Am 1.11 fand die Betriebsversammlung der Elbkinder statt, bei der Sabine Lafrentz für die GEW eine Rede hielt:
Redebeitrag für die GEW auf der Betriebsversammlung der Elbkinder am 1.11.2022:
Liebe Kolleg*innen! Schön euch zu sehen!
Wir leben in schwierigen Zeiten und viele von euch machen sich bestimmt Gedanken, wie es weitergeht. Die Alltagskosten für Lebensmittel, Energie und Mieten steigen viel schneller, als die durchschnittliche Inflationsrate von zurzeit 10,4%. Haushalte mit weniger als 3500€ pro Monat, gelten als von Armut bedroht, weil sie keine Rücklagen mehr bilden können. Viele von euch, vor allem im Hausbereich, und als TZ Beschäftigte in GBS und Kitas, sind davon betroffen. Der DGB hat den Kampf dagegen aufgenommen. Wir wollen den Rechten nicht das Feld überlassen und es muss sich etwas bewegen in diesem Land. Unsere Forderungen an den Senat und die Bürgerschaft lauten u.a.:
Notfallfond einrichten, Verbot von Kündigungen wegen Mietschulden, kein Abstellen von Strom, Gas und Heizung, Absicherung der sozialen Einrichtungen, die einen wichtigen Beitrag leisten.
Vor allem von Kitas, d. h. Finanzierung der Energiekosten, wenn die Gebäudepauschale nicht mehr ausreicht. Keine Umwandlung von Personalgeldern, um gestiegene Sachkosten zu bezahlen. Wie wird damit umgegangen, wenn Kinder, und Beschäftigte besonders betroffen sind?
Tarifauseinandersetzungen
Vor diesem Hintergrund sind die nächsten Tarifverhandlungen besonders wichtig! Die vier beteiligten Gewerkschaften (Verdi, GEW, IGBau und PG) haben sich auf folgende Forderungen geeinigt: 10,5%, mindestens 500 €, Laufzeit 12 Monate!
Verlängerung der Altersteilzeitregeln
Von den Arbeitgebern werden jetzt schon Einmalzahlungen ins Spiel gebracht. Die Zahlungen sind zwar steuerfrei, und sozialabgabenfrei aber nicht tabellenwirksam. D.h. sie werden nicht in das Tabellenentgelt übernommen und die nächste Erhöhung wird von den alten Beträgen aus berechnet.
Die Verhandlungen beginnen im Januar: Die Arbeitgeber können ihre soziale Verantwortung für die Belegschaften zeigen, schnell den Forderungen zustimmen und nicht wieder behaupten, dass jetzt kein Geld mehr da sei.
Die Umsetzung des S und E Tarifabschlusses stockt noch.
Im Bund ist der Unterschriftenprozess noch nicht abgeschlossen. In Hamburg hat Verdi die Verhandlungen abgeschlossen. Die GEW vereinbart einen Termin mit der AVH, um den Anschlusstarifvertrag zu unterschreiben. 130 € rückwirkend ab 01.07.22. Die Zahlung müsstet ihr erhalten haben.
70 € für Praktikantenanleitung, wenn sie 15% eurer Tätigkeit ausmacht. Hat die schon jemand bekommen? Ihr solltet eure Ansprüche anmelden, wenn ihr die Anleitung übertragen bekommen habt Außerdem wurden noch mehr Vorbereitungszeit, die Verbesserung einiger Entgeltgruppen, die Verkürzung einiger Stufenlaufzeiten Veränderungen bei der Unterauslastung vereinbart. Da ist individuelle Beratung notwendig
Entlastungstage
2 Tage pro Jahr bekommen alle pädagogischen Kräfte, auch Kita-Leitungen. Die Tage für 2022 müssen bis zum 30.09.23 genommen worden sein, sonst verfallen sie. Ab 2023 können pädagogische Kräfte bis Entgeltgruppe 11 Teile der Zulage in 2 weitere freie Tage umwandeln. Jeweils in den Monaten, in denen die zusätzlichen freien Tage liegen. Wenn ihr die Absicht habt, müsst ihr dies der Arbeitgeberin jeweils im Okt des Vorjahres mitteilen. In diesem Jahr bis Ende November.
Finanzierung des Tarifabschlusses
Der Abschluss ist nur eine Entlastung, wenn die Kitas für die freien Tage Personalvertretungen gestellt bekommen. Sonst sind die Entlastungstage eine zusätzliche Belastung für die Kolleg*innen, die an den Tagen arbeiten. Wir müssen vom Senat verlangen, dass in den Haushalt 23/24 nicht nur Geld für die finanziellen Verbesserungen sondern auch für mehr Personal eingestellt wird.
Der Tarifabschluss steht und fällt mit der Refinanzierung durch den Senat!!!
Verweigerung des Elbbons wegen Streik
Streiken ist ein Grundrecht und eine Voraussetzung der Demokratie. Jetzt sollen bei den Elbkindern Streikende abgestraft werden. Normalerweise wird in Tarifauseinandersetzungen ein Benachteiligungsverbot für Streikende festgelegt. Wenn ihr wegen der Teilnahme am Streik keinen Elbbon erhalten habt, macht eure Ansprüche gegenüber der Arbeitgeberin geltend. Und wendet euch an eure Gewerkschaft. Dort gibt es die entsprechende Unterstützung
„Sprach-Kitas retten“ Bund und Länder einigt euch
Unter dem Motto fand der letzte bundesweite Aktionstag statt. Leider haben die Aktionen, trotz der Medienwirksamkeit, bisher zu keiner Einigung geführt. Der Bund hat 100 Mio. € für 6 weitere Monate angeboten, die Länder wollen eine vollständige Finanzierung bis 2025. Jetzt kam ein neuer Vorschlag. Die Sprachförderung soll aus dem Budget des Kita-Qualitätsgesetzes finanziert werden. Das wäre eine echte Kürzung. Das Gesetz ist so wieso schon unterfinanziert. Andere Aufgaben, z. B. in der Personalausstattung müssten wegfallen. Die unterschiedlichen Bereiche würden gegeneinander ausgespielt.
Positiv ist, dass die Elbkinder niemanden entlassen wollen. Aber ist die Versetzung in den Gruppendienst wirklich eine Alternative (für Sprachfachkräfte?). Die Aufgaben im Gruppendienst sind vielfältig. Mal eben die Sprachförderung mitmachen, ist eine weitere Überlastung und wird den Kindern nicht gerecht. Die Abschaffung der Sprachförderung ist in Zeiten von Corona und Flüchtlingsbewegungen das völlig falsche Signal.
Fachkräftemangel und DEMO
Wie gewinnt man mehr Fachkräfte oder bringt sie dazu länger im Beruf zu arbeiten? Durch Entlastungen am Arbeitsplatz und durch attraktive Bezahlung und soziale Leistungen. Azubis fühlen sich teilweise schon während der Praktika überlastet und ausgebrannt. So geht es nicht! Vom Gehalt der pädagogischen Kräfte muss man in HH gut leben können.
Kommt nachher zur DEMO gegen den Fachkräftemangel! Ich hoffe wir sehen uns!!!
Foto: Dirk Mescher