Manche Deutsch-Kollegien fragen sich bei der neuesten Idee ihres Dienstherrn, Schulsenator Rabe, ob nun die Schülerinnen und Schüler oder eben doch die Lehrkräfte in ihren Kompetenzen verbessert werden sollen.
„Das Maßnahmenpaket, welches eine Woche vor den Hamburger Sommerferien den Schulleitungen angekündigt wurde und von dem manche Lehrkraft erst durch die Presse erfuhr, zielt darauf ab, dem ‚Rechtschreibunterricht einen besonderen Stellenwert im Deutschunterricht‘ zu geben und ‚die vorhandenen Unterrichtsroutinen‘ zu verändern. Dass dies als ‚Unterstellung‘ empfunden werden kann, wie es in der Stellungnahme der Lehrerkammer heißt, betonen auch wir und verwehren uns im Namen aller Kolleginnen und Kollegen dagegen“, so Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
Die Schnelligkeit, mit der diese Maßnahmen vorgelegt wurden, erweckt nicht nur bei der Lehrerkammer den Eindruck, dass es sich hier in erster Linie um eine öffentlichkeitswirksame Kampagne handelt. Gestützt wird dies dadurch, dass die Behörde erst nach Ankündigung auf die Idee kam, dass es der Deputation zur Abstimmung und somit den Kammern vorgelegt werden muss. Zudem fehlen bislang die konkretisierenden Handreichungen und Bildungspläne, die an den Schulen eine einheitlich orientierte Umsetzung ermöglichen.
Diese Unklarheit sorgt besonders bei den Kolleginnen und Kollegen an den Schulen für Irritation. Die zeitlich unglückliche Abfolge der Ankündigung des in diesem Schuljahr bereits geltenden unkonkreten Verfahrens sowie die öffentlichen Erwartungen erhöhen den Druck hinsichtlich der Umsetzung in Schule. Viele Fachkollegien fühlen sich alleingelassen und überrumpelt.
Von „Entlastung“ und „Instrumenten zur Unterstützung“, wie es in der Ankündigung heißt, können die Kolleginnen und Kollegen nur träumen. Die Erhöhung der Lernerfolgskontrollen von 4 auf 6 ist vor dem Hintergrund der längst erneut überfälligen Aufgabenkritik der Lehrerarbeitszeitverordnung (LAZVO) eine Farce. Da vertröstet auch nicht die Argumentation, dass es 2007 eine Herabsetzung der Anzahl gab, auf die man jetzt wieder anhebe und somit ja der LAZVO entspräche.
„Von dem hochgepriesenen Diagnoseinstrument SCHNABEL heißt es ganz fürsorglich, dass es ‚zur Entlastung der Lehrkräfte sogar online ausgewertet werden‘ kann. Da es – genau wie die Konkretisierung des gesamten Maßnahmenpakets - noch nicht eingesehen werden kann, wird dies wohl erst zu beurteilen sein, wenn es an die Schulen kommt. Es bleibt zu hoffen, dass hier nicht eine kurzlebige, arbeitsverdichtende und wenig nachhaltige Diagnoseform eingesetzt wird. Das Maßnahmenpaket prescht also voran, setzt einen nicht gerade wertschätzenden Unterton und schafft Öffentlichkeit und Tatsachen, hinter denen die Kolleginnen und Kollegen her hetzen“, so Bensinger-Stolze abschließend.
Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de
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