Politikerinnen und Politiker beschwören sie gern in Sonntagsreden: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Realität sieht für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zumeist anders aus.
Mit dem jetzt in zweiter Auflage erschienenen Rechtsratgeber möchte die GEW Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern helfen, ihre Rechte kennenzulernen und durchzusetzen.
Politik und die Institutionen des Wissenschaftssystems sind sich einig in den Forderungen nach Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) haben gezielt Förderprogramme bzw. -instrumente entwickelt, Hochschulen und außerhochschulische Forschungseinrichtungen lassen sich als „familiengerecht“ zertifizieren oder streben nach „Total E-Quality“. Doch nicht zuletzt angesichts der wachsenden Drittmittelfinanzierung und der damit einhergehenden Zunahme befristeter Arbeitsverträge und Stipendien drängt sich die Frage auf, inwieweit Chancengleichheit in der Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Qualifizierung durch die aktuell vorhandenen Maßnahmen allein zu realisieren ist.
Der vorliegende Ratgeber will bei dieser Frage weiterhelfen. Er soll dazu dienen, (angehende) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die eigenen Rechte und bestehenden Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Qualifizierung zu informieren, damit diese auch tatsächlich eingefordert und wahrgenommen werden können.
Dabei nehmen wir zum einen die Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie von Eltern und Nicht-Eltern in den Blick. Zum anderen betrachten wir Chancengleichheit und Vereinbarkeit aber auch aus der Perspektive der unterschiedlichen finanziellen Rahmenbedingungen, die die Qualifizierung in der Wissenschaft beeinflussen.
Die Autorinnen und Autoren, Svenja Bernstein-Derichs, Michael Frey, Anne Krüger und Anna Schütz, gehen von einem weiten Familienbegriff aus, der alle nicht-verwandtschaftlichen und nicht-ehelichen Lebensformen einschließt, in denen Sorgearbeit auch gegenüber Nicht-Angehörigen geleistet wird. Neben der Betreuung von Kindern beinhaltet Sorgearbeit immer auch die Sorge für ältere und kranke Menschen sowie für Menschen mit Behinderung. Der Ratgeber konzentriert sich auf den Aspekt der Schwangerschaft und der Kinderbetreuung. Er betrachtet die bestehenden rechtlichen Regelungen sowie die finanziellen Rahmenbedingungen, unter denen diese Art der Sorgearbeit mit der wissenschaftlichen Qualifizierung vereinbart werden soll.
Der Ratgeber kann in der GEW-Geschäftsstelle abgeholt oder kostenlos im Internet heruntergeladen werden.
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