorge? Könnten Sie sich vorstellen, dass Betriebe in der freien Wirtschaft so mit ihren Mitarbeitern umgehen?
Sehr geehrter Herr Senator,
wir fordern von Ihnen umgehend Lösungen! Ringen Sie sich zu einem Wumms durch. Dabei dürfen Sie gern auf die Hilfe unseres Bürgermeisters zurückgreifen. Schaffen Sie umgehend eine datenschutzkonforme digitale Ausstattung für uns herbei und sorgen Sie für Ressourcen, um in Corona-Zeiten hochwertige Bildungschancen zu ermöglichen. Dies wäre für uns eine erfreuliche Weihnachtsbescherung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Mitarbeiter*innen der Betriebsgruppe und des Personalrates der GSE
Anlage: Produktinformation der Herbert Rehn GmbH zur Corona SARS-Cov2-Virus Pandemie Atemschutzmasken CPA