Unterschriftenaktion „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ macht Druck für bessere Beschäftigungsbedingungen

Von Dezember 2012 bis Januar 2013 hat die GEW gemeinsam mit den Mitgliedern des Mittelbaus der Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie, Bewegungswissenschaft (EPB) der Universität Hamburg eine Unterschriftenaktion „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ durchführt mit dem Ziel, auf die Probleme bei den Beschäftigungsbedingungen aufmerksam zu machen und konkrete Verbesserungen in der täglichen Arbeitssituation zu erreichen. Hierfür wurden Forderungen aufgestellt, die an das Dekanat gerichtet sind (http://www.gew-hamburg.de/themen/hochschule-und-forschung/unterschriften...).

Enormer Rücklauf, aktiv Sammelnde, Aktivitäten in anderen Fakultäten

Der Resonanz war sehr positiv. Auch dank des Einsatzes vieler Aktiver konnten innerhalb der Fakultät EPB, in der ca. 270 wissenschaftliche Mitarbeiter_innen tätig sind, 201 Unterschriften gesammelt werden. Dies zeigt, dass die auf den Mittelbautreffen diskutierten und formulierten Forderungen einen breiten Rückhalt bei den Beschäftigten finden. Zudem wurde diese Aktivität in den anderen Fakultäten positiv wahrgenommen: In der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wird eine ähnliche Unterschriftenaktion diskutiert, auch an der Fakultät Sprach-, Geist- und Kulturwissenschaften gibt es Überlegungen, eine vergleichbare Aktion zu initiieren. Die Unterschriften wurden am 13. Februar auf einer Sitzung des Fakultätsrats an das Dekanat übergeben, das die Einladung annahm, auf dem EPB-Mittelbautreffen am 10. April zu den Forderungen Stellung zu nehmen.

Dekanat stellt Verbesserungen in Aussicht

In dem Gespräch wurden die einzelnen Punkte der Unterschriftenaktion gemeinsam mit der Dekanin, Frau Prof. Dr. Eva Arnold, diskutiert und jeweils erwogen, was folgen soll:

Festgestellt wurde, dass keinE anwesende DoktorandIn eine Promotions- bzw. Betreuungsvereinbarung abgeschlossen hat, obwohl dies in der Prüfungsordnung vorgesehen ist (§7). Daraus resultierte die Absprache, dass Eva Arnold in Zusammenarbeit mit Prodekanin Prof. Dr. Gabriele Kaiser das Thema weiter verfolgt und Vorlagen für solche Vereinbarungen erstellt werden.

Zur Forderung, mehr Vollzeitstellen anzubieten, da halbe Stellen kaum zur Lebenssicherung reichen, wurde mitgeteilt, dass dieses Geld koste, das beim gedeckelten Haushalt der Fakultät nicht zur Verfügung stehe. Dieses Thema müsse politisch (innerhalb der Gesamtuniversität, aber auch im politischen System) immer weiter verfolgt werden.

Zur Forderung, dass langfristig anfallende Aufgaben in Forschung und Lehre unbefristet besetzt werden, wurde von einer erfreulichen Entwicklung berichtet: In der strukturellen Planung der Fakultät werden WiMiLe-Stellen (Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen für die Lehre) in der Regel als Dauerstellen geplant. Das heißt für die Zukunft, dass im Struktur- und Entwicklungsplan (StEP) der Universität geführte Stellen unbefristet besetzt werden sollen. Hier werden Mittelbau und GEW den Prozess entsprechend weiterverfolgen.

Da keine der anwesenden Personen auf einer Drittmittelstelle arbeitet, die deutlich kürzer als die Projektlaufzeit läuft, konnte nicht festgestellt werden, ob/dass das an dieser Fakultät überhaupt ein relevantes Problem ist. Frau Arnold forderte dazu auf, mitzuteilen, wenn das auf MitarbeiterInnen zutrifft. Falls das über den Einzelfall hinaus gehen sollte, dann wäre es auch aus ihrer Sicht sinnvoll, das Thema weiterzuverfolgen - allerdings falls sich keine entsprechenden Fälle finden lassen, sieht sie nicht die Notwendigkeit, hier einzugreifen. Also: Falls ihr betroffen seid: Meldet euch bei uns SprecherInnen!

Für die Einrichtung von Tenure-Tracks für Postdocs sieht Eva Arnold keine Chance und auch keine Möglichkeit. In Bezug auf die Eingruppierung sieht Eva Arnold keinen Handlungsspielraum innerhalb der Fakultät, sondern nur im Personalamt. Der Mittelbau wird sich informieren, welche Bedingungen für die Eingruppierung in die Entgeltgruppe 14 gegeben sein müssen.

Die Familienfreundlichkeit des Arbeitsplatzes ist Eva Arnold durchaus ein Anliegen. Die in der Sitzung vorgebrachte Idee, dass die Semestergebühren von der Universität übernommen werden, wenn Promovierende Kinder haben, wird Eva Arnold im Familienbüro der Universität vorbringen. Inwiefern Gremientätigkeit als Teil der Arbeitszeit vorgesehen ist und tatsächlich auf die Arbeitszeit angerechnet werden kann, ist unklar. Nach einer Klärung, wo und wie das geregelt ist, wird sich ggf. erneut mit diesem Thema befasst.

Beschäftigte werden die Entwicklungen begleiten

Insgesamt entstand der Eindruck, dass das Dekanat durchaus gewillt ist, konkrete Probleme anzugehen – jedoch alle Forderungen, deren Umsetzungen finanzrelevant sind, als nicht realisierbar erscheinen, solange keine klaren Signale (und mehr Geld) von Seite der Behörde für Wissenschaft und Forschung kommen. Die Unterschriftenaktion war der Anstoß für eine Entwicklung, die die GEW und die Beschäftigten weiterführen werden. Auf den nächsten EPB-Mittelbautreffen am 8. Mai, 5. Juni und 10. Juli werden die Themen weiter behandelt und die Teilerfolge diskutiert. Nicht auszuschließen ist, dass die Beschäftigten durch weitere Aktivitäten den Forderungen Nachdruck verleihen. Rückenwind kommt dabei auch aus der Politik.

Rückenwind aus der Politik: Behörde für Wissenschaft und Forschung (BWF) richtet Arbeitsgemeinschaft „Gute Arbeit an Hamburgs Hochschulen“ ein

Auch im Zuge der bundesweiten Kampagne der GEW für den ‚Traumjob Wissenschaft‘, dem Templiner Manifest und dem Herrschinger Kodex, wächst in der Politik das Bewusstsein dafür, dass gute Forschung und Lehre einerseits und gute Beschäftigungsbedingungen andererseits zwei Seiten einer Medaille sind. Dies ist auch in der Hamburger Politik angekommen. Die Behörde für Wissenschaft und Forschung (BWF) hat eine Arbeitsgemeinschaft „Gute Arbeit an Hamburgs Hochschulen“ einberufen, die in einem Code of Conduct Leitlinien zur Begrenzung prekärer Beschäftigung erarbeiten soll. In dieser AG sitzen u.a. Vertreter_innen der Beschäftigten der Hochschulen sowie ein Vertreter der GEW.

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