Schimmelige Wände, baufällige Gebäude und viel zu wenig Personal: An vielen deutschen Schulen wird das Lernen und Unterrichten zu einer Herausforderung. Jahrelang wurde zu wenig investiert, leere Stellen werden schon heute oft mit Quereinsteigern ohne entsprechende Ausbildung besetzt. Und in den nächsten Jahren werden die Schülerzahlen weiter stark steigen werden, schreibt der DGB klartext.
Marode Schulen, fehlendes Personal
Die Zuckertüten sind gepackt, die Aufregung steigt – der erste Schultag steht vor der Tür! Für viele Kinder in Deutschland beginnt in diesen Wochen ein neuer Lebensabschnitt. Doch neben dem Alphabet und den ersten Matheaufgaben werden sich viele ABC-Schützen auch ganz anderen Herausforderungen stellen müssen: schimmelnde Wände in den Klassenzimmern, baufällige Schulgebäude, zu wenig Lernmaterialien. Bundesweit wurden in den letzten 16 Jahren rund 1.800 Grundschulen geschlossen. Immer weniger wurde saniert oder neu gebaut (siehe Grafik). Es fehlt an Lehrpersonal, SozialarbeiterInnen, schulpsychologischer Betreuung sowie Klassenräume, in denen das Lernen Spaß macht. In den meisten Bundesländern, werden leere Stellen mit Quereinsteigern ohne entsprechende Ausbildung besetzt.
Investitionsbedarf ist enorm
Die Situation gestaltet sich umso dramatischer, weil die Schülerzahlen entgegen der Prognose der Kultusministerkonferenz wieder stark zunehmen werden. Der dadurch steigende Bedarf an Lehrpersonal, ErzieherInnen und an modernen Schulgebäuden kann nur mit deutlich mehr öffentlichen Investitionen gedeckt werden. Laut Kreditanstalt für Wiederaufbau ist der Schul- und Bildungsbereich neben der Straßen- und Verkehrsinfrastruktur mit 34 Milliarden Euro der Bereich, mit dem höchsten Investitionsbedarf.
Beispiel Leipzig
Von den Folgen dieses Investitionsstaus konnte sich DGB-Bundesvorstandsmitglied Stefan Körzell auf seiner diesjährigen Sommertour an einer Grundschule in Leipzig-Grünau persönlich ein Bild machen. Das sanierungsbedürftige Schulgebäude platzt buchstäblich aus allen Nähten. Bei starken Regenfällen dringt Wasser in den Keller und das Vordach ist undicht. Nur durch persönliches Engagement der Lehrerschaft kann der reguläre Schulbetrieb und die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund aufrechterhalten werden.
Auch andere Branchen betroffen
Deutschland investiert im internationalen Vergleich nicht nur viel zu wenig in Bildung. Besuche beim Güterverkehrsunternehmen DB Cargo AG, der Frankfurter Polizei und in anderen Betrieben haben gezeigt, dass auch die öffentliche Infrastruktur, Straßen und Verkehr sowie der öffentliche Dienst unter dem Dogma der Haushaltskonsolidierung leiden. Gespräche mit Betroffenen von Projekten Öffentlich-Privater-Partnerschaften (ÖPP) haben deutlich gemacht, dass Privatisierung keine Antwort auf das Spardiktat sein kann.
Schluss mit dem Spardiktat!
Stefan Körzells Sommertour hat erneut gezeigt: Kommunen müssen von Bund und Ländern finanziell besser ausgestattet werden, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können und nicht länger auf Verschleiß zu fahren. Es darf keine weitere Veräußerung öffentlicher Unternehmen geben. Öffentliche Investitionen in die personelle und physische Infrastruktur sind unverzichtbar für eine humane, moderne und zukunftsorientierte Gesellschaft. Es braucht mehr Geld für eine gerechte und zukunftsfähige Daseinsvorsorge. Das müssen uns unsere Kinder wert sein!
Text und Graphik: DGB klartext 30/2017