Die GEW weist auf folgenden Offenen Brief der Betriebsgruppe der Grundschule Brehmweg zur „Anpassung“ des Sozialindexes von KESS 2 auf KESS 4 hin.
Brandbrief der Grundschule Brehmweg zur „Anpassung“ des Sozialindexes von KESS 2 auf KESS 4
Sparprogramm der Behörde auf Kosten von Kindern, Eltern und Schule!
Für unsere Grundschule in Stellingen ist die Anpassung des Sozialindexes von KESS 2 auf KESS 4 eine Katastrophe. Nicht nur in Coronazeiten, aber besonders jetzt, ist es nicht gerecht, Ressourcen abgeben zu müssen, da diese sowie schon sehr knapp verteilt werden. Die Probleme von Schule sind nicht erst durch die Pandemie entstanden, sie wurden dadurch bloß verstärkt. Das aktuelle Vorgehen aufgrund der ‚Berechnung‘ des Sozialindex wird es weiter verstärken!
Nach 2 Schuljahren mit Lockdown (im Schuljahr 2019/2020 fast ein halbes Jahr kein regulärer Unterricht: von März bis Mitte Mai 2020 kein Präsenzunterricht, ab Mitte Mai dann ein Tag pro Woche pro Klasse; im Schuljahr 2020/2021 von August bis Mitte Dezember 2020 Präsenzunterricht, dann 2,5 Monate Distanzunterricht und ab Mitte März 2021 im Hybridunterricht) stellen wir Lehrkräfte diverse Lücken fest. Viele Kinder haben zwar am Distanzunterricht online teilgenommen, und wir als Schule haben ein sehr gutes Konzept umsetzen können, trotzdem zeigt sich, dass der Unterrichtsstoff bei weitem nicht verfestigt werden konnte. Guter Unterricht ist nicht durch online Unterweisung zu ersetzen.
Jetzt haben wir in der Zeit des Hybridunterrichts in Kleingruppen die Möglichkeit, ein wenig vom Versäumten aufzuholen, in dem wir alle Stunden (Förder-, Forder-, Fachunterricht…) nutzen, um intensiv mit den Kindern zu arbeiten und uns ihren Defiziten zu widmen. Im Wechselunterricht bemerken wir, wieviel ruhiger es zugeht, wieviel effektiver gelernt werden kann. Es gibt Zeit und Raum für jedes Kind. Wir können gegebenenfalls Halbgruppen nochmal teilen, um auch Kinder, die im Lockdown zu den Verlierer*innen gehören, wieder zum Arbeiten zu animieren. Das geht, weil wir zurzeit relativ gut ausgestattet sind mit Personal und kleine Klassen mit maximal 19 Kindern haben. So läuft das Aufholen auch, obwohl wir kaum Gruppenräume haben, in denen wir uns Teilgruppen widmen können. In unseren schulischen Beratungsrunden fällt immer wieder der Satz: ‚Jetzt im Wechselunterricht läuft es mit Schüler*in XY zur Zeit etwas besser.‘
Daran wird deutlich wieviel ruhiger und auch lerneffektiver der Schulalltag ablaufen kann, wenn einfach weniger Kinder da sind. Dies geht zu Gunsten der Kinder, die Unterstützung benötigen. Kess hin oder her, wir haben davon genügend Kinder. Auch alle anderen Kinder und die Klassengemeinschaft profitieren davon stark.
Durch die Pandemie haben wir alle verstärkt bemerkt, dass die Kinder, die zu Hause Unterstützung bekommen können, natürlich besser abschneiden. Fehlende Ressourcen an unserer Schule werden somit den Negativeffekt (Kinder, denen zu Hause die Unterstützung fehlt, rutschen weiter ab) noch weiter verstärken.
Der kommende Jahrgang wird schon bei der Einschulung wesentlich weniger KiTa- und/oder VSK-Zeiten gehabt haben als jeder andere Jahrgang in diesem Jahrhundert.
Und nun, wo wir alle wissen, dass unsere Grundschulkinder wesentlich weniger unterrichtet wurden als vor 2020, dass große Lücken entstanden sind, sollen wir ab Sommer 2021 viel größere Klassen und wesentlich weniger Lehrer*innenstunden, Förderstunden, sonderpädagogische Stunden haben und als Lehrkräfte für unsere Arbeit noch weniger WAZ bekommen als vorher. Das ist das Dankeschön der Behörde für unsere Arbeit in Lockdown, Homeoffice, Distanz- und Hybridunterricht, für unser aller Arbeit, damit die Kinder auch in diesen Zeiten bestmöglich versorgt werden.
Und für die momentanen und künftigen Jahrgänge unserer Schülerinnen und Schüler kann man das nur als verantwortungslos und zynisch betrachten, wie die Behörde mit uns umgeht. Die Art der Ermittlung des Sozialindex sehen wir alle sehr kritisch. Die jetzigen Vorschulkinder an unserer Schule zeigen, dass wir Sonderpädagog*innen und Doppelbesetzungen auch in kommenden Jahrgängen benötigen werden, um allen Kindern wenigstens ansatzweise gerecht werden zu können. Wir arbeiten präventiv, so dass möglicherweise weniger Hilfen zur Erziehung durch den ASD nötig sind - wird uns das uns jetzt zum Verhängnis? Die Präventionsarbeit an unserer Schule gemeinsam mit den Sozialpädagog*innen vom Rauhen Haus und der Lichtlinse führt oft Unterstützungsmaßnahmen, die nicht über das Jugendamt laufen. Diese Arbeit wird in keinem Punkt berücksichtigt. Es werden für die Erstellung von KESS 4 Daten von Kindern aus nichtdeutschen Familien einbezogen, nicht aber die vielen Sprachförderkinder, die wir insgesamt haben, sowie die große Anzahl an Kindern mit Lernförderung nach §45. Auch der Punkt Wahlbeteiligung berücksichtigt nicht die Familien, die gar keine Wahlberechtigung haben, weil sie keinen deutschen Pass besitzen.
Die BSB spart die Schule kaputt anstatt sich um ein Konzept zu kümmern, wie mit den Lockdown-Jahrgängen umgegangen werden soll. Statt die Folgen des Lockdowns zu berücksichtigen und Klassen und Schulen besser auszustatten, wird gespart. Lasst uns das Geld vom Bund in kleinere Klassen und Doppelbesetzungen stecken! Denn: Grundschule lebt von Beziehungsarbeit. Defizite kann man nicht mit den Kindern unbekannten Personen am Nachmittag oder in den Ferien aufholen.
Nein, wir benötigen kleine Klassen und ganz viele Doppelbesetzungen, um die Kinder möglichst gut zu fördern!!! Bildung und Schule braucht insgesamt mehr Ressourcen und kleinere Klassen!!
Eine Umverteilung führt nur zu Ungerechtigkeiten an anderer Stelle.
Die Kürzungen, das Sparprogramm wollen wir als Schule nicht hinnehmen!
Betriebsgruppe der Grundschule Brehmweg im Frühling 2021
Foto: Inklusion © Dieter-Schuetz / www.pixelio.de