Rund zwölf Prozent der Sechstklässler an den staatlichen und privaten Gymnasien in Hamburg müssen wegen unzureichender Leistungen auf eine Stadtteilschule wechseln. Damit ist gut jedes achte Kind auf dem Gymnasium früh mit einem schulischen Misserfolg konfrontiert, der darüber hinaus häufig den Verlust des Freundeskreises und dem bekannten Lernumfeld bedeutet.
Dieser Schulformübergang führt nicht nur häufig zu einer belastenden Situation für die betroffenen SchülerInnen, sondern stellt auch die aufnehmenden Schulen vor organisatorische Probleme. Einige Stadtteilschulen richten eigene Klassen für die früher „Rückläufer“ genannten SchülerInnen ein, andere verteilen sie auf die vorhandenen Klassen oder organisieren die Verteilung insgesamt neu.
„Ein Konstruktionsfehler des Zwei-Säulen-Modells ist, dass die Politik den Gymnasien erlaubt, Kinder nach der 6. Klasse abzuschulen. Durch diese SchülerInnen bekommt die Stadtteilschule immer mehr Kinder, die zwei Jahre lang schulische Misserfolge hatten. Um sie wieder aufzubauen, bedarf es großer pädagogischer Anstrengung. Die Stadtteilschulen müssen nicht nur fast die gesamte Inklusion und die Integration schulpflichtiger Geflüchteter leisten, sondern nun auch eine wachsende Gruppe SchülerInnen wieder aufrichten, die abgeschult und so gedemütigt wurden.
Ein verlässliches, dauerhaftes Lernumfeld fördert die individuelle Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Gymnasien sollen Schüler daher nicht abschulen, da dies die SchülerInnen demotiviert und mit Lernmisserfolgen konfrontiert. Die Gymnasien müssen alle Kinder so fördern, dass sie einen Schulabschluss erreichen – ein Anspruch, der in der Stadtteilschule eine Selbstverständlichkeit ist“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
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