Neue Klassenpolitik

10. Januar 2020Von: WebredaktionThema: Kultur und Politik
Ein Diskussionsabend im Polittbüro mit Susanne Uhl, Bernd Riexinger und Thomas Ebermann
Neue Klassenpolitik

Sollen wir beschweigen, dass Gewerkschaftsmitglieder häufiger die AfD wählen als der bundesdeutsche Durchschnitt?
Dürfen wir, wenn wir die Ergebnisse der Meinungsforscher aus Bielefeld und Leipzig ernst nehmen, das Wort von der »linken Hegemonie« überhaupt in den Mund nehmen; verdrängen wir dann nicht, wie krass emanzipatorisches Denken sich in der Minderheit befindet?
Und: Wie links wäre eine »linke Regierung« – wie realistisch ist der Traum vom guten Staat mit menschenfreundlichen Politikern an seiner Spitze?

am 13. Januar 2020 - 20 Uhr im Polittbüro, Steindamm 45 - Kartentelefon: 040 - 28 05 54 67

Eintritt: 15,- / erm. 10,-
Den Besuchern und Besucherinnen steht es frei, den im Polittbüro üblichen Eintrittspreis zu zahlen oder kostenlos zuzuhören.

In linken Publikationen ist wieder – häufiger als in der jüngeren Vergangenheit – von Klassenpolitik die Rede. Auch Bernd Riexinger hat seinen Standpunkt in seinem Buch (»Solidarität der Vielen statt Herrschaft der Wenigen«) dargelegt. Er besichtigt die Verschlechterungen der Stellung der Lohnabhängigen und Arbeitslosen und treibt so Klassenanalysen; er fordert die Wiederherstellung vergangener Sicherheiten, reflektiert gewerkschaftliche Kämpfe und ist überzeugt, dass eine »linke Hegemonie«, die das bisher Bekannte überschreitet, erreichbar ist. Eine linke Regierung ist durchaus eine Perspektive versichert er. »Dass das doch ein durch und durch reformistisches Konzept sei«, welches «den Kapitalismus nur stabilisieren würde«, hielten ihm Kritiker vor, berichtet er selbst. Aber realistisch betrachtet sei bei heutigem Bewusstseinsstand nicht mehr möglich ... Es dürfte also, wenn die Regionsgeschäftsführerin beim DGB Schleswig- Holstein, der Systemkritiker und Feind des Keynesianismus und der Co-Vorsitzende der Linkspartei kontrovers diskutieren, auch um den Begriff des Realismus gehen. Ist eine Rückkehr zu den Sicherheiten der Zeit vor dem »Neoliberalismus« überhaupt denkbar, oder verbauen Weltmarktkonkurrenz und objektive Tendenzen des Kapitals dieser Weg? Sind die Malocher zu Zeiten Helmut Schmidts ums ganze Leben betrogen worden, oder hatten sie’s mal gut? Was ist das deutsche Proletariat, das zugleich Opfer bringt und von Siegen auf dem Weltmarkt profitiert, für eine Klasse, wenn ihr der Standortchauvinismus, der auch die gewerkschaftliche Beschlusslage prägt, so selbstverständlich ist? Sollen wir beschweigen, dass Gewerkschaftsmitglieder häufiger die AfD wählen als der bundesdeutsche Durchschnitt? Dürfen wir, wenn wir die Ergebnisse der Meinungsforscher aus Bielefeld und Leipzig ernst nehmen, das Wort von der «linken Hegemonie« überhaupt in den Mund nehmen; verdrängen wir dann nicht, wie krass emanzipatorisches Denken sich in der Minderheit befindet? Und: Wie links wäre eine »linke Regierung« – wie realistisch ist der Traum vom guten Staat mit menschenfreundlichen Politikern an seiner Spitze?

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