GEW positioniert sich im Schulstreit:

27. Mai 2014Von: PresseredaktionThema: Schule
Nach vorne denken statt Rolle rückwärts

Gestern tagte der Gewerkschaftstag, das höchste Gremium der GEW Hamburg und diskutierte unter anderem über die Schulstruktur in Hamburg und G8/G9 an Gymnasien. Beschlossen wurde die Mitglieder dazu aufzurufen, beim Volksentscheid gegen die Vorlage der Initiative „G9“ zu stimmen.

„Die Alternative zum G9 sind attraktive Stadtteilschulen. Die Lernbedingungen müssen so sein, dass alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam erfolgreich lernen können. Das ist zur Zeit wegen der schlecht ausgestatteten Umsetzung der Inklusion häufig nicht möglich und  führt dazu, dass Schule in zu vielen Fällen weder den Kindern mit Förderbedarf noch leistungsstärkeren Schülerinnen und Schülern gerecht werden kann. Das wird von vielen Eltern wahrgenommen und treibt sie in die Arme der G9 Initiative. Die Verantwortung hierfür trägt der Senat mit seiner Sparpolitik. Damit Stadtteilschule als Alternative zum Gymnasium wahrgenommen wird, muss das Problem der Inklusion gelöst werden. Dazu braucht es mehr Mittel. Wir fordern 550 Stellen mehr für eine gelungene Inklusion in Hamburg. Anknüpfen kann man an den Erfahrungen der I- und IR-Klassen. Gerade Kinder aus den ‚bildungsnahen‘ Elternhäusern wurden gezielt in diesen Klassen angemeldet, weil Eltern sich mit dem Ziel des gemeinsamen Lernens identifizieren konnten und gleichzeitig sicher waren, dass auf Grund der personellen Ausstattung und des pädagogischen Konzepts ihre Kinder nicht schlechter lernen würden als an einer anderen Schule“, so Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.

Die Einführung des Turbo-Abiturs an Gymnasien hat, wie die GEW seinerzeit befürchtete, eine Verdichtung des Unterrichtsstoffes in der Mittelstufe mit sich gebracht. Viele Schülerinnen und Schüler reagieren darauf mit Stresssymptomen und die Kolleginnen und Kollegen empfinden  ihren Unterricht wie ein reines Hineinstopfen von Lernstoff.

„Hier setzt unser Vorschlag einer Oberstufenreform, ein flexibles Abitur nach 2 bis 4 Jahren und einer  ‚Sekundarstufe I für alle‘, an. In Hamburg könnte eine solche Schulstruktur das Nebeneinander von 8jährigen Gymnasien und 9jährigen Stadtteilschulen ablösen und den Diskurs um G8/G9 beenden. Sie könnte damit auch Beispiel für andere Bundesländer sein und der zunehmenden Zersplitterung der Schulstrukturen in Deutschland entgegenwirken. Nutzen wir die Chance produktiv! Ein rückwärtsgewandtes Klein-Klein hätte ein Schulsystem zur Folge, das noch stärker auf Selektion und Ausgrenzung setzt. Das Schulsystem jedoch hat soziale Ungleichheiten zu reduzieren, nicht zu reproduzieren. Wenn also neu gedacht werden darf und muss, dann: Think big!“ kommentiert Bensinger-Stolze.