Auf einer Pressekonferenz am 22.11.2024 hat das Hamburger Bündnis für zukunftsfähige Schulen ein Positionspapier „Hamburg braucht zukunftsfähige Schulen!“ zur Bürgerschaftswahl 2025 vorgestellt. Gefordert wird eine nachhaltige Stärkung der Chancengleichheit und der Qualität der Bildung durch modernisierte Bildungspläne, ein verändertes Berufsbild der Lehrkräfte mit mehr Zeit für Professionalisierung und Kooperation, lokale Entscheidungsfreiheit sowie die Einrichtung eines partizipativen Bildungsrates. Im Bündnis haben sich Interessenverbände vieler Schulformen, Schulleitungen, Eltern-, Schüler*innen- und Lehrer*innen sowie Gewerkschaften zusammengefunden, um gemeinsam die Schulen zukunftssicher aufzustellen.
Die Vielzahl und Gleichzeitigkeit von sich rasant verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gekoppelt mit den weltweiten Krisen, die sehr regional und lokal für die Menschen in Hamburg spürbar sind, wirken in besonderem Maße auf die Kinder und Jugendlichen in Hamburgs Grund- und weiterführenden Schulen. Dies macht es mehr denn je notwendig, in einem gesamtgesellschaftlichen Bündnis, die Bildung für alle Kinder und Jugendlichen in Hamburg gerecht und zukunftsfähig zu machen. Im Fokus stehen für uns dabei, die Bildungs- und damit Zukunftschancen für alle Kinder und Jugendlichen zu steigern und eine zeitgemäße und damit qualitätsvolle und nachhaltige Bildung in Hamburgs Schulen noch stärker zu entwickeln und zu etablieren.
Hamburgs Schulen müssen gerechter und zukunftsfähiger werden. In vier großen Handlungsfeldern, gibt es besonderen Entwicklungsbedarf:
Bildungspläne und Prüfungen
„Schule muss uns Schüler:innen die Fähigkeiten mitgeben, die wir in der modernen Welt benötigen. Dazu gehören insbesondere die Kompetenzen der Kommunikation, der Kollaboration, der Kreativität und des kritischen Denkens, wie sie im sogenannten „4K-Kompetenzmodell“ beschrieben werden. Des Weiteren muss sich die Art der Leistungsrückmeldungen mitentwickeln - im Angesicht dessen fordern wir eine grundlegende Überarbeitung der Bildungspläne und modernere Prüfungsformate. Durch individuellere Prüfungen und Leistungsrückmeldungen können wir auch die Bildungsungleichheit stärker erkämpfen,“ so Thorben Bauer (Vorsitzender der Hamburger Schüler:innenkammer).
Mehr Zeit für Kooperation und Kommunikation
„Den Lehrkraft-Beruf müssen wir vom Image des veralteten Einzelkämpfers zu einem modernen Teamberuf entwickeln. Dafür ist ein Turnaround, eine echte und nachhaltige Veränderung in der Beschreibung der Tätigkeit und damit auch der Arbeitszeit der Pädagoginnen und Pädagogen notwendig. Für die nachhaltige und zukunftsfähige Arbeit in der Schule ist es endlich an der Zeit, nicht nur die Zeit vor der Klasse als sogenannte Kernaufgabe zu beschreiben und mit Arbeitszeit abzubilden, sondern zu gleichen Teilen auch die Zeit für die eigene und systemische Professionalisierung und Weiterentwicklung als Kernaufgabe anzuerkennen und im Berufsbild und somit auch in der Arbeitszeit abzubilden.
Ebenso müssen die gestiegenen und zugleich hochwirksamen Beratungsleistungen für die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern gestärkt und zeitlich abgebildet werden,“ erläutert Thimo Witting (Sprecher der Vereinigung der Schulleitungen der Hamburger Stadtteilschulen in der GGG).
Planungssicherheit und demokratisch-partizipative Prozesse in der Schule
„Schulen brauchen stabile und verlässliche Regeln, die nicht durch kurzfristige Eingriffe von Behörden umgeworfen werden. Eine stabile Planung ermöglicht es, Qualitätsstandards in der Bildung zu erreichen und zu halten. Diese Rahmenbedingungen müssen wir gemeinsam mit den Schulen und der Schulgemeinschaft entwickeln. Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler müssen in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. So sind die Anforderungen an eine Grundschule in Altona andere als an ein Gymnasium in Wandsbek. Deshalb müssen viele Entscheidungen zur Umsetzung der Bildungsziele direkt vor Ort getroffen werden. Jede Schule soll den Freiraum bekommen, eigene Lösungen zu entwickeln, die genau auf die Schüler und das Umfeld zugeschnitten sind,“ führt Simone Kohl (Vorsitzende der Elternkammer Hamburg) aus.
Bildungsrat Schule
„Um diese Handlungsfelder für mehr Chancengerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit an unseren Schulen partizipativ und demokratisch umzusetzen, bedarf es einer gemeinsamen und miteinander eng abgestimmten Verantwortungsgemeinschaft aller unmittelbaren und mittelbaren schulischen Akteure. Deshalb erwarten wir nach der Bürgerschaftswahl eine Gesetzesinitiative der Parteien in der Bürgerschaft zur Einrichtung eines Bildungsrats Schule für Hamburg und dessen gesetzliche Verankerung. Aufgabe des Bildungsrats Schule ist die Entwicklung von mittel- und langfristigen Perspektiven des Hamburgischen Schulwesens. Im Bildungsrat Schule sollen neben den Vertreterinnen und Vertretern der in der Bürgerschaft vertretenen demokratischen Parteien, die Kammern und der Landesschulbeirat gemäß des Hamburgischen Schulgesetzes, die Schulleitungs- und weitere Bildungsverbände und die Gewerkschaften zusammenarbeiten. So können wir das Hamburger Schulwesen nachhaltig entwickeln“, kommentiert Sven Quiring (Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg) abschließend.
Bündnis zukunftsfähige Schulen 22.11.24
- Schüler:innen-Kammer, Vorsitzender Thorben Bauer
- Elternkammer, Vorsitzende Simone Kohl
- Lehrerkammer, Vorsitzender Kai Kobelt
- VLHGS Verband der Leitungen Hamburger Gymnasien und Studienseminare , Vorsitzender Christian Gefert
- Vereinigung der Schulleitungen der Hamburger Stadtteilschulen in der GGG, Sprecher Thimo Witting
- Grundschulverband Hamburg, Vorstand Yvonne Hackbarth
- Verband Hamburger Schulleitungen, Vorsitzender Sascha Luhn
- GGG Hamburg, Verband für Stadtteilschulen, Vorsitzende Bianca Thieß
- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW Hamburg, Vorsitzender Sven Quiring
- GEST Gemeinschaft der Elternräte an Stadtteilschulen, Vorsitzender Thorsten Schütt
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Positionspapier Bündnis zukunftsfähige Schulen Hamburg-Wahl 2025 | 466.99 KB |