Die GEW wünscht allen an Schule Beschäftigten sowie den Schülerinnen und Schülern einen guten Start in das neue Schuljahr. Daher erwartet die GEW von der Schulbehörde, die Bedingungen für eine über den ganzen Tag gelingende sowie gesunderhaltende Bildungs‐ und Betreuungsarbeit zu schaffen.
„Das vergangene Schuljahr stand nochmals ganz im Zeichen der Pandemie, aber auch des Ukrainekrieges. Die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen, den Bildungs‐ und Beratungszentren, bei den Kooperationspartnern im Ganztag und in der Verwaltung, haben unter hohem persönlichen Einsatz in dieser herausfordernden Zeit äußerst engagierte und sehr erfolgreiche Arbeit geleistet. Hier erwartet die GEW auch eine Anerkennung aus der Politik, die auch dringend notwendige Unterstützungen und Entlastung umfasst. Nur so kann die Profession erhalten und für bevorstehenden Anforderungen gestärkt werden“, kommentiert Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg.
Corona und Gesundheitsschutz
Die Mitte des Jahres ist nun überschritten, man blickt auf den Herbst: Luftfilter und schulische Testungen wurden vor den Sommerferien ausgesetzt und somit werden auch keine Infektionszahlen erhoben. Corona ist deswegen aber nicht vorbei! Schulen brauchen ein gut vorbereitetes, zeitig kommuniziertes, durchdachtes und realistisches Schutzkonzept, wenn Schulschließungen, hohe Krankenstände und Überlastungen der Beschäftigten vermieden werden sollen. Zusammenlegungen von Lerngruppen oder überfordernder Hybridunterricht dürfen nicht das Mittel sein, im Nachhinein hohe Krankenstände abzufedern. Schutzmaßnahmen wie zumindest Testungen und Masken für die Beschäftigten und Schüler*innen müssen zum Schulstart von der BSB bereitgehalten werden, freiwillige Testungen von Schüler*innen und schulischen Beschäftigten nach den Sommerferien sollten wieder möglich sein. Die GEW tritt für die Offenhaltung der Schulen ein – dies muss jedoch für alle gesunderhaltend und gutorganisiert passieren!
Corona und Bildung
Die mentalen Belastungen in Zeiten von Corona bei Schüler*innen und Lehrkräften wurden in verschiedensten Studien herausgestellt. Vor diesem Hintergrund wirken die Bildungsplanentwürfe selbst, aber auch der Weg ihrer Implementierung höhnisch: Leistung macht Spaß?! Neben der mentalen Gesundheit der Schüler*innen muss auch die der Lehrkräfte und Schulleitungen beachtet werden: „Neue, zusätzliche Aufgaben in allen Bereichen müssen reduziert werden. Es braucht Entlastungen durch Möglichkeiten des sozialen, kooperativen Austauschs als auch mehr Arbeitszeit! Die Bildungspläne werden in den Schulen, bei Lehrkräften und Schulleitungen, Schüler*innen und Eltern, keine Akzeptanz finden, wenn sie mit zusätzlicher Arbeit und hohen Belastungen daherkommen“, schlussfolgert Yvonne Heimbüchel, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg. Förderung kann Entlastung bieten, doch die hohe Teilnahme an den Lernferien kann auch als Zeichen des besonders hohen Drucks gesehen werden, dem die Schüler*innen ausgesetzt sind. Die Bundesmittel zu Förderung nach Corona sollten verstetigt werden. Doch statt Schüler*innen additiv in den der Erholung dienenden Ferien zu fördern, müssen integrative Modelle entwickelt und Ressourcen hierfür bereitgestellt werden.
Auch die Kollegien empfinden es als entlastend, wenn Konzeptionen und Organisationen nicht zusätzlich erfolgen. Die GEW erwartet daher mehr Arbeitszeit für die kooperative Konzeption der schulischen Organisation, die Herausforderungen besonders der digitalen Didaktik sowie für die gezielte Weiterbildung. Mehr denn je ist es an der Zeit, dass die Behörde verantwortungsvoll die LAZVO überprüft und massiv Aufgabenkritik zu betreibt! Kollegien können nicht gleichzeitig sowohl die besonderen Bedingungen und Herausforderungen der Pandemie als auch jegliche Innovation bestreiten.
Bildungsplanentwürfe
Jetzt sind die Schulleitungen gefordert, bis zum 30. September die bei der Behörde eingegangenen Stellungnahmen auszuwerten und die Entwürfe erneut zu überarbeiten. An dem Zeitpunkt, an dem die Entwürfe in Kraft treten, soll trotz vielfacher Forderung nach zeitlicher Entzerrung und Transparenz festgehalten werden. „Das Augenmerk muss nun neben den bereits vielfach kritisierten Punkten besonders auf den Arbeitsbelastungen der Lehrkräfte und aktuell auch der Schulleitungen liegen!“, betont Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg. „Die Überarbeitung den Schulleitungen und die Implementierung in den Schulen den Kollegien in dieser kurzen Zeit zusätzlich zu bestehenden Aufgaben aufzubürden und nicht für Entlastungen zu sorgen, entspricht nicht einem verantwortungsvollen Handeln eines Arbeitgebers. Neue Aufgaben erfordern zusätzliche Arbeitszeiten - wo kommen diese her?“, fragt Quiring. Angesichts der enormen Inflation und der massiv angestiegenen Energiepreise stehen gerade Kolleg*innen mit kleinen Einkommen finanziell unter Druck, dies gilt auch für Lehrer*innen im Vorbereitungsdienst. Die GEW unterstützt deswegen den Drei-Punkte-Plan des DGB Hamburg um soziale Notlagen im Winter zu verhindern und Entlastungen gezielt dort zu ermöglichen, wo sie am dringendsten benötigt werden und fordert die temporäre Anhebung der Anwärter*innenbezüge, die derzeit von ihrem Einkommen kaum leben können.
Beschulung geflüchteter ukrainischer Kinder und Jugendlicher
„Nach über zwei Jahren Pandemie ist dies eine große Herausforderung für die Schulen, obwohl sich das pädagogische Personal an Schulen erfahrungsgemäß sehr für geflüchtete Kinder und Jugendliche engagieren. Wir erwarten von der Schulbehörde weiterhin eine gleichmäßige Verteilung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen auf alle Stadtteile sowie eine gleichmäßige Verteilung auf alle Schulen, auch auf die Gymnasien, sicherzustellen. Es werden unbedingt weitere Fachkräfte gebraucht, insbesondere im Bereich Schulsozialarbeit und Schulpsychologie sowie für die Sprachbildung, dieses sollte sich auch im Doppelhaushalt 2023/2024 abbilden. Zugleich sollten Stadt und Behörde die Anerkennung ausländischer Lehramts-Abschlüsse deutlich erleichtern, um auch mehr Muttersprachler*innen in die Schulen bringen“, so Quiring abschließend.
Besserstellung der Vorschullehrkräfte und der schulischen Ergo- und Physiotherapeut*innen
Trotz vielfältiger Aktionen der Kolleg*innen und der GEW in den Tarifverhandlungen und danach (zuletzt am 16.6. auf dem Rathausmarkt) und viel Unterstützung und Solidarität aus den Kollegien, geht das Schuljahr ohne die lang geforderte Besserstellung beider Berufsgruppen zu Ende. Vorschullehrkräfte und schulische Therapeut*innen sind in der Umsetzung der Inklusion besonders gefordert und haben sich, wie alle Kolleg*innen, den Herausforderungen in den letzten Jahren hochprofessionell gestellt. Trotzdem sind sie von den Verbesserungen in der Bezahlung von ihren Kolleg*innen abgehängt (JA13 in der Grundschule und die Einführung der SuE-Tabelle). Während die Sozialbehörde die Voraussetzung dafür schafft, dass die Therapeut*innen in den städtischen Kitas die gleiche Bezahlung wie die Erzieher*innen bekommen, kommen aus der BSB nur vorsichtige Bekundungen. „Die Vorschullehrkräfte und die schulischen Therapeut*innen brauchen dringend eine finanzielle Aufwertung. Sonst wird es die BSB auch nicht mehr gelingen, auf dem Arbeitsmarkt neue Kolleg*innen zu finden. Die GEW-Hamburg und die betroffenen Kolleg*innen werden hier am Ball bleiben“, so Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg.