Schülerinnen und Schüler können schrittweise und unter Auflagen bis zu den Sommerferien an die Schulen zurückkehren. GEW, VBE und Bundeselternrat finden viel Gutes im Konzept der KMK. Aber was ist mit der Belastung der Lehrkräfte?
Die Bundesländer wollen allen Schülerinnen und Schülern angesichts der positiven Entwicklung der Infektionszahlen in der Corona-Krise schrittweise und unter Auflagen bis zu den Sommerferien eine Rückkehr an die Schulen ermöglichen. „Die Wiederaufnahme des Unterrichts in Form von teilweisem Präsenzunterricht für Schülerinnen und Schüler hat begonnen und soll in weiteren Schritten fortgesetzt werden“, heißt es in dem Beschluss von Bund und Ländern vom 6. Mai. Die Schulöffnungen sollen dem von der Kultusministerkonferenz (KMK) veröffenlichtem Rahmenkonzept folgen.
Vorschläge der GEW finden Anklang
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Bundeselternrat (BER) begrüßen in einer heute veröffentlichten Stellungnahme zum Rahmenkonzept der KMK, dass Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf im Konzept bedacht wurden. Ebenso sei es gut, dass sie die Situation an Förderschulen sowie für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf berücksichtigt wurde. „Viele der von uns vorgebrachten Punkte haben Eingang in das Rahmenkonzept der KMK zur Schulöffnung gefunden. So wird der Gesundheitsschutz hoch priorisiert, wobei Regelungen in den einzelnen Hygienekonzepten der Länder konkretisiert werden,“ heißt es von GEW, VBE und BER.
Dass es für die Umsetzung eine entsprechende Vorlaufzeit braucht, sei ebenfalls herausgestellt worden. Auch die klare Ansage, dass Personen, die Risikogruppen angehören, weiterhin nicht in der Schule lernen oder lehren müssen sei notwendig und begrüßenswert. Kritik gibt es an den Spielräumen, die die Länder jetzt bei der Ausgestaltung haben. „Wir befürchten, dass dies dafür genutzt werden kann, Personen aus der Risikogruppe in die Schulen zu holen”, so GEW, VBE und BER.
Die drei Organisationen sehen jedoch auch weiteren Klärungsbedarf, der nun in den Ländern weiter bearbeitet werden muss. Sie warnen vor einem Überbietungswettbewerb bei Schulöffnungen, nachdem seit heute die Länder nun selbst über die Geschwindigkeit und Ausgestaltung der weiteren Lockerungsschritte entscheiden können. Umso wichtiger sei eine wissenschaftliche Begleitforschung der unterschiedlichen Maßnahmen und der Effekte, die diese haben. „Gesundheitsschutz und Machbarkeit müssen Priorität haben.“
GEW-Vorsitzende Marlis Tepe und VBE-Chef Udo Beckbann äußerten zudem Bedenken mit Blick auf die hohe Arbeitsbelastung der Lehrkräfte: „Nicht wenige Lehrkräfte haben die Belastungsgrenze durch die Entgrenzung ihrer Arbeit schon überschritten. Sie sollen Präsenz-, Fernunterricht und die Notbetreuung stemmen sowie die Vertretung von Kolleginnen und Kollegen, die zur Risikogruppe gehören, übernehmen. Das ist die Quadratur des Kreises und bringt die Lehrkräfte ans Limit“, sagte Tepe am Mittwoch in Frankfurt a.M.
Zudem erklärte Tepe, dass die Coronakrise die Bildungsungerechtigkeit weiter verschärfe: „Insbesondere die ohnehin benachteiligten Schülerinnen und Schüler werden durch den Fernunterricht weiter abgehängt. Armen Familien nützen 150 Euro aus dem 500-Millionen-Paket nichts, weil sie sich mit diesem Geld trotzdem keine Tablets oder Laptops leisten können. Hier brauchen wir andere Lösungen.” Tepe schlug vor, dass die Schulen etwa Geräte einkaufen und an die Kinder und Jugendlichen verleihen könnten. “Jetzt müssen die Ausstattung der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten sowie die Einrichtung der notwendigen Infrastruktur schnell weiter vorangetrieben werden.” Zudem seien die Fortbildungsangebote für Lehrkräfte qualitativ zu verbessern und auszubauen. “Die schönste digitale Ausstattung nützt nichts, wenn die Schulen kein stimmiges pädagogisches Gesamtkonzept haben.“
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