Die GEW Hamburg begrüßt das Bekenntnis im neuen Koalitionsvertrag zum beitragsfreien Betreuungsangebot und dem kostenlosen Mittagessen in Hamburger Kitas, weist jedoch mit Nachdruck darauf hin, dass zentrale strukturelle Herausforderungen im aktuellen System weiter ungelöst bleiben.
„Es reicht nicht, neue Kletterinseln oder Skateparks zu planen, wenn bereits heute der Raum für Kinder fehlt und sie mangels Alternativen auf Spielplätzen ‚herumlungern‘“, erklärt Varsenik Vardanyan, KiJu-Expertin der GEW Hamburg. „Wer Kinder wirklich integrieren und beteiligen will, muss soziale Gerechtigkeit von Anfang an schaffen – nicht erst auf dem Spielplatz.“
Armut ist in Hamburg kein Randthema: 2022 gehörte die Hansestadt erstmals zu den drei Bundesländern mit den höchsten Armutsrisikoquoten. Rund 13 Millionen Menschen leben deutschlandweit in Armut, darunter 3 Millionen Kinder. Für die GEW ist klar: Frühkindliche Bildung und Betreuung spielen eine Schlüsselrolle in der Bekämpfung von Kinderarmut und müssen oberste politische Priorität haben.
Besonders kritisch sieht die GEW Hamburg die Bewertung des Kita-Gutscheinsystems im Koalitionsvertrag. Während die Regierung es als „bewährt“ darstellt, widerspricht die Realität vor Ort diesem Bild deutlich. „Das Gutscheinsystem ist längst nicht mehr zeitgemäß. Es belastet die Einrichtungen mit Bürokratie, unterfinanziert pädagogische Qualität und führt dazu, dass jährlich Kinder immer wieder neu in den Einrichtungen aufgenommen werden müssen, die längst im System erfasst sind“, so Vardanyan weiter. Seit Januar 2025 gilt das sogenannte XL-Gutschein, das jedoch ausschließlich für Kinder greift, die bis zu 25 Wochenstunden in einer Kindertageseinrichtung oder bei einer Kindertagespflegeperson betreut werden.
80 gemeinnützige Träger, die zusammen über 22.000 Kinder betreuen, haben bereits in einem offenen Brief umfassende Reformen des Systems gefordert – noch im Jahr 2024. Die GEW unterstützt diese Forderungen ausdrücklich und drängt auf eine Reform auf wissenschaftlicher Grundlage. Eine nachhaltige Finanzierung und faire Bezahlung für Fachkräfte sind dabei unerlässlich.
„Wir erwarten, dass die angekündigte Digitalisierung des Gutscheinsystems endlich konsequent umgesetzt wird“, sagt Varsenik Vardanyan. „Aber Digitalisierung allein reicht nicht – wir brauchen echte Investitionen in frühkindliche Bildung, sichtbar und spürbar für alle.“
Abschließend kritisiert die GEW die geringe Gewichtung der Kinder- und Jugendhilfe im Koalitionsvertrag: „Wenn dieser Bereich auf der letzten Seite steht, ist das ein deutliches Signal – leider das falsche“, so Vardanyan. Notwendig seien multiprofessionelle Teams, abgestimmte pädagogische Konzepte und eine enge Verzahnung aller Bildungsphasen vom Krippenalter bis zur Schule.
Die Schulsenatorin hat nun die Gelegenheit zu zeigen, wie echte und nachhaltige Übergänge im Bildungssystem geschaffen werden können. Besonders im frühkindlichen Bereich liegt ein enormes Potenzial, das Fundament für den späteren schulischen Erfolg zu legen.
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