Die Beschäftigten der Hamburger Kitas, insbesondere der Elbkinder, verstehen die Welt nicht mehr. Das ganze Land befindet sich im Lockdown, um Kontakte zu reduzieren und die Ansteckungsgefahren zu minimieren.
Nur die Hamburger Kitas nicht, dort geht der Regelbetrieb unvermindert weiter und alle Kolleg*innen sollen arbeiten.
GEW Mitglieder und Die Offene Liste sehen darin das bewusste Riskieren der Gesundheit der Beschäftigten. Mittlerweile wird ja sogar zugegeben, dass Kinder Überträger des Virus sein können.
Der Betriebsrat der Elbkinder hat deshalb eine Protestnote verfasst und diese an die Sozialsenatorin geschickt.
Darüber hinaus haben sich Kolleg*innen zusammengetan und verabredet, dass morgen früh ab 08.10 Uhr, in der Freizeit und von privaten Endgeräten, Mails an die Senatorin Fr. Dr. Leonhardt und an Herrn Dr. Bange geschickt werden.
Diese sollen neben der Aussage, dass sich die Unterzeichnenden der Protestnote des Betriebsrats anschließen, die Aufforderung enthalten, dass für Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit an unseren Arbeitsplätzen gesorgt wird.
Die Offene Liste hält diese Aktion angesichts der gefährlichen Situation für angemessen und hofft auf rege Beteiligung.
Ein Notdienst ist für uns eine Selbstverständlichkeit.
Zumindest die drei von der GEW geforderten Schließungstage zwischen den Jahren würden zur Reduzierung der Kontakte beitragen und den Beschäftigten eine Atempause ermöglichen.
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Protestnote
Umsetzung des 2. Lockdown zum Schutze der Bevölkerung und Eindämmung der Pandemie in Hamburger Kitas/ Elbkinderkitas
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Ansprache der Bundekanzlerin vom Sonntag richtetet sich an alle BürgerInnen. Eindringlich wurde darauf hingewiesen, dass nichts Anderes mehr möglich sei, als das komplette Leben herunter zu fahren. Es geht um Schutz, Schutz der Menschen um einen herum und den eigenen Schutz- so einfach ist es.
Das komplette Leben? Kitas und deren Beschäftigte sind damit wohl nicht gemeint, denn wenige Bundesländer setzen den totalen Lockdown um, z.B. SH und Bayern.
Für Hamburg gilt, die Kitas verbleiben im Regelbetrieb und bieten weiterhin die Betreuung an. Seit Beginn der Woche führt dies zu vielen Nachfragen aus den Kitas. Die KollegInnen fühlen sich von der Politik und der BASGFI im Stich gelassen. In den Kitas steigen stetig die Infektionen, täglich gibt es Meldungen von infizierten Mitarbeitenden und Kindern. Mittlerweile ist auch bewiesen, dass Kinder Überträger des Virus sind (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-infektiositaet-kinder-101.html). Hinzu kommen nun auch Studien, die dies belegen sollen.
Wir fühlen uns im Stich gelassen! Selbstverständlich wird von allen Kita- und GBS/GTS Beschäftigten erwartet, dass diese ihr Freizeitverhalten anpassen und bestehende Corona-Regeln eingehalten werden. Wie gesagt, selbstverständlich! Alle üben Verzicht, schon länger und nun besonders über die Feiertage, bei vielen sind dies erhebliche Einschränkungen. Nur für den Job gilt das nicht, hier bleibt alles wie es ist? Wir sind froh darüber, dass unsere Geschäftsführung sich eigene Gedanken über den Einsatz von ihren Mitarbeitenden gemacht hat und versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, das Behörden- und Senatsdesaster für den Betrieb abzumildern.
Eine Notbetreuung wäre möglich gewesen, ohne Schaden an Kindern und deren Eltern zu verursachen, denn selbstverständlich hätte es eine Notbetreuung geben müssen, für alle systemrelevanten Betriebe, Alleinerziehende und Priokinder! Dann hätten auch die KitakollegInnen mal Luft holen können und zumindest für eine kurze Zeit den Eindruck gehabt, dass die Politik und Behörde sich auch um deren Schutz und Wohlergehen kümmern. Die Politik läuft Gefahr, dass immer mehr KollegInnen erkranken und sich innerlich von ihrem Job verabschieden!
Wir fordern vom Senat, zum Schutze unserer KollegInnen, analog zum ersten Lockdown, die Umsetzung einer Notbetreuung.
Im Namen des Betriebsrates der Elbkinder und EKSG
Marina Jachenholz & Petra Kronbach