Die GEW unterstützt den Offenen Brief der GEW Betriebsgruppe der BS 18:
Covid-19 an berufsbildenden Schulen: Wir fordern Schutz statt Dankesbriefe!
Stellungnahme zum Umgang der BSB mit Covid-19 an berufsbildenden Schulen
In der bisherigen Diskussion im Umgang mit Covid-19 wurde wie so oft die Sonderrolle der berufsbildenden Schulen sträflich vernachlässigt. Durch ihre Scharnierfunktion zwischen Schulen und Betrieben stellen sie allerdings ein besonderes Risiko in der Verbreitung des Coronavirus‘ dar, vor allem im Bereich der sozialpädagogischen und pflegerischen Berufsausbildungen.
Aktuell zeigt sich dieses Vergessen der berufsbildenden Schulen auch in der Impfpolitik der BSB; während Grundschullehrer:innen und alle in der Kita und in Pflegeeinrichtung Tätigen ein Impfangebot bekommen haben, gingen Kolleg:innen, die in diesen Betrieben Praxisbesuche durchführen, leer aus. Ganz zu schweigen von den Kolleg:innen, die im Präsenzunterricht in der Schule Kontakt mit Schüler:innen haben, die sich unter anderem in der Praxis bewegen.
Nun könnte man meinen, dass von den Schüler:innen ein viel geringeres Risiko ausgeht, da sie ihre Impfgelegenheit wahrgenommen haben, allerdings liegen dazu erstens keine Zahlen vor und zweitens sind viele Schüler:innen skeptisch bis verunsichert, was die Impfstoffe betrifft. So äußern einige Schüler:innen, mit denen wir persönlich gesprochen habe, dass sie sich nicht impfen lassen wollen, und eine große Gruppe der Schüler:innen schweigt dazu.
Wenn sie ihre Lehrkräfte als berufliche Vorbilder fragen, ob wir denn schon geimpft seien, müssen wir dies verneinen, denn die BSB hat dies bis jetzt untersagt – selbst für vorerkrankte im Präsenzunterricht eingesetzte Kolleg:innen. Bei sowieso schon misstrauischen Schüler:innen könnte dadurch das Bild entstehen, sie seien eine Art „Versuchskaninchen“ und die Lehrer:innen warten ab, wie sich die Impfung bei ihnen so auswirkt. Und das während der massiven Verbreitung der britischen und weiteren Mutanten!
Als wäre bisher nicht genug Vertrauen engagierter Lehrer:innen verspielt worden. Hier die Chronik des Versagens in Kurzfassung:
- 2020 erfahren Lehrer:innen Informationen zu Schulschließungen oft zuerst aus der Presse.
- Die BSB zwingt Lehrer:innen im März 2020, geplante Prüfungen, sogar für Externe, ohne Schutzmasken und Schnelltest durchzuführen.
- Schulsenator Ties Rabe spricht im Herbst 2020 monatelang von "Schulen als sicheren Orten", was wissenschaftlich nie belegt war und inzwischen durch mehrere Studien deutlich widerlegt wurde.
- Unter anderem Lehrer:innen wurden mit KN95-Masken versorgt, die keinen sicheren Schutz gewähren.
- Im Dezember 2020 wird in Hamburg bei Inzidenzwerten zwischen 90-130 Präsenzunterricht in voller Klassenstärke vorgeschrieben! Nur durch den Zwang der Bundesregierung wechselt Hamburg plötzlich komplett zum Distanzunterricht – wie kann ein derartiger Umschwung von Schulsenator Ties Rabe unerklärt bleiben?
Nun befinden wir Lehrer:innen an berufsbildenden Schulen uns im April 2021 einerseits im Präsenzunterricht mit Abschlussklassen und unter Druck, nach über einem Jahr die Qualität der praktischen Ausbildung vor Ort wieder überprüfen zu wollen. Andererseits bekommen wir nicht einmal die Aussicht auf Impftermine und müssen Schüler:innen und Betriebe auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertrösten.
Das Verhalten der BSB und dem Schulsenator Ties Rabe den Lehrer:innen der berufsbildenden Schulen gegenüber verhöhnt das Wort Fürsorgepflicht!
Wir fordern
1. ein sofortiges Impfangebot für alle Lehrer:innen in Hamburg, die in Präsenz arbeiten und/oder Auszubildende in Betrieben besuchen.
2. ein klar terminiertes Zeitfenster in naher Zukunft für alle anderen Kolleg:innen.
3. eine Stellungnahme der BSB zum zukünftigen Umgang mit Covid-19 an berufsbildenden Schulen, z. B. mit Blick auf geimpfte Schüler:innen.
GEW-Betriebsgruppe der BS 18