Alexander King im Interview mit Sam Olazabal, Gründerin des Projekts uVe, das den Kampf um Zugang zu Hygieneartikeln mit queerfeministischer Aufklärung verbindet.
Vom Schulweg in Hamburg zu ›uVe‹ in Havanna
Moin, ich bin Alexander und möchte euch etwas über das kubanische Projekt uVe erzählen. Aber erst einmal erzähle ich euch, wie alles begann: Ich war, wie fast jeden Morgen, auf dem Weg zur Schule. An diesem Tag fuhr ich mit dem Auto und, naja, in diesen Zeiten höre ich gerne NDR info. So fuhr ich los, und wie so oft kam eine Kurzdokumentation. Eine junge Frau aus Kuba – Sam Olazabal – und ihr Projekt uVe wurden vorgestellt. Sam erzählte von den bestehenden Schwierigkeiten in ihrem Herkunftsland und über die mangelhafte Versorgung mit Menstruationsartikeln. Das Thema war mir nicht neu. Als Pädagoge habe ich bereits erlebt, welche Auswirkungen dieses Problem auf die Selbstbestimmung der Frau, besonders auf das Leben von jungen Frauen und ihre Bildungskarriere haben kann. Keinen Zugang zu Hygieneprodukten zu haben, heißt für viele, dann nicht zur Schule gehen zu können. Auch das Thema Kuba hatte mich aufhorchen lassen, denn dorthin hatte ich meinen bevorstehenden Urlaub geplant. So ergriff ich nach der Sendung die Chance und suchte den Kontakt zu Sam. Sie beschrieb mir, was Ihr Projekt uVe dringend benötigt, und so starteten meine Lebensgefährtin und ich unsere Reise mit einem Koffer voller Menstruationstassen und anderen Hygieneartikeln. Wir verabredeten uns gleich für den zweiten Urlaubstag mit Sam in einer kleinen Bar in Havanna. Pünktlich wie die Kirchenuhr waren wir da und warteten in der Bar auf sie. Eine junge energetische Frau kam mit einem Lächeln auf uns zu – Sam. Nach etwas Smalltalk fragte ich, ob ich Sie für die hlz interviewen könne. Daraufhin entstand ein bewegendes Interview, welches ich euch nicht vorenthalten möchte:
Sam, Du hast erzählt, dass du bald nach Deutschland kommen wirst?
Ja, genau, mein erstes Mal ›Europa‹. Bisher war ich nur in Mexico, weil meine Familie dort lebt, aber ich wollte Kuba nicht verlassen und studierte an der Filmschule in Havanna Filmproduktion und dann startete ich vor vier Jahren uVe, meine feministische Organisation. (›uVe‹ steht »nach der Lautschrift des Buchstaben V im Spanischen […] für Vulva, Vagina, Venus«1, Anm. d. Red.).
Wie kamst Du dazu, mit uVe ein feministisches Projekt zu gründen?
Alles fing an mit der ersten Menstruationstasse, die ich von einem Freund geschenkt bekommen habe, weil die Menstruation für mich immer eine schwierige Angelegenheit war. Ich hatte hier große Schwierigkeiten, Hygieneartikel für die Periode zu bekommen. Die Regierung stellt zwar Hygieneartikel zur Verfügung, aber nicht in ausreichender Menge, die Qualität ist sehr schlecht. Generell ist es hier sehr schwierig, überhaupt hygienische Produkte zu bekommen. Als ich also meine erste Menstruationstasse bekam, bemerkte ich, welche Auswirkung dies auf die Menschen in Kuba haben könnte. Also starteten wir ein Crowdfunding. Denn eine gute Menstruationstasse ist nachhaltig und hält bis zu zehn Jahre! Aber aufgrund des Embargos wurde das Crowdfunding nach fünf Tagen gelöscht. Wir hatten auf diesem Wege jedoch schon einen Kontakt zu einer Organisation herstellen können und so 150 Menstruationstassen geschenkt bekommen. Im Januar 2020 konnten wir dann diese Menstruationstassen gratis verteilen. So entstand uVe.
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Das vollständige Interview findet sich in der hlz 1-2/2023, S. 74 f.