Zum Wintersemester kehren Hochschulen und Universitäten in weiten Teilen endlich in den Präsenzbetrieb zurück. Zahlreiche Studierende erleben ihren Campus erst jetzt nach drei Digital-Semestern zum ersten Mal. Die damit verbundenen Aufgaben sind immens: Tausende Studierende, die teilweise noch nie einen Hörsaal von innen oder ihre Kommilliton*innen persönlich gesehen haben, müssen nun an die alltäglichen Abläufe des universitären Lebens herangeführt werden. Unserer Ansicht sind umfangreiche Begleitprogramme nötig, um diese Aufgabe zu meister. Vor allem junge Menschen aus nicht-akademischen Haushalten müssen nun schnelle Unterstützung erfahren, um den Anschluss nicht vollends zu verlieren. Auch wenn viele Lehrende in großer Anstrengung Online-Lehre ermöglichten, besitzt das Studieren und Arbeiten in Präsenz doch unersetzbare Vorzüge. Der Campus als sozialer Raum darf dabei keinesfalls unterschätzt werden: Die schnelle Rückfrage nach der Vorlesung, die gemeinsame Diskussion in Seminaren, der Austausch in der Mensa oder das Kennenlernen vieler neuer Leute auch in Veranstaltungen außerhalb des eigenen Lehrplans sind essentielle und hilfreiche Erfahrungen, die in dieser Zeit maßgeblich zu Entwicklung junger Menschen beitragen und ihnen beim Studium ungeheuer helfen. Damit das Studium, die Wissenschaft und der Campus als soziale Raum ihre für die Demokratie zentrale Rolle angemessen wahrnehmen können, muss vor Ort für gute Arbeitsbedingungen und ausreichend finanzielle Mittel gesorgt werden.
Für die GEW Hamburg ist deshalb jetzt der richtige Zeitpunkt, die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Spätestens seit #IchBinHanna ist die prekäre Beschäftigung von großen Teilen der wissenschaftlichen Beschäftigten einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die GEW Hamburg weist darauf hin, dass noch bis Ende November die Petition „Dauerstellen für Daueraufgaben“ unterzeichnet werden kann.
Wer heute die Arbeitsbedingungen des akademischen Mittelbaus kritisiert, war nicht selten in Vergangenheit bereits als studentische Beschäftigte bzw. studentischer Beschäftigter mit ihnen konfrontiert. In diesem Zusammenhang steht auch die Arbeitsrealität der studentischen Beschäftigten an den Hochschulen im Fokus der GEW. Studentische Beschäftigte leisten wichtige Arbeiten, die von zentraler Bedeutung für Forschung und Lehre sind. Im Zuge der bundesweiten Kampagne „Keine Ausnahme! Für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen Studentischer Beschäftigter“ hat auch die lokale TVSTud-Initiative, die es bereits seit Ende 2019 in Hamburg gibt, viel Zulauf und öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Die GEW Hamburg unterstützt die TVStud-Aktiven und ihre Forderung nach einem Tarifvertrag ausdrücklich. Die gewählte Aktionsform eines studentischen „Streiks“ zeigt, dass hier Handlungsbedarf und Druck besteht. Es ist aus unserer Sicht unverzichtbar, die Tarifierung aller studentisch Beschäftigten in der aktuellen TVL-Runde zu verhandeln!
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