Mit der heutigen Präsentation der Hamburger Bildungspläne durch Senator Rabe steht das demokratische Miteinander im Bestreben um gute Bildung in der Stadt als der erste große Verlierer dieser Pläne bereits fest. Wir vermuten, dass weitere Verlierer:innen folgen werden
Der Senator und seine Behörde haben die große Chance vertan, zusammen mit Schüler:innen, Eltern, Pädagog:innen und Verbänden zukunftsfähige und breit getragene Bildungspläne zu entwickeln.
- Stattdessen wurden z. B. die über 250 eingegangenen Stellungnahmen, die eine sehr grundsätzliche Kritik und meist eine Ablehnung der Vorschläge zum Inhalt hatten, vom Senator als Musterbeispiel für seine Vorstellung von Beteiligung gekennzeichnet und mit dem Hinweis, nur „kluge“ Hinweise aufnehmen zu wollen, beiseitegelegt.
- Stattdessen wurde z. B. zwar dem gesetzlichen Auftrag einer Bildungsplankommission Folge geleistet, diese jedoch in wenigen Online-Sitzungen abgehandelt. Die Empfehlungen für substanzielle Korrekturen der dortigen Expert:innen wurden im Anschluss ebenfalls als nicht bindend beiseitegelegt.
- Stattdessen wurden z. B. die Schüler:innen-, Eltern- und Lehrerkammer, die in intensiver ehrenamtlicher Arbeit ausführliche Stellungnahmen verfasst und Vorschläge für eine zukunftsfähige Bildung erarbeitet haben, seit September nicht mehr einbezogen.
Und die Liste dieser Beispiele für das fehlende Interesse der Schulbehörde an Beteiligung, Dialog und Zusammenarbeit für gute Bildung in Hamburg ließe sich – nicht zum ersten Mal – weiter fortführen. Dies ist ein bedeutsamer Nachteil für das heutige und zukünftige Lernen der über 200000 Schüler:innen in Hamburg.
Wir ziehen heute den Schluss, dass die Erstellung von Hamburger Bildungsplänen künftig nicht mehr von der Schulbehörde allein, sondern aufgrund der Bedeutung von einer breiteren Basis getragen und verantwortet werden muss: dies erachten wir als Aufgabe der Hamburger Bürgerschaft. Wir erachten zudem als sinnvoll, wenn die Bürgerschaft zur Beratung und ihrer Meinungsbildung einen Bildungsrat einsetzt um damit viele Perspektiven in die Entwicklung guter Bildung in Hamburg einzubeziehen.
Wir werden nun im Bildungsbündnis die vorgelegten Pläne intensiv prüfen. Wir werden z. B. prüfen, ob die vorgelegten Pläne weiterhin an dem veralteten Faktenwissen festhalten, an einer vergänglichen Inhaltsorientierung, an einem „Learning for the test“, ob sie weiter nur schöne Worte in der Präambel zur Inklusion, Demokratie und Nachhaltigkeit nennen und daraus nichts Substanzielles folgt. Wir werden prüfen, ob die tiefgreifende Digitalisierung immer noch nur „eine Klausur mit dem PC“ bedeutet und ob das Schreibenlernen weiter der verkürzte Sinn von Schule und Prüfungen bleibt.
Die von uns durchgeführten Diskussionen und Gespräche seit nun fast einem Jahr mit Schüler:innen, Eltern und Pädagog:innen haben uns sehr deutlich gezeigt, dass es in Hamburg Bildungspläne geben muss, die der Zeit, der Gesellschaft und der Zukunft angemessenen sind. Nach unserer Prüfung entscheiden wir, ob wir durch eine Volksinitiative dieser Forderung demokratischen Ausdruck verleihen.
Schüler:innenkammer Hamburg, Malik Sauerbeck, Sprecher des Bündnisses
Elternkammer Hamburg, Alexandra Fragopoulos, Sprecherin des Bündnisses
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Sven Quiring, Sprecher des Bündnisses
Vereinigung der Schulleitungen der Hamburger Stadtteilschulen in der GGG, Thimo Witting, Sprecher des Bündnisses
Lehrerkammer Hamburg, Kai Kobelt
Vereinigung der Leitungen Hamburger Gymnasien und Studienseminare (VLHGS), Dr. Christian Gefert
Verband Hamburger Schulleitungen (VHS), Sascha Luhn
Grundschulverband, Landesgruppe Hamburg, Stefan Kauder
GGG Hamburg, Helga Wendland
Anhang | Größe |
---|---|
2022-12-19_pm_bildungsbuendnis_zu_bildungsplaenen.pdf | 780.38 KB |