Reisebericht Rojava/Nordsyrien - Zwischen demokratischem Aufbruch und Angriffen des Islamischen Staates IS

25. November 2014Von: WebredaktionThema: Internationales
27. November 2014 von 18-20 Uhr, Curio Haus der GEW, Raum A
Reisebericht Rojava

Im Norden Syriens haben sich die KurdInnen gemeinsam mit dort lebenden Bevölkerungs- und Religionsgruppen in demokratischen Selbstverwaltungsstrukturen organisiert. Die Region heißt Rojava (Westkurdistan). Auf drei nicht zusammenhängende Kantone, Cizire, Kobane und Afrin verteilt leben 6 Millionen Menschen. Entlang der türkisch-syrischen Grenze sind die Kantone von Gebieten unter Kontrolle der dschihadistischen Terrororganisation Islamischer Staat (IS) unterbrochen. Die Assadregierung hat sich von dort weitgehend zurückgezogen.

In Rojava leben KurdInnen, AraberInnen, Assyrische ChristInnen, ArmenierInnen, TschetschenInnen, SunnitInnen und ezidische KurdInnen und gestalten die Gesellschaft gemeinsam. Die Menschen können sich in basisdemokratischen Räten an der Gestaltung des täglichen Lebens beteiligen. Der Mensch und nicht bürokratische Abläufe stehen dabei im Mittelpunkt des Wirkens. Leitungsfunktionen werden jeweils gleichberechtigt von einem Mann und einer Frau besetzt, in sämtlichen Gremien gilt eine 40% Quotierung für Frauen. Ende Juli wurde in Quamislo die Mezopotamya Universität mit drei Fakultäten eröffnet. ProfessorInnen und Menschen mit Lebenserfahrung entwickeln dort gemeinsam mit den Studierenden eine egalitäre Forschung und Lehre. In einer Frauenakademie wird schon seit gut einem Jahr gelehrt. Der revolutionäre Aufbruch ist allgegenwärtig und strahlt eine große Schönheit aus.

Die Türkei hat offenbar Interesse daran die Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava zu zerstören – und genau in dieser Region eine Pufferzone einzurichten. Auch die USA und die EU ignorieren die Selbstverwaltung von Rojava aus politischem Kalkül und instrumentalisieren den IS als destabilisierende Kraft. Es stehen sich unterschiedliche Zukunftsperspektiven gegenüber. Neo-koloniale Aufteilung versus selbstbestimmte demokratische Organisierung.

Der Soziologe und Menschenrechtler Martin Dolzer reiste Ende September als Projektmitarbeiter des MdB DIE LINKE Andrej Hunko nach Rojava und wird auf der Veranstaltung - u.a. mit einem Schwerpunkt auf dem Bereich des Aufbaus und der Ausgestaltung der Bildungseinrichtungen - berichten.

Die VeranstalterInnen behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zu der Veranstaltung zu verwehren oder sie von der Veranstaltung auszuschließen.