In einer Grundsatzrede vor dem Übersee-Club hat Bürgermeister Olaf Scholz die herausragende Rolle der Wissenschaft für Hamburg betont. Auch international solle die Stadt glänzen: Europa brauche eine Wissenschaftsmetropole. „Diese Rolle soll Hamburg spielen“, so Scholz.
Vor dem Hintergrund eines faktisch schrumpfenden Budgets bei steigenden Studierendenzahlen sowie unsicheren Beschäftigungsbedingungen und mangelhafter Personalplanung bei den wissenschaftlich Beschäftigten klingt diese Ankündigung wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde. Was die Wissenschaftseinrichtungen in Hamburg brauchen, sind keine Worte, sondern Ressourcen, daher muss die Grundfinanzierung gestärkt werden. Auch exzellente Forschung kann nicht herbeigeredet werden, sondern benötigt exzellente Arbeitsbedingungen. Von diesen sind wir aktuell noch weit entfernt. Wer Visionen wie Scholz hat, sollte – nicht zum Arzt – aber doch zu seinem Finanzminister gehen.
Wachsende Exzellenz bei schrumpfendem Budget und steigenden Studierendenzahlen?
Der im Koalitionsvertrag dokumentierten Bereitschaft zur Nachverhandlung über den jährlichen Aufwuchs der Grundfinanzierung der Hochschulen von 0,88 Prozent abhängig von den Tarifentwicklungen erteilte die grüne Senatorin Frau Fegebank jüngst vor dem Akademischen Senat der Uni Hamburg zum wiederholten Male eine Absage. Dem steht gegenüber, dass die Einschreibungszahlen ein erneutes Allzeit-Hoch an den Hamburger Hochschulen feststellen. Das bedeutet mehr Lehrleistung bei schrumpfendem Etat.
Wer über Exzellenz redet, darf über die Qualität der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen nicht schweigen!
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden mehr und mehr von unsicheren Berufsperspektiven und miserablen Beschäftigungsbedingungen abgeschreckt. Insbesondere Frauen steigen in der akademischen Laufbahn aus statt auf. Wer exzellenter Forschung und guter Lehre das Wort redet, darf über die Qualität der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen nicht schweigen. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen in Politik und Wissenschaft nicht nur über Exzellenz sprechen, sondern auch den Rahmen dafür schaffen.
Fredrik Dehnerdt, stellv. Vorsitzender GEW Hamburg
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