„Die Beschäftigten, insbesondere in den „Elbkinder“-Kitas blicken mit großer Sorge auf den 15.02. und auf die Runde bei der Kanzlerin am Mittwoch“, berichtet Jens Kastner, Kita-Experte der GEW-Hamburg. „Sollte die erweiterte Notbetreuung weiter gelockert werden, ist zu befürchten, dass die Kitas wieder geöffnet werden, ohne zu kontrollieren, ob die Eltern der Kinder, die gebracht werden, tatsächlich keine häusliche Betreuung organisieren können. Die Kolleg*innen müssen dann wie bisher ohne weitere Schutzmaßnahmen mehr Kinder betreuen. Laut zuständiger Behörde ist die durchschnittliche Zahl der betreuten Kinder gesunken, aber es kommt nach wie vor auch in der jetzigen Situation zur berufsbedingten Infektionen.
Erzieherin zu sein, bedeutet einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein. Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) veröffentlichte eine Auswertung der Krankmeldungen der Monate März bis November 2020. Danach waren es bei Kita-Beschäftigten 162 Arbeitsunfähigkeitsmeldungen/AU pro 10.000 Beschäftigte wegen einer bestätigten Corona Infektion. Selbst Beschäftigte in Alten- und Behinderteneinrichtungen mit 146 AU Meldungen und aus Pflegeheimen mit 144 Meldungen, sind weniger häufig Corona-infiziert. Die Zahlen, die die Sozialbehörde täglich meldet, legen den Verdacht nahe, dass sie das Infektionsgeschehen in den Hamburger Kitas nur unvollständig abbilden.
Aufgrund der Rückmeldungen der Kolleg*innen aus den Kita-Betrieben an Sabine Lafrentz, Vorsitzende der GEW-Fachgruppe Kinder- und Jugendhilfe, fordert die GEW-Hamburg:
- Verbindliche Regeln für den Betreuungsbedarf. Kein Abwälzen der Auseinandersetzungen mit den Eltern auf die Belegschaften der einzelnen Kitas.
- Priorisierung der Erziehungskräfte beim Impfen in die Gruppe 2, weil sie einen Beruf mit erhöhter Ansteckungsgefahr und ohne besondere Schutzausrüstung ausüben.
- Regelmäßige Schnelltests in den Kitas ohne lange Wartezeiten auf die Ergebnisse. Zurzeit dauert es immer noch bis zu 3 Tage bis zum Testtermin und bis zum Erhalt der Ergebnisse ca. 48 Std. In der Wartezeit muss bisher weitergearbeitet werden.
- Durchführung von unabhängigen Gefährdungsbeurteilungen in den Kitas vor Ort durch das Amt für Arbeitsschutz.
- Umsetzung der verbindlichen Arbeitsschutzrichtlinien. Einsetzung einer Expertenkommission aus verschiedenen Wissenschaften und Berufen, die Regeln für die Umsetzung in Kitas ausgeben.
- Bereitstellung der notwendigen Finanzen, z. B. für technische Ausrüstung usw.
- Keine weiteren Drohungen der Stadt, bzw. der zuständigen Behörde, Gelder zurückzuverlangen, wenn weniger Kinder betreut werden.
- Verbindliche Regelung zur schrittweisen Öffnung der Kitas.
Jetzt die Betreuungszahlen wieder unkontrolliert hochzufahren, wäre das falsche Signal.
Die Kolleg*innen müssen mit ihren Befürchtungen ernst genommen werden. Sonst besteht die Gefahr, dass die ganze Situation auch noch zu psychischen Belastungen führt. Es ist nicht hilfreich, wenn immer häufiger ganze Kitas oder Teile von Kitas wegen Quarantäne geschlossen werden müssen.
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