Die GEW gibt folgenden Offenen Brief eines Kollegen an den Senator wieder:
Sehr geehrter Herr Rabe,
mit Fassungslosigkeit habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie die Verwendung der von Ihnen an die Schulen gelieferten KN95-Masken verboten haben, weil diese nicht sicher seien. Ich bin Angehöriger einer Risikogruppe und während der Präsenzzeit bislang freiwillig zur Schule gegangen, weil ich meinen Job gern mache und mir meine Schüler/innen wichtig sind. Um so mehr fühle ich mich von Ihnen und Ihrer Behörde verraten. Es ist ein Gefühl, als hätten Sie mir schimmeliges Brot zu essen gegeben.
Sollte ich mich bei der letzten Nutzung der Masken infiziert haben und arbeitsunfähig werden, werde ich als angestellter Lehrer mit einer Erwerbsunfähigkeitsrente von 970 Euro dastehen. Und auch das nur, wenn ich nicht noch irgendwo als Pförtner eingesetzt werden kann. Da ich nicht werde nachweisen können, dass ich mich bei der Arbeit bzw. auf dem Weg dorthin angesteckt habe, wird die BSB eine Erkrankung nicht als Berufserkrankung anerkennen. - Wobei ich sehr hoffe, dass ich auch diesmal Glück gehabt habe. So, wie bereits im November und Dezember, als ich mich durch Ihre Masken in Sicherheit wähnte, in Wirklichkeit aber, wie ich jetzt erkennen muss, offenbar nur Glück hatte, dass kein Kind in meinen Lerngruppen infiziert war.
Ich finde es unerträglich, dass mein Arbeitgeber dermaßen fahrlässig mit meiner Gesundheit und der von KuK umgeht! In meinen Augen ist es in hohem Maße zynisch, Mitarbeiter mit billigem Ramsch auszustatten statt mit hochwertigen FFP2-Masken, die es im November bereits ohne Einschränkungen zu kaufen gab - und die Sicherheitsmängel des Ramsches erst ein Dreivierteljahr nach Beschaffung durch den Bund den Betroffenen mitzuteilen! Dabei ist für mich egal, von wem Sie Ihre minderwertige Ware beziehen. Das Mindeste, was ich erwarte, ist eine förmliche Entschuldigung. Die habe ich bislang weder von Ihnen noch von Ihrer Behörde gehört.
Es tut mir leid, aber mittlerweile kann ich es nicht mehr ertragen: Ihre Verharmlosung der Corona-Gefahr über Monate, das Reden von "Schulen als sicheren Orten" in einer Zeit als Virologen und Epidemiologen längst auf die Infektionsgefahr durch asymptomatische Kinder und Jugendliche hinwiesen, die widerwillige Umsetzung aller AHA-Regeln, die Ausstattung mit gesundheitsgefährdenden Masken, das permanente Sich-selbst-auf-die-Schulter-Klopfen - und die Weigerung, Verantwortung zu übernehmen, wenn es brenzlig wird: Ihre Aussage "Ich bin kein Virologe" im Interview mit der ZEIT Hamburg, die bei mir den Eindruck erweckt, als versuchten Sie vorsorglich die Verantwortung für Ihre Entscheidungen auf andere abzuschieben, und jetzt der bürokratisch-kühle Verweis auf den Bund als Beschaffer der Masken. Von meinem Schulleiter bin ich gewohnt, dass er das Wohlergehen der KuK im Blick hat, auf Augenhöhe mit uns kommuniziert und, wenn ihm ein Fehler unterläuft, die Verantwortung dafür übernimmt und sich entschuldigt. Genau diese Größe, oder vielleicht ist es auch nur eine Selbstverständlichkeit, erwarte ich auch von Ihnen!
Mit freundlichem Gruß,
NN
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