In Kooperation der GEW Hamburg mit der Rosa Luxemburg Stiftung und gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg diskutierte gestern Prof. Andreas Hinz mit vielen Teilnehmenden zur Geschichte Inklusiver Bildung und die ihr wenig entsprechende, sehr kritisch zu sehende Umsetzung in Deutschland.
Andreas Hinz war 1986 bis 1999 Mitglied der Wissenschaftlichen Begleitungen integrativer Grundschulversuche in Hamburg und 1999 bis 2017 Professor für Allgemeine Rehabilitations- und Integrationspädagogik an der Universität Halle, dort u.a. für Inklusion in allen Lehramtsstudiengängen zuständig. In dieser Zeit hat er zahlreiche Texte zur inklusiven Bildung veröffentlicht, auch mit internationalem Hintergrund, u.a. eine adaptierte Fassung des Index für Inklusion für Schulen.
Das Grußwort von Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg, findet sich unten.
Bild: Foto: Dieter-Schuetz / www.pixelio.de
Grußwort Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich willkommen!
Ganz besonders möchte ich Herrn Prof. Hinz hier heute begrüßen, der die Hamburger Gefilde ja gut kennt und uns heute Abend zum Komplex inklusiver Bildung in der Schule referieren wird.
Ich habe noch einmal in die Beschlüsse der GEW geschaut und möchte ein paar Sätze aus dem Beschluss des Gewerkschaftstags vom 24.11.2011 zitieren:
„Inklusion ist mehr als die Anwesenheit von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Unterricht der allgemeinen Schule. Eine inklusive Schule ist eine Schule, die nicht selektiert, sondern alle Menschen annimmt, besonders die, die als soziale und kulturelle Minderheit bisher ins Abseits gestellt waren (…).“
Und
„Ein inklusives Schulsystem meint ein Schulsystem, in dem Alle gemeinsam lernen, in dem aber alle Lernenden ihre eigenen Erkenntniswege und ihre eigenen Aneignungstätigkeiten entwickeln können. Das sind beste Voraussetzungen für die Entwicklung von Selbstbewusstsein hin zu einem emanzipierten Menschen.“
Wenn wir uns dies auf der Folie eines leistungsorientierten, selektiven Schulsystems vorstellen, ist die Problematik mehr als deutlich. Alle unsere Versuche als GEW in Hamburg die Bedingungen für inklusive Bildung in der Schule zu verbessern, müssen immer vor diesem Hintergrund gesehen werden. Hätten wir, wie wir es seit 2012 (oder länger) fordern, die I und I-R-Klassen mit den damaligen Ressourcenhinterlegungen weiter entwickelt, wären wir heute vielleicht sehr viel weiter, als es jetzt der Fall ist. Dies hätte sowohl auf die Haltung der Pädagog*innen und die Akzeptanz in den Schulgemeinschaften positiv wirken können.
Stattdessen müssen wir um jede Verbesserung kämpfen bis hin zur Volksinitiative für schulische Inklusion, die wir stark unterstützt haben. Die mühsam die Hälfte unserer Forderungen ausgehandelt hat. Die Verbesserungen greifen erst seit dem laufenden Schuljahr und sind insgesamt noch wenig spürbar. Aber auch sie werden den Grundwiderspruch einer inklusiven Bildung in einem selektiven Schulsystem nicht auflösen können.
Wir brauchen weiterhin einen qualitativen Wandel in der Umsetzung der schulischen Inklusion mit einer bildungs- und gesellschaftspolitischen Strategie. Deshalb bin ich sehr gespannt welche Anregungen und Diskussionen hier heute Abend Thema sein werden.
Ihnen und Euch wünsche ich einen interessanten Abend!