Systematische Ausbeutung durch den Hamburger Senat

GEW zur Studie „Schlüssel zu guter Bildung und Erziehung“
Kinderschuhe

Es fehlen bis zu  4.000 zusätzliche Fachkräfte um den Hamburger Bildungsplänen für die Kindertagesstätten gerecht zu werden. Hamburger Kitas haben bundesweit die schlechteste Fachkraft-Kind-Relation in der Krippenarbeit. Gerade bei der Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit  für die jüngsten Kinder landet Hamburg auf dem letzten Platz.

Aber auch der Bereich der 3- bis 6-jährigen Kinder leidet unter dem Mangel von Zeitkontingenten für die mittelbare pädagogische Arbeit.

Konnte die zuständige Fachbehörde 2013 noch mit dem Hinweis, dass an der bundesweit durchgeführten Studie „Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung“  in Kindertageseinrichtungen nur neun Hamburger Kindertagesstätten einbezogen waren, erklären, dass die wissenschaftlich erhobenen Belege für eine unzureichende Personalausstattung nicht auf Hamburg übertragen werden können, so ist sie jetzt eines Besseren belehrt worden.

Die Kita-Spitzenverbände führten die Studie mit fast identischer Fragestellung noch einmal ausschließlich nur in Hamburg durch und stellten die Ergebnisse am vergangenen Freitag der Öffentlichkeit vor.

Dass im Elementarbereich weniger dramatische Werte erreicht werden, liegt ausschließlich an den Erzieherinnen und Erziehern, die sich tagtäglich in dem Dilemma befinden,  als volle Arbeitskraft in die personelle Ausstattung für die Arbeit mit den Kindern eingerechnet zu sein, für bestimmte Aufgaben jedoch die Gruppenarbeit zeitweilig verlassen zu müssen – und damit eine weitere Verschlechterung der Fachkraft-Kind-Relation zu verursachen oder aber diese Arbeiten in ihre Pausenzeiten zu verlegen oder zu Hause, in ihrer Freizeit, zu erledigen.

Die Kita-Verbände und ihre Kita-Träger haben sich per Landesrahmenvertrag zur Anwendung der im Jahre 2005 eingeführten Hamburger Bildungspläne verpflichtet, konnten aber bisher in den Kita-Vertragsverhandlungen nicht erreichen, dass die mittelbare, pädagogische Arbeit als zusätzlicher Personalbedarf in die Finanzierung mit eingerechnet wird.

„Wie bei allen anderen sozialen und pädagogischen Berufen, die über den Staat finanziert werden, so setzt auch der Hamburger Senat auf das professionelle Selbstverständnis der Erzieherinnen und Erzieher nicht so schlecht arbeiten zu wollen, wie es die finanzielle Ausstattung vorgibt. Das ist die perfide Art die Kolleginnen und Kollegen auszubeuten“ so Jens Kastner, Fachsprecher der GEW-Hamburg, „wir fordern den Senat auf, mindestens 25 % mehr Personal in den Kitas zu finanzieren.“

„Nur die Eltern im 5-Stunden-Betreuungsbereich beitragsfrei zu stellen, weil ein Wahlversprechen einzulösen war, und jetzt darauf zu verweisen, dass diese 75 Millionen Euro nicht mehr zur Verfügung stehen, entlarvt sich als unverschämter Versuch, die Eltern dafür verantwortlich zu machen, dass kein Geld für die notwendige Personalausstattung in den Hamburger Kitas vorhanden sei. Wir lassen es nicht zu, dass Sozialsenator Scheele sich auf diese Art aus seiner Verantwortung stehlen will“, bekräftigt Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW-Hamburg. „Bildung beginnt im jüngsten Kindesalter und erfordert von Anfang an exquisite Bedingungen in Kita, Schule und Hochschule, die sich Hamburg leisten muss und auch leisten kann.“

Link zur Studie speziell: Seiten 99 und 100

© Foto: Gerhard Wellmann by pixelio.de