Am 18. Januar dieses Jahres trafen sich Eltern, Schüler*innen, Lehrkräfte und Studierende zu einem „Schulfriedensgipfel“, um gemeinsame Ideen und Forderungen aus der Perspektive der jungen Menschen an einen vom Kind gedachten Schulfrieden zu erarbeiten. Bei einer Neuauflage des Schulfriedens müssen die Perspektiven und Anforderungen der Schüler*innen an eine inklusive, gesunde, gerechte und demokratische Schule Ausgangspunkt eines neuen Aushandlungsprozesses sein.
Von einem breiten Konsens aller Teilnehmenden am Schulfriedensgipfel 2025 getragen, formulierten wir – Elternkammer, Schüler*innenkammer, Fachschaftsrat Lehramt der Universität Hamburg, GEW-Hamburg, GGG-HH, Gemeinschaft der Elternräte an Stadtteilschulen (GEST) – die Forderung an die zukünftigen senatstragenden Fraktionen, einen transparenten, partizipativen und kindorientierten Schulfrieden zu verabschieden.
Mit dem in diesem Jahr endenden, in die Verlängerung gegangenen, 2019 beschlossenen Schul- (struktur-) frieden stellt sich die Frage nach seiner Neuauflage. Wir begrüßen sie, wenn sie vom Kind her gedacht und konzipiert ist und schulische Gremien und Organisationen beteiligt werden: Für eine planbare Zukunft der Bildung in Hamburg, eine transparente Umsetzung und eine Gestaltung unter Beteiligung aller.
Das Ziel ist weiterhin, verlässliche und planbare Rahmenbedingungen für die Hamburger Schulen zu schaffen, mit dem gleichzeitigen Anspruch, optimale Bedingungen für die Schüler*innen zu gewährleisten. Unter optimal verstehen wir dabei, die Vielfalt und die Heterogenität der Schulgemeinschaften als Wert zu verstehen und unsere Kinder gestärkt in eine Welt des steten Wandels starten zu lassen.
Die Parameter eines neuen Schulfriedens berücksichtigen dabei die Bedürfnisse aller handelnden Personen im Schulalltag, insbesondere die individuellen Perspektiven der Schüler*innen. Der Schulfrieden orientiert sich an den Erkenntnissen der aktuellen bildungswissenschaftlichen Forschung und lässt Raum und Ressourcen für auch kurzfristige Entwicklungen und Transformationen. Dazu sind die Vorstellungen aller Beteiligten zu berücksichtigen.
Die folgenden Forderungen bedingen dabei einander. Als großes Ganzes ergeben sie die von uns gewünschte Grundlage, auf der ein Schulfrieden zu diskutieren und am Ende zu beschließen sein wird.
Inklusive Schule
Wir fordern:
- eine von allen Schulformen getragene Verantwortung für den individuellen Lernweg aller ihrer Schüler*innen
- eine Abkehr vom für Kinder beschämenden institutionalisierten Schulformwechsel (Abschaffung von sogenannten Abschulungen) hin zu einer Flexibilisierung des Schulformwechsels im Sinne des Kindes
- den deutlichen Ausbau multiprofessioneller Teams an den Schulen
- die Mitbeteiligung der Schüler*innen an Lerninhalten, - formen und -strategien (peer-to-peer-Lernen, Flipped Classroom etc.)
- einen inklusiv gedachten Ganztag, ausgestattet mit den entsprechenden Ressourcen für die pädagogische Arbeit und dem Austausch der verschiedenen Professionen
- den barrierefreien Lernraum mit Rückzugsmöglichkeiten als dritten, unterstützenden und fördernden Pädagogen zu begreifen und im Schulbau zu berücksichtigen
Gesunde und gerechte Schule
Wir fordern:
- das beitragsfreie Schulessen für alle Kinder von den Vorschulklassen bis Jahrgang 7 unter Beibehaltung des hohen Qualitätsstandards
- die Bereitstellung beitragsfreier Hygieneartikel und die Sicherstellung barrierefreier Sanitäreinrichtungen
- die strikte Einhaltung der gesetzlichen Regelungen laut Hamburger Schulgesetz (vom Gesundheits- und Arbeitsschutz, über Eltern- und Schüler:innenrechte bis zu den Klassengrößen) mit der bewussten Öffnung für schriftlich zu beantragende Ausnahmen
- ein Qualitätsmanagement, dass die Einhaltung der obigen Regelungen und Partizipationsrechte der Eltern-, Schüler*innen- und Kolleg*innen unterstützt und das inklusive Lernen stärkt
Demokratische und partizipatorische Schule
Wir fordern:
- eine gelebte und erlebbare Demokratie im Rahmen der Gestaltung des Schulalltags für die gesamte Schulgemeinschaft
- die Wiederbelebung und aktive Nutzung der regionalen Bildungskonferenzen als Netzwerke zum Erfahrungsaustausch und Findung integrativer Lösungen im Stadtteil/Sozialraum
- die Einführung eines Bildungsrats zur Stärkung der Mitbestimmung und Mitgestaltung einer zukunftsorientierten Schule
Zukunftsfähige und zielorientierte Schule
Wir fordern:
- die deutliche Stärkung der Lehrkräfteaus-, fort und -weiterbildung durch Praxisorientierung unter Berücksichtigung von Beziehungsarbeit, Konfliktmanagement, Medienbildung und aktueller bildungswissenschaftlicher Forschung
- die Stärkung der pädagogischen Arbeit der Lehrkräfte durch deutliche Entlastung bei verwaltungstechnischen Prozessen durch Verwaltungsfachangestellte in den Schulen
- die Entschlackung der Bildungspläne im Rahmen der laufenden Verifizierungsphase und die grundsätzliche Anpassung an neueste bildungswissenschaftliche Forschung
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